Rothaus-Brauerei-Chef Schäuble: "Es geht weg vom Alkohol"
Tannenzäpfle-Pils bringt dem Land Baden-Württemberg jedes Jahr zig Millionen. Der Chef der Staatsbrauerei erklärt, dass Alkoholverkäufer die Zukunft nicht verpennen dürfen.
ROTHAUS taz | Der Vorstand der badischen Staatsbrauerei Rothaus, Thomas Schäuble, sieht das Geschäft mit dem Alkohol auf dem Rückzug. “Der Trend wird immer stärker vom Alkohol weggehen. Da bin ich mir sicher“, sagt Schäuble in einem Gespräch mit der sonntaz. „Es wird gleitend geschehen, aber es wird geschehen. Schwierig für alle, die Alkohol herstellen.“ Rothaus verdankt seine Traumrendite von über 30 Prozent bei einem Umsatz von etwa 84 Millionen Euro bisher vor allem seinem klassischen Pils, das hauptsächlich als „Tannenzäpfle“ in einer 0,33-Liter-Flasche verkauft wird.
Doch seit kurzem bieten die Brauer aus dem Schwarzwald auch ein alkoholfreies Tannenzäpfle und ein alkoholfreies Weizenbier an. Schäuble sagt: "Wir müssen das machen. Das Bewusstsein für Gesundheitsfragen steigt. Wir dürfen nicht machen, was Gorbatschow mit dem Satz beschrieben hat: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben."
Eigentlich ist Rothaus in Angebot und Erscheinungsbild strikt konservativ. Abgesehen vom Radler Zäpfle will Schäuble die Finger von Mischgetränken lassen: "Da würden wir unsere Stammkundschaft verärgern." Auch die Etiketten mit badischem Wappen und der Trachtenfrau namens "Biergit" werden seit Jahrzehnten nicht angetastet. Dennoch hat Rothaus in Großstädten wie Berlin oder Hamburg Erfolg.
Die Brauerei gehört zu einhundert Prozent dem Land Baden-Württemberg. Thomas Schäuble ist der Bruder von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Auch er gehört der CDU an und war bis 2004 Landesinnenminister. Die neue grün-rote Regierung in Stuttgart erschüttere ihn allerdings nicht, behauptet er. Sie gehe behutsam vor: nur zwei neue Rothaus-Aufsichtsräte wurden ausgewechselt. "Zum Glück schätzen die Damen und Herren von Grün-Rot ab und zu ein Tannenzäpfle."
Zu Ministerpräsident Winfried Kretschmann habe er ein sachliches, kollegiales Verhältnis ohne Schärfen. „Also ich schleich ihm jetzt nicht nach, weil er Ministerpräsident ist, da steigt ja die Zahl der Freunde schlagartig. Aber ich kenne ihn verhältnismäßig gut." In dem Interview mit der sonntaz spricht Thomas Schäuble über Ökobier, Strafwandern im Schwarzwald, Flaschen in Politik und Brauereigeschäft, die Politiksucht seines Bruders Wolfgang und warum er selbst die Politik verließ.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Kanzlerkandidat-Debatte
In der SPD ist die Hölle los
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Abschluss G20-Gipfel in Brasilien
Der Westen hat nicht mehr so viel zu melden
CDU-Politiker Marco Wanderwitz
Schmerzhafter Abgang eines Standhaften