Russland stoppt Klimaresolution: Klima ist Moskau zu politisch
Die erste Resolution des UN-Sicherheitsrats zum Klimawandel scheitert. Sie sollte den Zusammenhang von Konflikten und Klima benennen.
Die von Irland und Niger angeführte Vorlage forderte, „Informationen über die Sicherheitsauswirkungen des Klimawandels“ in die Strategien für Konfliktmanagement sowie in Friedens- und politische Missionen des Rats einzubeziehen, zumindest manchmal.
In dem Entwurf wurde der UN-Generalsekretär gebeten, Sicherheitsrisiken mit Klimabezug zu „einer zentralen Komponente“ von Bemühungen zur Konfliktvorbeugung zu machen und Bericht zu erstatten, wie sich an besonderen Gefahrenherden mit solchen Risiken befasst werden solle. „Es ist lange überfällig“, dass sich das wichtigste mit der Sicherheit befasste UN-Gremium des Themas annehme, sagte die irische UN-Botschafterin Geraldine Byrne Nason.
Bei der Abstimmung im 15 Mitglieder zählenden Rat votierte neben Russland auch Indien mit Nein, China enthielt sich. Die Gegner des Entwurfs machten geltend, den Klimawandel in den Zuständigkeitsbereich des Sicherheitsrats zu übertragen würde die bei den Klimagesprächen in Glasgow vom November zutage getretene globale Spaltung nur vertiefen.
Der russische UN-Botschafter Wassily Nebenzia erklärte, der Vorstoß würde „ein wissenschaftliches und wirtschaftliches Thema in eine politisierte Frage“ verwandeln und die Aufmerksamkeit von „echten“ Konfliktquellen ablenken. Der Rat bekäme damit einen Vorwand, in praktisch jedem Land der Welt zu intervenieren. „Dieser Ansatz wäre eine tickende Zeitbombe“, sagte Nebenzia.
Indien und China stellten das Konzept in Frage, Konflikte und Klima zu verbinden. Der Sicherheitsrat dürfe keine „politische Show“ abziehen, sagte der chinesische Botschafter Zhang Jun.
Die Befürworter des Vorstoßes erklärten hingegen, es handele sich um einen bescheidenen und vernünftigen Schritt mit Blick auf ein Thema von existenzieller Bedeutung. Der Sicherheitsrat werde die Gefahren des Klimawandels weiter im Blick behalten, sagte der nigerianische Botschafter Abdou Abarry. Die Annahme eines Textes könne zwar mit einem Veto verhindert werden, dieses könne aber die Realität nicht verbergen, sagte er.
Der Sicherheitsrat hat die Auswirkungen des Klimawandels auf die Sicherheit seit 2007 gelegentlich erörtert, und die Vollversammlung äußerte sich schon 2009 „tief besorgt“ über das Thema. Auch Generalsekretär António Guterres schlug bereits Alarm. Vergangene Woche sagte er dem Sicherheitsrat, die Auswirkungen des Klimawandels verstärkten Konflikte und verschärften Verletzlichkeiten.
Der Rat hat Resolutionen verabschiedet, in denen destabilisierende Effekte der Erwärmung an bestimmten Orten erwähnt werden, etwa in verschiedenen afrikanischen Ländern oder im Irak. Die Resolution vom Montag wäre aber die erste gewesen, die Sicherheitsgefahren im Zusammenhang mit dem Klima als eigenes Thema behandelt hätte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Filmförderungsgesetz beschlossen
Der Film ist gesichert, die Vielfalt nicht