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RobotermusikKeine Angst vor der KI

In der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin ließen die Roboterpioniere Gamut Inc ihre lärmenden, lustig blinkenden Maschinen auftreten.

„Zeroth Law – Das nullte Gesetz“ (Szenenfoto) wurde am 27. September 2023 in Berlin uraufgeführt Foto: Deutsche Oper Berlin/Christoph Voy

N och lernfähigere künstliche Intelligenz könnte dazu führen, dass die Menschheit von den Maschinen versklavt, vielleicht sogar vernichtet wird. Denn irgendwann könnten Roboter wirklich so etwas wie ein Bewusstsein entwickeln und dann darauf kommen, diese lästigen und unfähigen Menschen einfach loswerden zu wollen. Vor diesem Szenario warnt der apokalyptisch denkende Flügel in der KI-Forschung, während es aus der anderen Richtung heißt: Alles Quatsch, dazu wird es nie kommen, die Maschinen werden immer unsere Sklaven bleiben und nicht umgekehrt.

Derweil hat die Science-­Fiction-affine Popkultur schon längst Szenarien erarbeitet, wie es aussehen könnte, wenn es doch nicht so gut läuft mit der Koexistenz von unbelebten Geräten und uns Menschen. Das reicht vom Klassiker „Terminator“ mit Arnold Schwarzenegger als Cyborg aus der Zukunft bis hin zur HBO-Serie „Westworld“, die von einem Aufstand der Roboter in einer Westernkulisse handelt.

Auch in der Popmusik wird das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine schon lange ausgehandelt. Kraftwerk behaupteten: „Wir sind die Roboter“, und als dann Acid House und Techno aufkamen, konnte man Klänge hören, bei denen man das Gefühl hatte, hier spielen die Maschinen jetzt aber wirklich verrückt und machen längst ihr eigenes Ding.

Gruseln tut sich vor dieser hoch technifizierten Musik allerdings längst niemand mehr außer ein paar stehen gebliebenen Rockfans.

Die Geräte sehen aus wie Orgeln

Wenn nun der Mensch-­Maschine-Diskurs die sogenannte Hochkultur erreicht, darf man natürlich trotzdem gespannt sein, wie in diesen Kreisen damit umgegangen wird, wenn, etwas spät vielleicht, die Roboter im wahrsten Sinne des Wortes die Opernbühne erobern.

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Die beiden Spezialisten für Musikroboter Marion Wörle und Maciej Śledziecki von ­Gamut Inc aus Berlin durften nun an drei Tagen hintereinander gleich 50 Maschinen in der zur Deutschen Oper Berlin gehörenden Tischlerei, die ein mittelgroßer Konzertsaal ist, aufstellen: in der Inszenierung ihrer Komposition mit dem Titel „Zeroth Law“.

Diese Geräte sehen aus wie Orgeln, die ein leicht irrer Wissenschaftler aus allerlei Krempel vom Schrottplatz zusammengebastelt hat. Oder wie Kreuzungen aus einem Roboter und einem Saxofon oder einer Tuba. Godfried-Willem Raes, der Erbauer all dieser seltsamen Gerätschaften, der mit seinen langen weißen Haaren und dem Rauschebart aussieht wie ­Gandalf aus „Herr der Ringe“ und der bei der Premiere von „Zeroth Law“ in Berlin vor Ort ist, hat ziemlich viel Fantasie, wenn es um den Bau von Mu­sik­ap­pa­ra­ten geht.

Höllenlärm, aber interessante Klänge

Die Dinger können auch wirklich einen Höllenlärm veranstalten und durchaus interessante Klänge hervorbringen. Sie sind absolut imposant, aber Angst vor ihnen muss man wirklich nicht haben. Sie haben so eine retrofuturistische Steampunkanmutung, sehen teilweise schon leicht angerostet aus, und an manchen von ihnen blinken rote Leuchtdioden ganz lustig. Diese Maschinen, da kann man beruhigt sein, werden die Menschheit ganz sicher nicht knechten.

Sich fürchten muss man bei dieser aufwendigen Produktion, in der auch noch der RIAS Kammerchor singt und ein Tänzer und eine Tänzerin sich roboterartig bewegen, vielleicht am Ende eher vor zu wenig KI. Das Libretto zu dem Stück stammt von dem gefeierten Autor Frank Witzel, der schon allerlei Preise zugedacht bekommen hat. Sätze wie: „Der Himmel riecht so international – so uneinnehmbar wirtschaftlich global – wie Zuckerwatte, in der eine Kinderhand versinkt“, können aber eigentlich gar nicht von ihm selbst stammen. Da muss er doch eine KI zu Hilfe genommen haben, und zwar eine, die bereits seit Jahren veraltet ist, weil selbst ChatGPT längst mehr draufhat, als solche Phrasen rauszuhauen.

Vielleicht ist das ja die Kernaussage des Stücks: Fürchtet euch nicht vor einer immer fortgeschritteneren KI und Maschinen, die immer mehr können; denn dann bleiben uns wenigstens solche Sätze erspart.

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