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SPD und Grüne für KoalitionsverhandlungenDie rot-grüne Verlobung

Landesvorstände von SPD und Grünen sprechen sich für eine Koalition aus. Der Ausbau der A100 wird in Frage gestellt, aber nicht grundsätzlich aufgegeben.

Die willigen Grünen: Ramoa Pop, Renate Künast, Daniel Wesener, Bettina Jarasch und Volker Ratzmann am Montagabend Bild: dpa

Es sind die Grünen, die zuerst vor die Mikros treten. Um 19.33 Uhr am Montagabend schreitet die fünfköpfige Sondierungsgruppe die Treppe der Landesgeschäftsstelle hinunter und stellt sich die Presse. "Wir haben beschlossen mit der SPD Koalitionsverhandlungen aufzunehmen", sagt Landeschefin Bettina Jarasch nach den Beratungen mit dem grünen Landesvorstand. Und: "Wir haben das Ziel Berlin ökologischer und sozialer zu gestalten." Man stehe bereit für eine "faire, vertrauensvolle und tragfähige Koalition über die volle Legislaturperiode". Die endgültige Entscheidung über die Aufnahme der Koalitionsverhandlungen soll ein Parteitag am Freitagabend treffen. Die eigentlichen Gespräche mit der SPD könnten dann in der nächsten Woche beginnen.

Wenig später hüpfte auch die SPD mit ins Boot. "Mit einer übergroßen Mehrheit mit drei Gegenstimmen ist beschlossen worden, Koalitionsgespräche mit den Grünen aufzunehmen", sagte der SPD-Landesvorsitzende Michael Müller nach einer zweistündigen Sitzung des Parteivorstands. "Uns verbinden sehr viele Punkte, die uns sehr wichtig sind". Theoretisch hätte die SPD auch mit der CDU koalieren können.

Möglich würde Rot-Grün, weil der größte Knackpunkt bei den Sondierungsgesprächen in der vergangenen Woche aus dem Weg geräumt wurde: der Weiterbau der A100 - die SPD ist dafür, die Grünen sind dagegen. Der Konflikt wird nun versucht zu umschiffen: Man habe bei den Sondierungsgesprächen vereinbart, dass die Koalition sich "aktiv und ernsthaft" dafür einsetze, dass die Gelder für die Verlängerung der Stadtautobahn umgewidmet werden, so Grünen-Landeschef Daniel Wesener am Montagabend. Das Geld solle in den Erhalt und die Sanierung maroder Bundesstraßen fließen. Das Zugeständnis der Grünen: Der Bau wird nicht grundsätzlich aufgegeben. Wesener betonte aber, dass die Bundesgelder frühestens 2013 freigegeben würden - wenn überhaupt.

Über den Punkt habe man "zäh und hart" diskutiert, gestehen die Grünen. Ganz aus der Welt ist die A100 aber nicht, wie die SPD später betont. "Wir haben festgehalten, dass das Projekt der A 100 nicht grundsätzlich aufgegeben wird. Sondern, dass es auf Bundesebene Gespräche geben wird, ob diese Mittel nicht umgewidmet werden können", sagte Müller. Solle das nicht der Fall sein, werde die A 100 gebaut. Wesener versicherte dagegen, dass die Umwidmung gelingen wird. "Das wird klappen."

Darüberhinaus einigten sich beide Parteien auch auf ein Klimakraftwerk, den Ausbau der Ganztagsschulen und die Begrenzung von Mietsteigerungen.

Für die SPD hatte eine fünfköpfige Gruppe bestehend aus dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, Landeschef Michael Müller, Mark Rackles, Dilek Kolat und Iris Spranger die Sondierungsgespräche geführt. Dem Vorstand, der nun die Aufnahme der Koalitionsverhandlungen beschloss, gehören über 30 Personen an.

Bei den Grünen waren nur sieben Leute im Landesvorstand zu überzeugen. Mit dem Entscheid über die Koalitionsgespräche endet auch der Berlin-Ausflug von Renate Künast. Die Grünen-Spitzenkandidatin hatte vor der Wahl angekündigt, wieder in die Bundespolitik zurückzugehen, sollte sie nicht Regierende Bürgermeisterin werden. Sie fühle sich „gut, richtig gut“, sagte sie am Montagabend. Es sei ihr Ziel gewesen, Berlin zu einem „Aufbruch“ zu verhelfen. Dann lächelt sie sogar. Ein wenig.

