Rohstoffpreise bremsen Öko-Energie: Windrad-Bau geht zurück
Wegen hoher Metallpreise geht der Windrad-Bau um ein Viertel zurück. Das Umweltministerium weist Änderungen beim Erneuerbare-Energien-Gesetz zurück.
Wegen gestiegener Rohstoffpreise befürchtet die Branche der erneuerbaren Energien in Deutschland einen Dämpfer. "Wenn wir weiter so erfolgreich sein wollen wie bisher, brauchen wir die Hilfe der Regierung", sagte Dietmar Schütz, Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energien, am Montag in Berlin. Schütz fordert von der Politik Nachbesserungen bei der Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Dieses regelt die Preise, die Stromkonzerne für eingespeisten Ökostrom bezahlen müssen.
Der Bau neuer Windenergieanlagen ist im Jahr 2007 bereits um ein Viertel zurückgegangen, berichtete Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie: "Der Stahlpreis hat sich in den letzten vier Jahren verdoppelt, Kupfer ist dreimal so teuer geworden." Neue Anlagen werden dadurch wesentlich teurer. Der Verband fordert die Regierung auf, die Novelle des EEG an die Preisentwicklung anzupassen. Statt der geplanten Anfangsvergütung von 7,9 Cent pro Kilowattstunde will Albers 9,6 Cent. "Sonst werden wir unsere ehrgeizigen Ziele nicht erreichen können", so Albers.
Diese Ziele sind in der Tat hoch gesteckt und gehen über die Planungen der Regierung hinaus. Die gesamte Branche will den Anteil der erneuerbaren Energien von derzeit gut 14 Prozent bis 2020 auf 35 Prozent steigern, während die Regierung nur 25 bis 30 Prozent anstrebt. Die Zahl der Arbeitsplätze im Bereich der Ökoenergie soll sich in den nächsten zwölf Jahren auf eine halbe Million verdoppeln. Ohne politische Unterstützung sei das aber nicht zu erreichen, sagte Albers.
Auch die boomende Solarbranche fürchtet um ihr Wachstum. Die Pläne der Regierung sehen einen schnelleren Rückgang der Solarförderung vor. Das sei "zu früh und so nicht verkraftbar", sagt Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft. "Wir drehen schon jetzt massiv an der Kostenschraube, der Großteil der Einsparungen wird aber durch die hohen Rohstoffpreise wieder aufgefressen."
Das Bundesumweltministerium weist die Forderungen zurück. Die gestiegenen Rohstoffpreise seien im Vorschlag der EEG-Novelle bereits mit einberechnet, sagte Sprecher Jürgen Maaß. "Wir halten den geplanten Rückgang der Solarförderung und die Vergütungen von Windenergie für angemessen." Keiner wolle eine derart boomenende Branche kaltstellen, so Maaß. Der Entwurf, über den der Bundestag frühestens Ende April abstimmt, sichere das weitere Branchenwachstum und vermeide zudem eine Überförderung. Aus der Union war am Wochenende die Forderung laut geworden, die Förderung beim Solarstrom noch weiter zurückzufahren als jetzt geplant.
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