Rückkehr russischer Juniorenteams: Zurück auf der Fußballbühne
Die Uefa wird russische Jugendmannschaften an internationalen Turnieren teilnehmen lassen. Die Ukraine und England kündigen Boykott an.
Russischen Fußballteams unter 17 Jahren ist die Teilnahme an internationalen Wettbewerben wieder erlaubt. Das beschloss das Uefa-Exekutivkomitee am Dienstag auf seiner Sitzung in Limassol auf Zypern. Die einzige Auflage ist, dass sie auf Flagge und Hymne verzichten müssen und ihre Spiele auf neutralem Boden ausrichten müssen.
Begründet haben die Funktionäre diese Entscheidung mit dem Argument, dass Handlungen der Erwachsenen den Kindern nicht das Recht auf internationalen Fußball wegnehmen sollten. „Der Fußball sollte die Botschaften des Friedens und der Hoffnung nicht aufgeben“, teilte das Uefa-Exekutivkomitee mit, das den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine als „Konflikt“ bezeichnete. Gleichzeitig bestätigte die Uefa die Suspendierung der restlichen Mannschaften aus Russland, solange der Krieg in der Ukraine noch tobt.
Für die Turniere der U17-Jugendnationalmannschaften hat die Auslosung bereits stattgefunden, so dass die Uefa jetzt eine technische Lösung finden muss, um die russischen Jugendlichen zu integrieren.
Nach dem Uefa-Beschluss kamen sofort empörte Reaktionen aus Kyjiw. Der ukrainische Fußballverband (UAF) kündigte einen Boykott des Wettbewerbs mit russischer Beteiligung an und rief andere Länder auf, sich dem Boykott anzuschließen. Aus London bekam Kyjiw bereits Unterstützung: „Unsere Position bleibt unverändert: Englands Nationalmannschaften werden in keinem Turnier gegen Russland spielen“, erklärte der englische Fußballverband (FA) in einer Erklärung. Lettland und Polen folgten am Mittwoch dem Beispiel Englands.
Kyjiw besteht auf den Ausschluss
Besonders verärgert war die UAF über die Formulierung der Uefa über die Diskriminierung von russischen Kindern. „Allein in der Ukraine sind seit Beginn des Krieges nach offiziellen Angaben mehr als 500 Kinder gestorben, Tausende von Sportplätzen wurden zerstört, und Hunderttausende von Kindern sind zu Flüchtlingen geworden“, hieß es aus Verbandskreisen.
Kyjiw besteht auf den durch die Uefa und Fifa zuvor getroffenen Ausschluss aller russischen Mannschaften von der Teilnahme an internationalen Wettbewerben. Alle anderen Beschlüsse würden „die aggressive Politik Russlands tolerieren“.
Darüber hinaus hat die UAF beschlossen, die Fifa-Beachsoccer-Weltmeisterschaft 2024 wegen der Teilnahme von Belarus zu boykottieren. Die Ukraine betrachtet ihr Nachbarland als mitschuldig an dem russischen Angriffskrieg, da das Lukaschenko-Regime Russland sein Territorium für Angriffe und Beschuss zur Verfügung gestellt hat. Bereits 2021 hatte die ukrainische Nationalmannschaft sich von der Weltmeisterschaft zurückgezogen, weil sie in Russland ausgetragen wurde.
Ukrainischer Verband ohne Präsident
Inzwischen hat jedoch die Ukraine ein Problem, denn der nationale Fußballverband hat derzeit keinen Präsidenten. Andrii Pavelko, der das Amt zuletzt bekleidete, sitzt seit mehreren Monaten in Untersuchungshaft, weil gegen ihn in einem Korruptionsfall ermittelt wird.
Das hat auch die gute Verbindung des Verbandes zur Uefa abgeschnitten. Pavelko war mit Uefa-Präsident Aleksander Čeferin befreundet. Nach Angaben ukrainischer Medien begünstigte dies die Austragung des Champions-League-Finals 2018 in Kyjiw. Auch der ukrainische Präsident Wolodomir Selenski traf mehr als einmal Čeferin – im Dezember 2021 wurde Čeferin sogar mit dem ukrainischen Orden des Fürsten Jaroslaw des Weisen geehrt.
Innerhalb des ukrainischen Verbandes wird derzeit über den Nachfolger von Pavelko diskutiert. Die Entscheidung der Uefa fiel zeitgleich mit der Ernennung des bekanntesten ukrainischen Fußballers Andrij Schewtschenko zu Selenskis Berater. Nach Beginn des Krieges wurde Schewtschenko Botschafter von United24, einer Spendenplattform, die Geld für die Armee und die Zivilbevölkerung sammelt.
In den ukrainischen Medien wird nun spekuliert, ob die ukrainischen Behörden Schewtschenko zum Amt des Fußballpräsidenten verhelfen wollen. Dies muss jedoch versteckt passieren, um einen Verdacht auf staatliche Einmischung in die Sphäre des Machtbereichs der Uefa zu vermeiden.
Aus dem Russischen
Gemma Terés Arilla
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