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Rodeln der FrauenWeltmeisterschaft der Deutschen

Die Rodlerin Natalie Geisenberger, 30, gewinnt wieder WM-Gold. Die Kollegin Julia Taubitz, 22, wird Zweite und rückt ihr immer näher.

Gut unterwegs: Rodlerin Julia Taubitz Foto: dpa

Winterberg taz | Natalie Geisenberger und der Eiskanal in Winterberg mochten sich über viele Jahre nicht. „Das war für mich ein echtes Trauma, in der Jugend bin ich oft gestürzt“, sagt die Rodlerin aus Miesbach.

Spätestens an diesem Wochenende ist daraus eine wahre Liebe geworden. Am Freitag gewann die 30-Jährige den Titel im Sprint. Ihren ersten. Und am Samstag holte sie sich Gold im klassischen Rennen über zwei Läufe ab. Ihr viertes. „Dass mir das wieder gelungen ist, dass es mir gelungen ist, mich wieder auf den Punkt vorzubereiten, das ist einfach mega“, sagte die vierfache Olympiasiegerin.

Wie unbeeindruckbar Natalie Geisenberger ist, zeigte sich vor ihrer ersten Fahrt. Plötzlich brach sie ihre Startvorbereitungen ab. „Die Ampel war noch rot, die Zeit ist aber schon gelaufen“, erklärte sie den kurzen Aufreger, „das ist schon komisch, wenn man den Bügel noch in der Hand hält.“ Erst als der beschlagene Sensor der Zeitmessung wieder gesäubert war, konnte die Favoritin in die 1.293 Meter lange Eisröhre starten. „Ich bin selbst überrascht, wie wenig mich das aus dem Konzept gebracht hat“, sagte sie. Erfahrung nennen dies die einen, Abgeklärtheit die anderen.

Insofern beobachtet Geisenberger gelassen, welche Veränderungen es im deutschen Team gibt. Ihre Dauerkonkurrentin Tatjana Hüfner hat in Winterberg ihre letzte WM bestritten. Die 35-Jährige, 2010 Olympiasiegerin, trat als Titelverteidigerin an und wurde Zehnte. „Den Verlauf der WM habe ich mir anders vorgestellt“, sagte die Thüringerin, die nach dieser Saison aufhört.

Taubitz fährt mit Gewichtsweste

An ihre Stelle ist schon längst Julia Taubitz getreten. Die 22-Jährige aus dem sächsischen Annaberg, die seit Sommer in Oberhof trainiert, kam zweimal auf Platz zwei. „Silber im Sprint war schon ziemlich cool, aber jetzt so richtig Vizeweltmeisterin zu sein, ist schon toll“, jubelte sie. Gleichzeitig wurde sie Junioren-Weltmeisterin.

Ich schaue nach hinten und sehe: Oho, die Julia kommt mir immer näher.

Natalie Geisenberger

„Julia ist unser Diamant, den man noch ein bisschen schleifen kann“, sagt Geisenberger. An welchen Stellen sie sich noch verbessern muss, weiß Taubitz am besten. Zunächst ist das der Start. Da handelt sie sich einen Rückstand ein, den sie durch perfekte Fahrten wieder aufholen muss. „Das ist mein kleines Minuspünktchen.“ Zudem bringt sie zu wenig Gewicht mit. Bei 1,75 Meter Größe wiegt sie 63 Kilogramm. Eigentlich ein ideales Verhältnis, nicht aber beim Rodeln. Deshalb darf sie sich eine Weste umschnallen. Zehn Kilo ist sie schwer. „Man sieht schon, dass Gewicht sehr viel bringt“, sagt sie. Geisenberger bringt bei 1,83 Meter 85 Kilo auf die Waage.

Geisenberger erinnert die Konstellation mit Taubitz an ihre Anfänge vor einem Jahrzehnt. „Als ich von den Junioren gekommen bin, war die Silke Kraushaar noch aktiv“, erzählt sie. Und die war auch Olympiasiegerin. Und dann gab’s Tatjana Hüfner. „Wo die beiden waren, da wollte ich unbedingt hin.“

Das hat sie geschafft. Mit viermal Gold bei Olympischen Spielen, 47 Siegen in Weltcuprennen und sechs Erfolgen im Gesamt-Weltcup hat sie ihre Vorgängerinnen gar überflügelt. Doch nun ist sie diejenige, die gejagt wird. „Ich schaue nach hinten und sehe: Oho, die Julia kommt mir immer näher.“ Zwei Weltcuprennen hat sie in der Saison schon gewonnen, momentan belegt sie Platz zwei im Weltcup.

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