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Rodungen im Amazonas auf HöchststandBäume weg in Brasilien

Die Rodungen im Amazonasgebiet nehmen weiter stark zu. Satellitenbilder zeigen: Es handelt sich um die größte abgeholzte Fläche seit 2006.

Weg ist er: Regenwald im Amazonas Foto: dpa

Rio de Janeiro dpa | Die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet steigt weiter stark an. Die abgeholzte Fläche in der Region betrug zwischen August 2020 und Juli 2021 13.235 Quadratkilometer, wie aus einer Mitteilung des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe), das Satellitendaten auswertet, am Donnerstag hervorging.

Demnach ist dies eine Steigerung um 22 Prozent im Vergleich zum vorherigen Zeitraum August 2019 bis Juli 2020, und die abgeholzte Fläche war die größte seit 2006. Die vorläufigen Daten des Inpe hatten bereits auf eine Zunahme der Zerstörung hingedeutet.

Brasilien, wo in weiten Teilen in den vergangenen Monaten Wassermangel und Trockenheit geherrscht hat, wird eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz zugeschrieben. Der Anteil des südamerikanischen Landes am Amazonasgebiet, das als wichtiger Speicher des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 gilt, entspricht flächenmäßig der Größe Westeuropas. Der ultrarechte Präsident Jair Bolsonaro sieht das Amazonasgebiet vor allem als ungenutztes wirtschaftliches Potenzial.

Die international unter Druck geratene brasilianische Regierung hatte bei der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow angekündigt, die illegale Abholzung des Amazonas-Regenwaldes bis 2028 zu beenden. Präsident Bolsonaro nannte im April beim Klimagipfel von US-Präsident Joe Biden noch 2030 als Ziel.

Kritik von Greenpeace

Die am Donnerstag veröffentlichte Mitteilung ist jedoch auf den 27. Oktober datiert, das heißt, wenige Tage vor der COP26. Die brasilianische Regierung habe versucht, ihr Image aufzupolieren, obwohl sie gewusst habe, dass ein weiterer Rekord bei der Abholzung gebrochen worden war, hieß es in einer Mitteilung der Umweltschutzorganisation Greenpeace.

Die Europäische Union hatte am Mittwoch einen Vorschlag zur Beschränkung der Einfuhr von Waren vorgelegt, für deren Produktion Wälder zerstört wurden, wovon unter anderem Brasilien betroffen sein könnte. Die Brasilianische Landwirtschaftliche Produzentenvereinigung veröffentliche eine Mitteilung, um „ihre Empörung über den Vorschlag zum Ausdruck zu bringen“.

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3 Kommentare

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  • Hier muss die EU umgehend reagieren. Das Versprechen Bolsenaros ist kein Pfifferling wert. Ua. Spanien ist von den Römern abgeholzt worden und hat sich zT. in 1800 Jahren nicht erholt. Die Weltgemeinschft muss klar zeigen, das sie ohne die Abholzung von alten Wäldern überleben kann.

  • Was ist mit den legalen Abholzungen der Regenwälder, weltweit? Z.B., um Palmöl, auch für den EU-Mark, zu produzieren?

  • Wo sind die guten alten Zeiten? Früher, wenn z.B. die USA erkannten, dass ein südamerikanischer Potentat ihren Interessen (z.B. den Klimawandel abzuwenden....) schadete, dann wurde der beseitigt und ein willfähriges Regime installiert. Warum macht das jetzt keiner? Von mir aus auch China, wenn die USA sich nicht mehr trauen. Oder einfach mal den Amazonas "besetzen" -- das tat man früher auch mit Gebieten, die man haben wollte. Könnte man heute aus der Luft machen: Drohnen schießen auf alles außer Indigene... Ich glaube nicht, dass da außer tadelndem "Du, du, du!" von den UN viel zu befürchten wäre. Heimlich wären alle froh!!