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Rüstungsgeschäft mit SchwedenSchweizer wollen keine Eurofighter

Die Schweiz will Kampfjets kaufen. Trotz Unterstützung der deutschen Politik unterliegt der EADS-Eurofighter, bestellt wird bei der schwedischen Konkurrenz von Saab.

Mit Alpenpanorama: eine schwedische Militärmaschine vom Typ Saab Gripen während einer Flugschau im Schweizerischen Sion. Bild: dpa

BERLIN taz | Ein Schweizer Taschenmesser in Blau mit drei gelben Schwedenkronen. Ein Elch mit Kuhglocke oder ein Wikingerhelm mit Appenzeller Ornamenten, dazu der Spruch: "Schweiz und Schweden - eine logische Partnerschaft". Der schwedische Rüstungskonzern Saab hat sich etwas einfallen lassen, um in Schweizer Tageszeitungen für sein Kampfflugzeug Gripen zu werben.

Das könnte sich gelohnt haben. Die Schweizer Regierung und ihre Beschaffungsbehörde Armasuisse wollen 22 Jets bestellen. Der Auftrag hat einen Wert von mehr als drei Milliarden Franken. Ausgestochen haben die Skandinavier damit sowohl die französische Rafale als vor allem auch den unter Führung Deutschlands angebotenen Eurofighter.

Das Modell Gripen ist das kleinste und kostengünstigste, aber bislang auch leistungsschwächste der Auswahl. Deshalb muss und soll es vor der Auslieferung noch technisch aufgerüstet werden. Das bringt die rechtspopulistische Schweizer Volkspartei und ehemalige Jetpiloten unter den Schweizer Parlamentariern in Rage. Diese Version des Gripen existiere bisher nur auf dem Papier, bemängeln die SVP-Abgeordneten Roland Borer und Thomas Hurter, die Schweiz müsse sogar die Entwicklung noch mitfinanzieren, bevor das Kampfflugzeug 2015 eingeführt werden könne.

Bei der Baseler Zeitung tauchten geheime Auswertungsberichte auf. Demnach wurde "die Leistung des Gripen" bei "Luft-Luft-Einsätzen sowie Angriffseinsätzen als ungenügend beurteilt". "Die Rafale ist das einzige Flugzeug, welches die Anforderungen der Luftwaffe in allen Einsatzarten erfüllt hat."

Der Eurofighter war also nur dritte Wahl - ein schwerer Schlag für die EADS-Rüstungssparte Cassidian. Sie hatte sich intensiv um den Auftrag bemüht. Der Eurofighter ist zwar leistungsfähiger als der Gripen, aber auch deutlich teurer. Rund vier Milliarden Schweizer Franken soll Cassidian verlangt haben.

Finanzierung völlig unklar

Die Niederlage trifft auch die Bundesregierung. Sie hatte EADS bei den Exportbemühungen aktiv unterstützt. Die Bundeswehr stellte Flugzeuge und Personal für die Schweizer Erprobung zur Verfügung. Der Konzern musste nur einen Teil der anfallenden Kosten erstatten.

Woher das Geld für die Gripen kommen soll, ist weiterhin unklar. Im Herbst 2009 beantragte der Schweizer Verteidigungsminister Ueli Maurer, die Anschaffung vorerst gar nicht zu realisieren. Schon damals fehlten ihm jene 2,2 Milliarden Franken, die er für 22 neue Jets kalkuliert hatte. Nunmehr ist klar, dass selbst die günstigste Beschaffungsvariante mehr als drei Milliarden kosten wird. Im Schweizer Armeehaushalt sind noch keine Mittel eingestellt.

Möglicherweise ist das letzte Wort jedoch noch nicht gesprochen. Manch Schweizer Beobachter glaubt, die umstrittene Wahl des Gripen könne dazu führen, dass die Beschaffung neuer Kampfjets im Parlament gleich ganz gekippt wird.

Für den Fall, dass das nicht passiert, erwägen die Grünen und die Gruppe "Schweiz ohne Armee", im Frühjahr eine Volksabstimmung darüber durchzusetzen, ob die Schweiz überhaupt neue Kampfflugzeuge braucht. Für den Kampf um die Köpfe der Schweizer Bürger hätte Saab mit seiner Anzeigenkampagne dann schon einmal geübt.

