: Sackgassen und Holzwege
Betr.: „Von Kärnten lernen“, taz nord vom 8. 3. 06
Der Artikel zeichnet sich aus durch den Tenor, dass das touristische Angebot Schleswig-Holsteins kritisch betrachtet und in der Konsequenz als zu mickrig bewertet wird. Man könnte aber noch einen Schritt weiter gehen und nachweisen, dass Schleswig-Holstein seine möglichen Gäste, aber auch seine Landbewohner, richtiggehend aus der Landschaft vergrault. Betrachtet man die touristischen Möglichkeiten für Wanderer, Radfahrer und Reiter, so stößt man im Binnenland flächendeckend auf systematisch angelegte Sackgassen und Holzwege, außer man betrachte die zugedröhnten Radwege am Rand der Bundesstraßen/Kreisstraßen als ernst zu nehmendes Angebot. Im Zuge der Flurbereinigung der 60/70er des vorigen Jahrhunderts sind, hoch subventioniert durch die damalige EG, nicht nur tausende Kilometer von Knicks in Schleswig-Holstein zerstört worden, es wurden auch bewusst im Interesse der ländlichen Grundeigentümer und der Jägerschaft die meisten traditionellen Wege durch die Feldflur zwischen den Dörfern gekappt. Oft fehlen nur ein paar hundert Meter als Verbindungsstück zum nächsten Weg. Die wenigen geteerten Wirtschaftswege, auf denen sich die Trecker der Landwirte, Radfahrer, Wanderer, Reiter, motorisierten Hunde-Gassi-Fahrer und Jäger-Jeeps Konkurrenz machen, sind weniger als ein dürftiger Ersatz. Bezeichnenderweise stehen am Ende der Sackgassen meist Jägerhochsitze als Zeichen dafür, dass die gesamte Landschaft auf die Interessen einer Hand voll Interessierter je Dorf zugeschnitten worden ist. Jahrhundertealte Allmende ist ohne Not und ohne Bezahlung privatisiert worden. Beliebt ist es auch, Wege zuwachsen zu lassen oder wegzuackern, damit sich bloß kein Wanderer in der Feldflur verirrt. Nicht zu vergessen auch weiträumig eingezäunte Waldstücke wie der kilometerlange Sperrzaun im Süden des Sachsenwalds. Wer so schäbig seinen Gästen und Bewohnern die Möglichkeiten, ohne Auto und ohne störende Eingriffe die Natur zu erleben vorenthält, wird auch mit einer teuren Public-Relation-Kampagne wenig Erfolg haben. Der Absender ist der Redaktion bekannt