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■ Rosi Rolands Bremer KlatschgeschichtenAWO fixt Bremer Hilfe an

Die „Bremer Hilfe zur Selbsthilfe“ ist ein Verein, der sich für Drogenabhängige und andere arme Kreaturen engagiert. In die Schlagzeilen ist er geraten, weil er auf nicht ganz legale Weise auch sich selbst geholfen hat – durch doppelte Abrechnungen ein und derselben Maßnahme. die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Jahren, aber die Mühlen mahlen langsam, warum auch immer.

Vorsitzender des Vereins Bremer Hilfe ist der Bremerhavener Arbeiterwohlfahrts-Geschäftsführer Volker Tegeler, und auch der Bremer AWO-Geschäftsführer war lange Jahre im Vorstand der Bremer Hilfe, auch in der fraglichen Zeit. Und im Vorstand der AWO sitzen jede Menge prominenter Sozialdemokraten, die AWO ist gewissermaßen ein Kind aus derselben Kultur, aus der die SPD kommt. Wenn die Staatsanwaltschaft richtig hart ermitteln würde, was sie sicher tut, dann hat sie diverse Genossen auf der Liste.

Das Problem soll ohne große Schlagzeilen vom Tisch. Der Verein Bremer Hilfe soll verschwinden, er behält nur die schönen Immobilien der Drogenhilfe, die er dann an die bisherigen Nutzer vermieten kann. Das soll ja auch einträglich sein. Die Projekte des Vereins sollen von einem anderen Träger übernommen werden.

Von wem, sei eine spannende Frage, sagen diejenigen, die sich nicht auskennen. Wer die spezifisch bremische Art kennt, mit kleinen Skandalen und Betrügereien umzugehen, der ahnt: Die Hilfe-Projekte der „Bremer Hilfe“ gehören zum Kuchen der AWO, immer schon, und warum soll die AWO die Projekte nicht übernehmen? Die AWO muss ja nicht unbedingt dieselben Leute in den Vorstand der „Neuen Hilfe“ entsenden, die damals die Betrügereien zu verantworten haben. Jedenfalls nicht alle.

Denn der eine oder andere kennt sich doch aus, und warum soll man auf diese Fachkenntnisse verzichten?

Dass die Arbeiterwohlfahrt die lukrativen Projekte des Vereins Bremer Hilfe übernimmt, ist nicht nur wegen der Fachkenntnis der alten Vorstands-Mitglieder zwingend: Der Verein Bremer Hilfe konnte in den letzten Monaten immer wieder die Löhne zahlen, trotz mangelnder Liquidität. Das haben die Mitarbeiter der großzügigen Hilfe der Arbeiterwohlfahrt zu verdanken. Ein bisschen war das nun aber auch Hilfe zur Selbsthilfe bei der Arbeiterwohlfahrt: Denn wenn der Verein Bremer Hilfe bei der AWO mit einer Million Mark in der Kreide steht, zum Beispiel, wer sollte denn dann noch Interesse haben, die Geschäfte der Bremer Hilfe zu übernehmen? Mit dem großzügigen Kredit hat die AWO den Verein Bremer Hilfe also nach allen Regeln der Kunst „angefixt“, wie man im Milieu sagen würde. Und nun ist die „Bremer Hilfe“ so abhängig, dass nun die AWO sie im Grunde schon in der Tasche hat.

Da das Ergebnis klar ist, kann nach bekannter Bremer Art ja die „offene Ausschreibung“ beginnen, oder? Fragt sich Ihre

Rosi Roland

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