Nowogorsktaz | Eine Mannschaftsbesprechung im Mittelkreis des Trainingsplatzes. Ein paar milde Worte im altväterlichen Ton, die Trainer Stanislav Tschertschessow an die Spieler der russischen Nationalmannschaft richtet. Ein paar Hindernissprints, damit es am Abend ein paar frische Bilder vom Training der Sbornaja vor ihrem Viertelfinale gegen Kroatien gibt.
Auf den anderen Seite das Torwarttraining. Dann ist Schluss, die Reporter müssen die Tribüne neben dem Trainingsplatz räumen. Die Mannschaft soll in Ruhe trainieren können.
Es ist, wie es immer ist, wenn es heißt, dass die ersten 15 Minuten des Trainings offen seien für Medienverteter. Dem Erfolgsgeheimnis der Mannschaft, die ihren Gegnern vor allem athletisch überlegen war, kann man in dieser Viertelstunde gewiss nicht auf die Spur kommen. Vielleicht gibt es etwas anders zu entdecken in Nowogorsk, jenem vergleichsweise schmucken Ort nordwestlich von Moskau.
Moskauer Schweiz nennt sich diese Region, in der die Landschaft ein wenig welliger ist als sonst rund um die Hauptstadt herum. Sie haben es also ganz nett in ihrem Team Base Camp, wie es im schönsten Fifa-Sprech so hässlich heißt. Nobel ist es indes nicht.
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WM 2018 Gewinnerprognose
Wer gewinnt die WM 2018 in Russland? Frederic Valin hat sich alle Teams der WM angeschaut. Seine Prognosen finden Sie auf dieser Karte.
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Die auch in Russland wahrlich nicht schlecht bezahlten Profis sind untergebracht im Wohnkomplex der Sportschule Nowogorsk, zusammen mit anderen russischen Sportlern, die da gerade trainieren. In dieser Einrichtung, die direkt dem russischen Sportministerium unterstellt ist, trainieren etliche der besten russischern Sportler.
Es gibt ein Leichtathletikstadion, mehrere Trainingshallen, ein Eisstadion, ein paar Schwimmbecken, eine Fechthalle, Reitanlagen und Schießstände. Nowogorsk ist die zentrale Medaillenschmiede Russlands. Wenn sich die Fußballnationalmannschaft dort einfindet, begibt sie sich unter staatliche Aufsicht. Der Profisport Fußball wird dann zum Staatssport.
Mit Bremsflüssigkeit gedopt?
In Nowogorsk sind etliche der Dopingproben genommen worden, die manipuliert worden sind, nachdem man festgestellt hat, dass sich verbotene Substanzen darin nachweisen ließen. Dass auch russische Fußballer in dem zu Berühmtheit gekommenen Doping-Report des kanadischen Anwalts Richard McLaren auftauchen, kann also nicht verwundern. Ernst genommen hat das indes weder die Fifa, noch die sportinteressierte Öffentlichkeit Russlands. Weil die russische Nationalmannschaft sang-und klanglos in der Vorrunde der WM 2014 ausgeschieden war, machte ein Witz in Russland die Runde. Gedopt? Womit denn? Mit Bremsflüssigkeit?
Seit nun aber die Russen ihren Gegnern ein ums andere Mal davonlaufen, läuft der Verdacht wieder mit. Fragen dazu sind unwerwünscht. „Wir benatworten nur Fragen zum Spiel“, raunzte Trainer Tschertschessow einen Reporter an, der es wagte auf der Pressekonferenz das Thema Doping anzusprechen. Er macht sich ohnehin rar und tritt nur bei den offiziellen Fifa-Pflichtterminen auf.
WM 2018: Und raus bist du!
Kroatien ist bei dieser WM genau genommen nicht ausgeschieden. Das Finale haben sie trotzdem mit 2:4 gegen Frankreich verloren. Und Mandzukic (Foto) geht als erster Eigentorschütze in die WM-Geschichte ein.
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dpa
Belgien verliert das Halbfinale mit 1:0 gegen Frankreich. Im Spiel um den dritten Platz können die Belgier jedoch punkten: sie gewinnen 1:0 und erklimmen damit das WM-Treppchen. Ein historischer Erfolg.
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AP
Ein zerplatzer Traum: Die letzte WM-Finalteilnahme der Engländer war im Jahr 1966 im eigenen Land. Auch dieses Mal hat's nicht gereicht; die Mannschaft verliert im Halbfinale 2:1 gegen Kroatien. Auch im Spiel um den dritten Platz müssen sie sich geschlagen geben: Belgien gewinnt 1:0.
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AP
Igor Akinfeew, im Achtelfinale gegen Spanien noch Elfmeterkiller, muss diesmal zu oft hinter sich schauen. Dennoch: Das in der Fifa-Rangliste schwächste Team hat sich hervorragend geschlagen, Zeiter in der Gruppe A, Spanien rausgeworfen, gegen Kroatien im Viertelfinale gut mitgehalten. Tolles Heimturnier.
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Reuters
Weit gekommen, gut verteidigt, Deutschland und die Schweiz rausgeschmissen: Schweden scheitert erst im Viertelfinale mit 0:2 gegen England.
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Brasilien war stark. Aber Belgien war stärker. Das Aus für Neymar und Co kam im Viertelfinale nach einem 1:2.
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Uruguays Torwart Muslera patzt: Frankreich gewinnt das erste Viertelfinale mit 2:0, die Urus (ohne den verletzten Cavani) sind raus. Dennoch: Starker WM-Auftritt von Uruguay. Souverän in Gruppe A gewonnen und ein gutes Achtelfinale gegen Portugal abgeliefert.
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Reuters
Achtelfinale. England gewinnt gegen Kolumbien. England gewinnt gegen Kolumbien im Elfmeterschießen. Kein Witz. Kolumbien fährt heim.
Die Schweizer können ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden. Emil Forsberg erzielt für Schweden in der 65. Minute den einzigen Treffer des müden Achtelfinales. Michael Lang (Schweiz, Foto) schleicht vom Platz.
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dpa
Japan schockt im Achtelfinale die favorisierten Belgier mit einem Doppelschlag nach der Pause: erst Haraguchi, dann Inui (Foto). Doch Belgien kommt zurück und schafft mit einem Tor in der Nachspielzeit den Lucky Punch. Japan muss heimfahren.
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Torhüter Guillermo Ochoa kann dem Ball nur noch entgeistert hinterhergucken - das 2:0 durch den Brasilianer Willian besiegelt das Ausscheiden von Mexiko, das einigen bis dahin als Geheimfavorit gegolten hatte.
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Kroatien setzt zum Jubel an, Dänemark versteift. Erst im Elfmeterschießen konnten sich die Kroaten durchsetzen und treffen im Viertelfinale auf Russland. Dänemark scheidet als starke Defensivmannschaft im Achtelfinale aus.
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Russlands Torwart Akinfeew hält im Elfmeterschießen zwei Elfer, einen von Koke (im Bild). Die sehr defensiv spielenden Russen kommen ins Viertelfinale. Für Spanien, den Weltmeister von 2012, ist im Achtelfinale Schluss.
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dpa
Ein schönes, faires, sportliches Bild: Cristiano Ronaldo (Portugal, r.) führt den verletzten Edinson Cavani (Uruguay), der zuvor zweimal getroffen hatte, vom Feld. Wenn es ums Ergebnis geht, ist das Bild spiegelverkehrt. Uruguay ist mit weiter, Portugal scheidet im Achtelfinale nach einer 1:2-Niederlage aus.
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Argentiniens Torwart Franco Armani fliegt umsonst: Benjamin Pavard trifft zum 2:2. Frankreich gewinnt das erste Achtelfinale der WM mit 4:3 und zieht ins Viertelfinale ein. Argentinien ist raus!
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Vorrundenaus: Senegal, 4 Punkte, 4:4 Tore, Gruppe H: einmal gewonnen, ein Unentschieden, einmal verloren. Punkt und torgleich mit Japan. Raus wegen Fairplay: Japan hatte am Ende zwei gelbe Karten weniger. Ganz bitterer Abschied für Senegal.
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Polen, 3 Punkte, 2:5 Tore, Gruppe H: Seit 12 Jahren hat Polen mal wieder an einer WM teilgenommen, die Erwartungen der Fans waren hoch. Aber Robert Lewandowski und seine Mitspieler lieferten nicht.
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Panama, 0 Punkte, 2:11 Tore, Gruppe G: Panama hatte bei seiner ersten WM nicht das größte Glück, mit Belgien und England als Gruppengegner. Aber: Die Mittelamerikaner haben ihr erstes WM-Tor geschossen – gegen England! Gegen Tunesien hätte es fast noch zu einem Punkt gereicht. Fast.
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Tunesien, 3 Punkte, 5:8 Tore, Gruppe G: Tunesien war neben Marokko das einzige Außenseiterteam, das versuchte, offensiv zu spielen. Auffällig war, dass die Tunesier am Anfang (Minuten 0 bis 10) und am Ende des Spiels (85. Minute bis Ende der Nachspielzeit) schwach waren. Nach einem knappen Sieg gegen Panama schieden sie aus.
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Deutschland, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe F: Schland unter, das war's. Der amtierende Weltmeister und Gruppenfavorit verliert gegen Mexiko und Südkorea und scheidet damit in der Vorrunde aus. Verdient.
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AP
Südkorea, 3 Punkte, 3:3 Tore, Gruppe F: So sehen glückliche Verlierer aus. Trotz WM-Aus kann sich Südkorea über ein verdientes 2:0 gegen Deutschland freuen. Die Südkoreaner scheiden als Gruppendritter vor Deutschland aus dem Turnier aus.
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dpa
Costa Rica, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe E: Im letzten Spiel sicherte man sich knapp noch einen Punkt. Geholfen hat es nicht: Das Team muss nach der Vorrunde nach Hause fahren.
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Reuters
Serbien, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe E: Zuletzt traf Serbien 2014 in einem Freundschaftsspiel auf Brasilien – und gewann mit 1:0. Vier Jahre später verlieren die Serben 0:2. Damit sind sie raus aus dem Turnier.
