: Russische Erde zu kaufen
■ Regionalparlament an der Wolga erlaubt erstmals freien Handel mit Ackerfläche
Moskau (dpa) – Zum ersten Mal hat in Rußland ein Gebietsparlament die freie private Verfügung über Agrarflächen erlaubt. Die Duma – das Parlament – der Wolgastadt Saratow verabschiedete gestern mit 26 Stimmen bei nur drei Gegenstimmen ein Gesetz, daß den freien Kauf und Verkauf von Äckern zuläßt. Dagegen hat die von Kommunisten und Nationalisten beherrschte Staatsduma in Moskau noch im Sommer in einem landesweit gültigen Gesetz den Verkauf von solchen Flächen untersagt. Im September hatte die Staatsduma auch ein Veto von Präsident Boris Jelzin überstimmt. Jelzin will mehr Land in Privathand geben.
Rußland hat in diesem Jahr nach langer Zeit wieder eine Rekordernte eingefahren: Rund 95Millionen Tonnen Getreide sind Landwirtschaftsminister Viktor Chlystun zufolge geerntet worden – ein Drittel mehr als noch im vergangenen Jahr. Chlystun sprach sich ebenfalls für den freien Verkauf von Ackerflächen aus. Das könne die Produktivität erhöhen, indem mehr Land in die Hände wirtschaftlich arbeitender Landwirte gegeben werde.
Auf dem Land mangelt es vor allem an Kapital für Maschinen, Lager für die Ernte, Lastwagen und weiterverarbeitende Lebensmittelfabriken. Die früheren sozialistischen Großbetriebe arbeiten immer noch uneffektiv. Viele haben nach der Wende bloß eine neue Rechtsform erhalten, aber ihre Produktionsabläufe nicht geändert. Immer noch geht so ein Teil der Ernte verloren.
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