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Rumänischer BürgermeisterIn Nazi-Uniform zur Modenschau

Der sozialistische Bürgermeister von Constanta trat bei einer Modenschau in Nazi-Uniform auf. Seine Entschuldigung löst antisemitische Hasstiraden im Netz aus.

Findet nichts dabei, in Nazi-Uniform auf einer Modenschau aufzutreten: Radu Mazare (r.) und sein 13-jähriger Sohn Raducu. Bild: reuters

BERLIN taz | "In erster Linie möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen, wenn ich Sie durch meinen Auftritt in der Uniform eines Wehrmachtgenerals bei der Modenschau am 18. Juli in Mamaia beleidigt oder gekränkt habe." Mit diesem pathetischen Satz beginnt ein Brief des sozialistischen Bürgermeisters der rumänischen Schwarzmeerstadt Constanta, Radu Mazare, in dem er bei seinen jüdischen Mitbürgern um Verzeihung bittet.

Sein Auftritt in der Uniform eines Generals der nazideutschen Wehrmacht, in Begleitung seines ebenfalls in der Uniform eines Nazilandsers gekleideten minderjährigen Sohns, wurde von Holocaust-Überlebenden und jüdischen Organisationen mit Entsetzen registriert. Die rumänische Antidiffamierungsorganisation (MCA) protestierte gegen den unerhörten Vorfall und forderte die rumänische Generalstaatsanwaltschaft auf, gegen den Bürgermeister vorzugehen.

In Rumänien wurde vor dem EU-Beitritt 2007 ein Gesetz verabschiedet, das die Verwendung faschistischer Symbole, die Verherrlichung von Kriegsverbrechern und die Verbreitung rechtsradikaler Hetzschriften unter Strafe stellt. Diese Bestimmungen dienen jedoch vor allem der juristischen Imagepflege auf dem europäischen Parkett.

Der im preußischen Stechschritt über den Laufsteg paradierende Bürgermeister inspirierte die Leser diverser rumänischer Zeitungen zu unerhörten antisemitischen Hassausfällen, die in den elektronischen Foren nachzulesen sind. Ein Leser der Zeitung Gândul, der sich vergangenen Donnerstag unter dem Pseudonym "Heil Hitler" zu Wort gemeldet hatte, kommentierte den Fall Mazare, indem er seinen antijüdischen Ressentiments freien Lauf ließ: "Wenn Sie ein Jude sind, verbringen Sie doch diesen Sommer in Auschwitz! Dort erwarten Sie die Schlingen der Vergangenheit. Verlieren Sie allzu viel Zeit an der Börse? Haben Sie zugenommen? Haben Sie Schmerzen in den Gliedern? Wir haben eine Lösung für Sie! Auschwitz Wellness Tours!

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In den Augen seiner sozialdemokratischen Parteifreunde, die an der Regierung beteiligt sind, ist der Auftritt des Bürgermeisters höchstens ein Kavaliersdelikt. Es ist nicht der erste derartige Ausrutscher eines rumänischen Politikers. Der sozialistische Bürgermeister von Piatra Neamt hatte 2001 Roma in stacheldrahtumzäunte Hühnerställe zwangseinquartieren lassen.

Mit unhaltbaren Äußerungen hatte auch der sozialistische Exstaatschef Ion Iliescu 2003 den Holocaust relativiert. Um sein Image aufzupolieren, setzte er eine Kommission zur Untersuchung des rumänischen Holocaust ein, die 2004 ihren Abschlussbericht vorlegte. Eine Schlussfolgerung besagte, dass das mit Nazideutschland verbündete Rumänien die Verantwortung für den Tod von etwa 380.000 Juden und mindestens 11.000 Roma trägt.

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9 Kommentare

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  • S
    Schach

    Kann mich nur dem Kommentar von 2012 anschließen.

    Mit ein Grund, warum ich mein TAZ-Abo schon längst gekündigt habe. "Qualitätsjounalismus"

  • R
    Rum.Kenner

    Ich als Homosexueller,

    und Kenner der Rumaenischen Szene,

    kann nur sagen,

    ja es gibt Antisemitismus,

    ja es gibt Rumaenischen Faschismus,

    ja es gibt Menschenrechtsverletzungen,

    zum Beispiel gegen Gays, und Lesben, und auch Roma,

    die orthodoxe Kirche Rumaenienns zum Beispiel,

    bezeichnet bis heute, Homosexualitaet, als

    Suende, und als psychische Krankheit.

    Ich hoffe, dass sich das alles, bald wieder aendert.

  • M
    Matthew

    Die rumänische Presse hat sofort und sehr eindeutig Stellung gegen Mazares Auftritt und seine Rechtfertigungen genommen. Siehe B1 TV, evz.ro, etc.

  • 2
    2012

    Ich kann nicht ganz nachvollziehen, wieso die Ausführungen des anonymen Lesers der "Gândul" über zweieinhalb Absätze wiedergegeben werden. Ist sein Geschreibsel irgendwie repräsentativ für die Weltanschauung "der Rumänen"?

  • S
    SlashMe

    Das ist wieder ein typisch deutsches Problem. Lasst die Deppen doch labern. Solange sie nur ihren Dünnsch**** dahin haun ist doch alles ok. Können sich von mir aus auch ihr Hakenkreuz auf die Stirn tätowieren. Um so einfacher sind sie zu erkennen. ;)

     

    Ein halbwegs intelligenzer Mensch mit ordentlicher Erziehung, weiß was er davon zu halten hat. Warum muss immer alles verboten werden. Solange nicht zum Mord o.ä. aufgerufen wird, ist es doch nicht weiter schlimm. Soll doch jeder denken und glauben was er will.

     

    Just my 2 Cent

    /me

  • S
    Sowizo

    @Ralf Houven: Einen größeren Unsinn habe ich selten gehört. Der Standard ist eine linksliberal-orientierte Qualitätszeitung und natürlich tummeln sich im Forum auch einige rechte Spinner, der Großteil aber pflegt einen eindeutigen Tenor gegen solche Umtriebe. Das kann ich als langjähriger Standard-Online-Leser mit aller Bestimmtheit sagen.

     

    Lesen Sie sich einmal die Kommentare zu Artikeln über Martin Graf, Dollfuß oder der "Ungarischen Garde" durch und dann sagen Sie, dort wären rechtes Gedankengut oder Antisemitismus sehr präsent oder erwünscht.

  • J
    Jackabum

    Auch die liberal-konservative Presse ist in ihren online-news sehr großzügig.

    So manche Äußerung über Mr. Obama oder gegen Israel, Türkei oder gegen den Islam

    sind reif für den Verfassungsschutz.

  • L
    Lars

    Die Springer-Online-Medien sind für solche Kommentare auch jederzeit offen.

  • RH
    Ralf Houven

    Ein solcher Kommentar wäre nicht nur in Rumänien möglich gewesen, auch auf den Webseiten der Zeitungen aus Adolf Hitlers Heimatland Österreich nehmen die Nazis in den Leserkommentaren kein Blatt vor den Mund. "Der Standard" ist da z. B. sehr großzügig und bietet solchen bornierten Hirnen gerne ein Forum, um ihre verqueren Ideen auszubreiten.