■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Dem lieben Detlev sein Institut
Eigentlich hätte es nicht passieren dürfen. „Sozialabbau in Europa“ sollte das Thema des SPD-Parteitages sein, der Landesvorsitzende Detlev Albers hätte aus seinem Spezialgebiet – Rolle der Gewerkschaften in Europa – sicherlich lange und umfassend reden können. Und dann das: Die SPD-Basis wollte über den Sozialabbau durch die SPD-geführte Bremer Landesregierung reden. „Ich bin Euch verpflichtet, die ihr mich gewählt habt“, beschwor Albers die Delegierten – hatte das jemand bezweifelt?
Seit seiner Wahl hatte Albers manchmal dem Eindruck Nahrung gegeben, als sei er einer anderen Sache mehr verpflichtet als den Delegierten. Der Professor ist nämlich an der Uni ohne durchschlagende Fortune, und seine politische Karriere steht auch nicht gerade unter einem glücklichen Stern. So scheint Albers für sich entschieden zu haben, daß er – zur Sicherheit – ein eigenes Institut haben möchte. Arbeitstitel: Europäische Regionalplanung. Bleibt die Frage, wer das zahlt. Seitdem Albers gegenüber Henning Scherf hochprozentig linientreu ist, gilt Scherf in Albers ureigenster Sache als Verbündeter. Sogar als die EU-Kommissarin Wulff-Matthies ihren Antrittsbesuch beim neuen Bremer Bürgermeister machte, wollte Scherf sie auf die Sache seines neuen Freundes ansprechen. Bevor Scherf ganz mit der Sprache raus war, winkte Wulff-Matthies schon ab: „Das Institut von Detlev bezahle ich nicht“, sagte sie kategorisch.
Seitdem hat Albers mit Senatorin Bringfriede Kahrs seinen Frieden gemacht. Die nämlich ist für die Verwendung der Wissenschaftsgelder zuständig. Anfangs wunderte man sich noch, warum Albers so treu zu der Senatorin steht. Aber eine Hand, die waschen soll, will gewaschen werden.
Mit dem Segen der Forschungs-Abteilung seiner Senatorin landete der zwei Zentimeter dicke Antrag also auf dem Tisch des Uni-Rektors Jürgen Timm. Nun soll der das Geld besorgen – ausgerechnet und höchstpersönlich beim CDU-Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (aus dem ISP-Topf). Ein Albers weiß auch den für sich einzunehmen....
Scherfs neuer Parteiauftrag an Albers: Parteitage sollen sich auf „Themenschwerpunkte“ konzentrieren und nicht in die Regierungpolitik einmischen. Es könnte nur sein, daß die Basis ihren Detlev dann irgendwann abwählt. Schon dafür braucht er das „Institut für europäische Regionalplanung“ als Rückzugslinie. Scherf weiß das, fürchtet
Rosi Roland
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