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dpa
Island, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe D: Island ist das Team, dass irgendwie jeder mag. Die Isländer spielen körperbetont, aber nicht unfair und sie agieren als Team. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme konnten sie zwar nicht in die K.o.-Phase vordringen, aber sie haben mit drei guten Partien gegen starke Teams eine gute Premiere hingelegt.
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Nigeria, 3 Punkte, 3:4 Tore, Gruppe D: Ach ja, Nigeria. Es ist in den letzten vier Weltmeisterschaften immer dasselbe: Man ist mit den Argentiniern in der Gruppe, um knapp an ihnen zu scheitern.
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Australien, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe C: Australien hat in dieser WM mal wieder überrascht. Aufgrund ihres Kaders, der größtenteils mit Spielern aus zweitklassigen Ligen besetzt ist, wurden die Australier mehr oder weniger abgeschrieben. In einer schweren Gruppe konnten sie aber mit jedem Gegner mithalten – fast.
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Peru, 3 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe C: Peru hat die leidenschaftlichsten Fans der WM – eine riesige WM-Euphorie. Im letzten Spiel zeigten die Peruaner dann, wie stark sie wirklich sind und besiegten Australien mit 2:0.
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Marokko, 1 Punkt, 2:4 Tore, Gruppe B: Marokko ist der Pechvogel der WM. Gegen Iran verlor man wegen eines Eigentores in der 95. Minute. Marokko hat außerdem, im Gegensatz zu vielen Underdogs, das ganze Turnier über versucht, offensiv zu spielen. Gegen Portugal und Spanien war das Team durchaus ebenbürtig.
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Iran, 4 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe B: Der Iran hat bei der WM positiv überrascht. Besonders beeindrucked war, dass die Iraner sich von Spiel zu Spiel verbessert haben. Sie brachten sowohl Spanien als auch Portugal ins Schwitzen.
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Ägypten, 0 Punkte, 2:6 Tore, Gruppe A: Auch Ägypten stellte einen Rekord auf. Im Tor vertraute das Team auf den ältesten Spieler der WM-Geschichte, den 45-jährigen Torwart El-Hadary. Ansonsten bot Ägypten ohne Mohamad Salah im 1. Spiel gegen Uruguay offensiv nichts, Salahs zwei Tore in den anderen Spielen halfen auch nicht mehr.
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Saudi-Arabien, 3 Punkte, 2:7 Tore, Gruppe A: Saudi-Arabien hat einen speziellen Rekord aufgestellt. Mit 5:0 erlitten die Saudis eine der härtesten Eröffnungspleiten der WM-Geschichte. Trotzdem sind sie nicht so schlecht aufgetreten wie erwartet.
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Immerhin teilt der russische Verband auf Nachfrage mit, an welcher Subtanz Wladoimir Granta geschnüffelt hat, bevor er in das Achtelfinalspiel gegen Spanien eingewechselt worden ist. Ammoniak sei es gewesen. Gewichtheber und Kraftsportler schätzen es, weil es ihnen einen Kick versetzt, kurztzeitig die Atemwege ferimacht und das Hirn durchpustet. Was früher die drei kräftigen Ohrfeigen waren, mit denen ein Gewichtheber von seinem Trainer auf die Bühne geschickt wurde, das erledigt heute der Ammoniak.
Ein ganz spezieller Geist
Das ist alles ganz legal – natürlich – und reicht als Erklärung für die furiosen Auftritte der Russen bei diesem Turnier genauso wenig aus wie der ständige Verweis auf den „Charakter des Teams“. Wenn nach dem Training Mittelfeldspieler Alexander Golovin sagt, dass er glaube, man könne die Kroaten schlagen, auch wenn man noch nicht wisse wie, dann mag man ihm seine Zuversicht abnehmen, man möchte aber auch wissen, was er einnimmt. „Wir denken schon auch an den Einzug ins Finale“, sagt er dann noch und schaut mit seinem 22 Jahre jungen Bubengesicht so naiv drein, dass man ihm umgehend den WM-Titel wünschen möchte.
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Dass sie gegen Spanien gar nicht ins Spiel gekommen sind, hat Golowin auch mitbekommen. „Das ist nun mal so, wenn die gegen Spanien spielst.“ Gegen Kroatien werde das wahrscheinlich anders. Was es auf jeden Fall gegen Kroatien wieder geben wird, sind diese langen Bälle nach vorne, die außer den Russen keine Mannschaft mehr schlägt.
Es wird wieder diese Sprints geben, die so unglaublich sind, dass man am liebsten mitstoppen würde. Und es wird wieder die Frage aufkommen, wie das alles möglich ist, bei einem Team, auf das nicht einmal der mutigste Zocker vor dem Turnier einen Pfifferling gewettet hätte. Was die Amis im Sport „Spirit“ nennen, heißt bei den Russen „Duch“. Golowin hat ihn gespürt, diesen ganz speziellen Geist. Er hat etwas Gespenstisches.
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