Russlands Fußball im Höhenflug: Von Sieg zu Sieg
Russlands Fußball, so scheint es, folgt nach mageren Jahren nun den Erfolgen der Politik. Was vor allem Anerkennung von außen bringt - und die ist heiß ersehnt.
MOSKAU taz Basketball-Europameister, Eishockey-Weltmeister, Zenit Petersburg gewann den Uefa-Cup, es gab einen Sieg im Euro-Sängerwettbewerb. Und jetzt noch der Erfolg der Fußballer. Russland ist aus dem Häuschen. Die Nacht nach dem Coup gegen Schweden wurde durchgefeiert. Auch darin gehören die Russen zu den Weltbesten.
Schon nach dem Sieg über Griechenland versank das Land im Freudentaumel. Das nächste Ziel heißt nun: "Russland Europameister!" Der Fußball, so scheint es, ist nur eine logische Fortsetzung der erfolgreichen Politik des Kreml unter Putin, der das Land politisch zurück in die Liga der Weltmächte kickte. Nicht ganz so fair und anmutig wie seine Fußballer. Sport und Politik sind in Moskau eng miteinander verknüpft. Bindeglied ist das Geltungsbewusstsein einer Nation, die sich ausschließlich über Anerkennung von außen definiert.
Den tiefenpsychologischen Konnex zwischen Sport, Politik und Erfolg brachten unterdessen russische Fans beim Schwedenspiel unbewusst auf den Punkt. Sie feierten Peter den Großen und dessen Sieg im Nordischen Krieg über Schweden auf riesigen Transparenten, flankiert von der Seekriegsflagge: "Wir wiederholen die Heldentat unserer Vorfahren!" Das Schlachtenglück gegen war nicht zuletzt der neuen russischen Flotte geschuldet. Dem war vorausgegangen, was Moskau bewusst verschweigt: Zar Peters Lehrjahre im Westen. Sonst gäbe es weder Flotte noch Nähe zu Europa.
Auch die russische Elf wurde erst schlagkräftig unter der Supervision des Holländers Guus Hiddink. Er zwang die Elf zu Disziplin, eine in Russland defizitäre Ressource, meint der frühere Auswahlstürmer Sergej Juran. Russland hat keine brauchbaren Coachs, oben mitspielen kann es nur, wenn es sich auf Europa einlässt. Im Fußball wie in der Politik. Klaus-Helge Donath
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