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6 Kommentare

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  • C
    Cabrón

    @PeterWolf

     

    Na und? Singapur besitzt auch einige Leopard 2 und die können damit vor Ort nicht mal Übungsschiessen lol

  • P
    PeterWolf

    Gegen wen muss sich die Schweiz eigentlich verteidigen?

    Peer Steinbrück?

    Muammar al Gadaffi?

     

    Ansonsten: selbst wenn die nicht Überschallfliegen, rechnet mal nach, wie lange die mit solchen Flugzeugen von einer Schweizer Grenze zur anderen brauchen.

     

    Die Schweiz ist einfach zu klein für solche Flugzeuge!

  • HH
    Hardy Heron

    Na, warum wohl: Keine Eurofighter für die Schweiz? Wenn Herr Steinbrück mal kurz seine Truppen" in die Schweiz einmarschieren lassen möchte (rein rethorisch natürlich) um Schwarzgeld/Steuern eintreiben zu wollen, und Herr Schäuble demnächst 2-5 Milliarden Abgeltungs- bzw. Quellensteuern aus der Schweiz erhält, muss Deutschland sich nicht wundern, dass die arme Schweiz nun kein Geld mehr für die teuren Eurofighter hat.

  • B
    Branko

    Also daß diese Kampfflugzeuge so bestellt sind, ist noch nicht absolut 100%ig unter Dach und Fach.

     

    In der Schweiz ist das etwas anders als in Deutschland.

     

    In D beschließt die Regierung was, und dann wird das so gemacht. Wenn es die gewählte Regierung beschlossen hat, dann wird man das wohl so akzeptieren müssen.

    In der CH wird bei einer Entscheidung dieser Tragweite mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erst ein Referendum durchgeführt werden. Allerhöchstwahrscheinlich wird das dann mit 49% Beteiligung zu 51% abgelehnt, also die Anschaffung beschlossen.

     

     

    Im Gegensatz zu den anderen europäischen Ländern kann die Schweiz sich eine solche Anschaffung allerdings ohne weiteres (noch) leisten - auch wenn es indiskutabel ist, daß das Geld sogar im Klo besser angelegt wäre.

     

    Aber warum kauft die CH überhaupt diese Dinger?

    Man muß sich das vorstellen, als wenn die BRD 220 neue Kamffugzeuge anschaffen würde - fast doppelt so viele, als die Eurofighteranschaffung damals.

     

    Was wollen die damit? Russland angreifen?

    Nein.

    Das sichere Gefühl haben, wehrhaft zu sein, falls z.B. und vor allem Deutschland doch mal wieder auf die Idee kommen sollte, seine Nachbarn zu überfallen.

     

    Der Eurofighter war ohnhin nie erste Wahl. Wegen der Kosten und der Beteiligung der Deutschen, denen immer noch der stärkste Herrschaftsdrang nachgesagt wird.

     

     

    Aber eine Diskussion in der CH über den Sinn des Umfangs der bestehenden Armee anzufangen ist vergleichbar, als wenn man in Deutschland öffentlich für ein genrelles Tempolimit 130 auf Autobahnen plädieren würde - Ketzerei!

  • M
    menschenfreund

    ...Am deutschen Wesen...

    Ach nee, gelegentlich kann man - auch als Schweizer - von "den Deutschen" lernen.

    Sie sollten sich an die Lockheed F 104, den "Witwen-Macher" erinnern.

    Das Flugzeug war ein "schön-Wetter-Jäger" und wurde zur "eierlegenden Wollmilchsau" umfunktioniert. Der daraus resultierende Tod von 116 Piloten bei 292 Abstürzen sollte zu denken geben.

  • E
    EnzoAduro

    "Trotz Unterstützung der deutschen Politik" wie was? Glauben Sie etwa die Schweden haben nicht auch gemauschelt bis zum geht nicht mehr?

     

    Letztendlich geht es um den Preis.

    Und auch das Deutschland und Frankreich (Dessault Rafalle) zuviel ärger machen wegen SteuerCDs und Abkommen.

     

    Das der Eurofighter besser ist hat im übrigen keiner bezweifelt.