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12 Kommentare

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  • F
    fschr

    I'm not convinced.

  • T
    Tom

    Die Grünen habe die Chance, mittelfristig allein zu regieren. Die Wowi-Berlin-SPD-Partei wir ihr dabei "nicht" helfen!

  • G
    Gurkentruppe

    Die sehen ja aus wie eine Kreuzung aus Bergmannstraße und Kollwitzplatz beim Tratsch vor dem Bio-Laden. Wer sich das Bild ansieht und glaubt diese Leute werden jetzt mit Wowereits Truppe endlich die Probleme Berlins lösen, der muß schon wirklich links sein. Nicht, daß es irgendeine Partei mit wirklich ernstzunehmendem Personal bei der Berlinwahl gegeben hätte. Die einzige Lösung bieten die Piraten mit der Idee echter Demokratie. Nur so lassen sie ideologische wie wirtschaftliche Lobbys umgehen. Diese Truppe hier könnte man sich im wahrsten Sinne des Wortes sparen. Die kosten nur. Würde man da einfach das berliner Ämterchaos weiterlaufen lassen und ein paar Jahre ohne Regierung leben, dann wäre das Ergebnis bestimmt nicht schlechter. Billiger auf jeden Fall.

  • V
    VJR

    Und so ist der Konflikt von Anfang an drin. Wie TAZ schreibt (Müller: Solle das nicht der Fall sein, werde die A 100 gebaut. Wesener: Die Umwidmung wird gelingen). Denn aufgeschoben ist ja kaum aufgehoben:-)

    Warum können die Bezirke in Proporz arbeiten, und das Land nicht? Muss man die Abgeordneten immer noch in zwei – zufällige, willkürliche – Hälften teilen? Stammt ja noch aus den Zeiten von "Teile und herrsche"...

  • S
    Schneider

    Künast begnügt sich nicht mit der "neuen Rolle" im Berliner Senat und verrennt sich wie die Grünen in irgendwelchen anderen Halbwahrheiten.

    Arme Berliner werden dadurch nicht reicher.

  • J
    JMF

    Wenn die Grünen umfallen und ein zentrales Wahlversprechen brechen (A100) schreibt die TAZ:

     

    "Der Ausbau der A100 wird in Frage gestellt, aber nicht grundsätzlich aufgegeben."

     

    irgendwo auf Seite 3....

     

    Voll der unabhängige Journalismus!

  • A
    axel

    Was sagt denn die grüne Basis, die vehement gegen den Ausbau der A100 gekämpft hat, zu diesem "Kompromiß" abweichend vom Wahlprogramm und jeglichen Wahlaussagen der Grünen?

  • U
    universaldilettant

    p { margin-bottom: 0.21cm; MitMit dem Mit

     

    Versendet die taz jetzt geheime botschaften?

  • R
    reblek

    "... die fünfköpfige Sondierungsgruppe ... stellt sich die Presse..." - Wozu stellt sie sich "die Presse" Zum Abschießen? Und wo stellt sie sie hin?

    "Theoretisch hätte die SPD auch mit der CDU koalieren können." - Wieso "hätte"? Noch gibt es keine Koalition und die SPD könnte immer noch mit der CDU...

    "p { margin-bottom: 0.21cm; Mit" (???)

  • B
    Bernd

    Gracias! Muchas Gracias für den Kommentar, Enzo Aduro. Wie wahr, wie wahr. Hau ab, Renate! Das Spiel auf diesem Spielfeld ist gelaufen.

  • FP
    Frank P.

    Na toll! Die hohen Mieten haben sie schon wieder vergessen. Ich verstehe auch nicht warum die TAZ da nicht mehr nachhakt?! (oder gar nachhackt!)

  • EA
    Enzo Aduro

    Die Künast ist ja immer noch auf den Fotos! Ab zu Jürgen!