■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Markus klopft am Rathaus an
In der ersten Etage des Rathauses geht ein Horror-Szenario um: Markus kommt wieder! Bei dem Gespenst geht es um Gerd Markus, den Staatsrat im Häfenressort. Das ganze Ressort soll es auch nach dem Willen der SPD in der nächsten Legislaturperiode nicht mehr geben. Auch Markus' Senator Uwe Beckmeyer, so erwarten viele Genossen, wird von den Bremerhavenern nicht mehr ins Rennen geschickt. Wird Markus wie andere Staatsräte dann spazieren gehen? Das können sich auch alte Freunde von dem „schnellen Gerd“ nicht vorstellen, der meist etwas schneller und weiter denkt und auch trickreicher als andere in der Staatsverwaltung.
Spazieren gehen muß er auch nicht. Denn Markus ist einer der Staatsräte, die sich ein Rücckehrrecht als Abteilungsleiter ins Rathaus garantieren ließen. Dort war er, wie alte Behördenbücher zeigen, früher einmal Leiter der Abteilung 4: „Integrative Zukunftsplanung“. Datenbanken und Großrechner hatte er damals unter sich und die bremische Aufgabenentwicklung, die überregionale Verflechtung, die „langfristigen Rahmendaten Bremens“ und die „Modernisierung der Leitungsaufgaben“ im Städtestaat. Klaus Wedemeier hatte Markus also als Allzweckwaffe ins Rathaus geholt und große Hoffnungen auf ihn gesetzt: Markus sollte im Grunde für den Bürgermeister einen hocheffektiven Planungsstab organisieren – nach dem Muster von Konzern-Führungsstäben. Die Zeit des Wurschtelns ist vorbei, Bremens Zukunft wird geplant, verkündete Wedemeier damals.
Mit der Planung wurde es nichts, auch Wedemeiers Absturz kam ungeplant, Markus wurde die Treppe hoch gefallen ins Häfenressort und seine Planungs-Abteilung aufgelöst.
Aber was ist nun, wenn der Häfen-Staatsrat auf seinem Rückkehr-Anspruch besteht? Muß dann ein Abteilungsleiter freigemacht werden? „Daran denkt hier niemand“, sagt einer im Rathaus, der eigentlich alles weiß, was so geredet wird.
Aber dann muß das Rathaus auch dafür sorgen, daß vielleicht ein gut dotierter Posten in Bremens Wirtschaftsförderimperium solange freigehalten wird, bis die Senatsbildung nach der Wahl abgeschlossen ist. Derzeit läuft die Suche nach einem Geschäftsführer für die staatliche Häfengesellschaft m.b.H. Da kann es doch eigentlich kein Problem sein, das 250.000-Marks-Pöstchen noch ein paar Monate offen zu lassen, findet Ihre
Rosi Roland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen