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Rote Flora in HamburgFettes Brot spielt ungestört

Der Besitzer der Roten Flora erteilt der Band Fettes Brot Hausverbot. Doch die lässt sich nicht abschrecken und tritt dennoch auf. Die Polizei greift nicht ein.

Klar solidarisch: Das Konzert wurde draußen auf eine Leinwand übetragen. Bild: dpa

HAMBURG dpa | Ein Konzert des Hip-Hop-Trios Fettes Brot in der Roten Flora hat am Wochenende in Hamburg für Wirbel gesorgt. Bevor die Band am Sonntagabend ihr Konzert in dem von Linksautonomen besetzten Haus im Schanzenviertel begann, hatte Flora-Besitzer Klausmartin Kretschmer der Band nach einem Bericht der Hamburger Morgenpost Hausverbot erteilt und Strafanzeige gestellt – „wegen der drohenden Straftat eines Hausfriedensbruchs“.

Doch unter dem Jubel ihrer Fans traten Dokter Renz, Björn Beton und König Boris mit eineinhalbstündiger Verspätung zu ihrem Heimspiel in Hamburg an. Hunderte Menschen verfolgten das Konzert, das über Lautsprecher und auf eine Hauswand übertragen wurde, vor dem autonomen Zentrum.

Laut Hamburger Morgenpost hatte Kretschmer erwartet, dass die Polizei sich schützend vor das Gebäude stelle und das Trio nicht hereinlasse. Dazu hatte am Samstag Polizeisprecher Holger Vehren erklärt: „Nach unserer Bewertung handelt es sich hierbei um eine zivilrechtliche Auseinandersetzung, bei der vorrangig die Zivilgerichte und nicht die Polizei zuständig sind." Zugleich bestätigte er „den Eingang eines Schreibens von Herrn Kretschmer", das sich mit dem Konzert in der Roten Flora befasse.

Eine Aktivistin der Roten Flora bestätigte, dass Fettes Brot Hausverbot bekommen habe. Die Band selbst war vor dem Auftritt nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Auf seiner Facebook-Seite hatte das Trio angekündigt, es werde vor dem Gebäude eine Außenübertragung für all jene geben, „die den Weg nicht in die vordersten Reihen der Schlange geschafft haben".

Der Wirbel um den geplanten Auftritt der Hip-Hopper war nicht der erste Disput zwischen Kretschmer und den Hausbesetzern. Zuletzt war bekanntgeworden, dass Kretschmer die Rote Flora zu einem sechsstöckigen Kulturzentrum mit Konzerthalle ausbauen will. Die Linksautonomen hatten die Pläne als grotesk bezeichnet und Widerstand angekündigt.

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11 Kommentare

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  • P
    Pete

    Fettes Brot haben nichts mit dem politischen Quark der Roten Flora am Hut. Die finden nur günstige Auftrittsorte okay. Die wissen schon, dass etwas radical chic dazu gehört.Emanuela ist absoluter Kommerz und der Auftritt halt PR. Mit Gewalt der Flora aber haben die nichts zu tun.

    • PI
      pete ist gast
      @Pete:

      wenn man keine ahnung hat. frag doch die drei brote, in welchen politischen zusammenhängen sie sich in den 90ern rumtrieben.

      • P
        Pete
        @pete ist gast:

        ja, in den 90gern...es gibt auch viele, die vor 20 Jahren in der Flora waren und heute gutbürgerlich leben und das Floragehabe lächerlich finden. FETTES BROT sind gutbürgerliche Jungs, hör Dir doch mal die Texte an...fast schon Frauenfeindlich in ihrer Verniedlichung von Frauen. Auf jeden Fall sind ihre Merchandising Artikel überteuerter Kommerz.

  • Ein feines Ding! Party auf der Straße. Fette Mucke wie Brot für die durch zu hohe Mieten gebeutelten Gemüter. Mit Außenübertragung und wummernden Bässen - „Wackelige Angelegenheiten“ ;-)

    Eine Erwartung blieb jedoch unerfüllt: Bei der mitreißenden Elektro-Version von "Emanuela" hat Fettes Brot leider nicht die geniale Textzeile der TAZ übernommen, die alle so gern mitgesungen hätten: „Lass die Finger von der Roten Flora“…

  • Und jetzt singen alle Recht- Mittel- und gut von der Herbstsonne durchgebratenen Linksautonomen im 8schrägen) Chor: Lass die Finger von ... der Roten Flora

  • "Die Linksautonomen hatten die Pläne als grotesk bezeichnet und Widerstand angekündigt."

     

    Was für eine "Überraschung"... .

    Für diese Fantiker ist ja alles Normale grotesk.

    • B
      Bipo
      @Heiko:

      is ja echt ziemlich grotesk, dass die Leute ihr Stadtteilzentrum der letzten zwanzig Jahre nicht durch einen Schöselmeetingpoint, in dem kapitalistische Verwertungslogiken Vorrang haben, ersetzt wissen möchten. Gibt es nicht schon mehr als genügend solcher Orte? Nichtnur Eigentümer, sondern auch die Bewohner einer Stadt haben ein Recht auf Mitsprache! Geld allein legitimiert nicht alles.

  • MP
    M. Petersen

    Beginn mit Verspätung??? Einlass und Beginn sind bei Konzerten in der Regel nicht das selbe.

  • C
    Corto

    Auch wenn nur dpa-Meldungen verbraten werden: Muss inzwischen auch die taz wie selbstverständlich von "Linksautonomen" schreiben (und damit platter Links-rechts-Gleichsetzung die Tür weit öffnen)?

  • Super Aktion, weiter so !

    Zeigt diesen Pfeffersäcken und Gentrifizierungsraffkes, wo der Knüppel hängt !

    Hat mich überrascht, dass sich die Polizei aus der Sache rausgehalten hat, hätte ich so nicht erwartet, war aber eine vernünftige und kluge Entscheidung von denen.

    Könnte ja damit zusammenhängen, dass die Stadtverwaltung aktuell wohl nicht wirklich eine Änderung des Ist-Zustandes an der Roten Flora will. Daher wohl auch die fein ausformulierte Begründung für die Zurückhaltung, dass das eine rein zivilrechtliche Angelegenheit wäre, die Polizei und Stadtverwaltung nix angeht.

    • N
      nicht_verwunderlich
      @Tortes:

      Wieso auch eingreifen? Es kam zu keinen Ausschreitungen. So einfach ist das.