Sacramento Kings überraschen in der NBA: Hoffnungsspendende Kuhglocken
Die Basketballer der Sacramento Kings ärgern in den Playoffs mächtig den Titelverteidiger. Am Mittwoch ist der nächste Clou geplant.
E s fehlte nur ein Punkt am Sonntagabend in San Francisco und die Sacramento Kings wären in der bislang aufregendsten Playoff-Serie der NBA-Saison dem Titelverteidiger Golden State mit Drei zu Einem Spiel davongezogen. Doch die erfahrenen Warriors, die in den vergangenen acht Jahren sechs Mal im NBA-Finale standen, schafften es gerade noch einmal, den jungen Star der Kings, De’Aaron Fox, in den letzten Spielsekunden an einem Siegwurf zu hindern.
Bei dem Versuch, in bewährter Manier im letzten Augenblick das Spiel zu entscheiden, so der Aberglauben der Anhänger, hat Fox auch die vertraute Geräuschkulisse gefehlt, mit der ihm während der gesamten Saison seine Fans Mut gemacht haben. Die Kuhglocken, mit denen die Kings-Fans trotzig ihren Stolz darauf bekunden, vom Land zu kommen, waren nämlich in der vornehmen Großstadt San Francisco, dem Heim der mondänen Warriors, untersagt worden.
Am Mittwoch (Ortszeit), zuhause in Sacramento, werden sie dann jedoch wieder erklingen und den Kings dabei helfen, die Hoffnung auf eine Sensation wach zu halten. Niemand hätte zu Beginn der Spielzeit 2022/23 geglaubt, dass es die Kings überhaupt in die Playoffs schaffen. Hätte jemand behauptet, dass sie dabei in der ersten Runde dem amtierenden Champion derart die Hölle heiß machen, wäre er oder sie als Fantastin abgestempelt worden.
Am wenigsten hatten die Sacramento-Fans selbst daran geglaubt. 16 Jahre ist es her, dass das Team aus der Mitte des landwirtschaftlichen Central Valley von Kalifornien das letzte Mal in der Ausscheidungsrunde um die Meisterschaft stand. „Sie haben das ganze Jahr lang fantastisch gespielt, aber bis sie sich tatsächlich für die Playoffs qualifiziert hatten, hat sich hier in Sacramento niemand so recht getraut, wirklich daran zu glauben“, sagte kürzlich Stadionsprecher Scott LaMoak gegenüber dem lokalen Fernsehsender KCRA.
Wachsendes Selbstbewusstsein
Doch im Verlauf der vier Playoff-Spiele gegen Golden State begann das Underdog-Gefühl der Kings zu einem immer solideren Selbstbewusstsein anzuschwellen. Die Kuhglocken, welche die Vorurteile gegen die Hinterwäldler ironisch auf die Schippe nehmen, beginnen immer bedrohlicher in den Ohren der Warriors und anderer großer NBA-Teams zu läuten. Vielleicht wurden sie auch deshalb im schicken Mission District von San Francisco verboten.
Dabei haben die beiden kalifornischen Mannschaften mehr gemein, als sich dies zumindest die Warriors eingestehen wollen. Mehr als einmal wurden in dieser Saison De’Aaron Fox und Kevin Huerter mit den Splash Brothers verglichen, dem dynamischen Duo Stephen Curry und Klay Thompson, die bei den Warriors den Kern des beständigen Erfolgsteams bilden. Nur dass sie frischer und unverbrauchter sind. So hat Fox bislang zumindest von der Statistik her in den Playoffs den zweifachen Liga-MVP Curry deutlich überflügelt.
Zufall sind die Gemeinsamkeiten zwischen den Warriors und den Kings freilich nicht. Der Mann, der den Kings, die 16 Jahre lang auf keinen grünen Zweig zu kommen vermochten, auf die Erfolgsspur verhalf, kam direkt aus San Francisco. Bevor Mike Brown im vergangenen Jahr Cheftrainer in Sacramento wurde, koordinierte er unter Steve Kerr die Defensive der Warriors.
Darüber, dass man in der ländlichen Hauptstadt des Staates die Ideen, die er aus der Stadt mitgebracht hat, so schnell umgesetzt hat, ist Brown freilich selbst erstaunt. „Ich habe gewusst, dass dieses Team das Potenzial hat“, sagt der frisch gewählte Trainer des Jahres. „Dass wir so schnell zusammenfinden, verblüfft mich allerdings selbst“.
Das ist für Brown jedoch kein Grund, falsche Demut an den Tag zu legen. „Wir sind nicht zufrieden damit, überhaupt in den Playoffs zu stehen. Wir wollen um den Titel spielen.“ Wenn nicht dieses Jahr, dann im nächsten. Und so wird sich die NBA wohl an die Kuhglocken aus Sacramento gewöhnen müssen.
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