piwik no script img

■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenSo schlau ist die Junge Union

Da staunten die Passanten nicht schlecht, als sie vor zehn Tagen vor dem Pressehaus des Weser-Kurier und der Bremer Nachrichten ein SPD-Plakat entdeckten. „Kanzlerwechsel“ stand dort in großen Lettern. Unter dem Schriftzug strahlte Rudolf Scharping in die Kamera. „Haben die Sozialdemokraten im reißenden Strom das Pferd gewechselt“, fragte der WK prompt.

„Ist der sprunghafte Hannoveraner plötzlich vom bärtigen Pfälzer abgelöst worden, von dem wir doch alle wissen, daß er gegen den bulligen Oggersheimer schon einmal den kürzeren gezogen hat?“ dichtete das Heimatblatt. „Nein, die Erklärung ist erschreckend einfach“, enthüllte das Blatt. „Ein Scherzbold hat das aktuelle Wahlplakat gestern in der Innenstadt abgerissen und damit den Möchtegern-Kanzler von 1994 ans Licht geholt. Ob die SPD diesmal den richtigen Kandidaten hat, wird sich am 27. September zeigen, sicher ist schon heute, daß sie den falschen Kleister hat“, schrieb der WK und ging dem Scherzbold auf den Leim.

Die Scherzbolde haben sich so laut lachend über ihren gelungenen Streich auf die Schenkel geklopft, daß es nicht zu überhören war. Mitglieder der Jungen Union brüsten sich derzeit abends beim Bier in der Kneipe mit ihrem gelungenen Streich. Dafür, daß ihre Protzerei keine Angabe ist, spricht auch die Tatsache, daß die Sozis, als sie das Plakat auswechseln wollten, feststellen mußten, daß es gar nicht ihr Plakatständer war, sondern der von der CDU. Die JU-Mitglieder, die auf eigene Faust gehandelt haben und auf keinen Fall genannt werden möchten, haben das Plakat eigenen Angaben zufolge bei Nacht und Nebel ganz bewußt vor dem Pressehaus plaziert. Sie wollten sicher gehen, daß der WK drüber schreibt. Schlaue JUler, findet Ihre

Rosi Roland

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen