Robin Wood kritisiert Aldi: Haltlose Ökoversprechen

Aldi garantiert seinen Kunden gewisse Standards, zum Beispiel dass für bestimmte Toilettenpapiere keine Urwälder gefällt werden. Belege dafür bleibt die Kette schuldig.

Hauptsache billig - da gewinnen Geschäft und Kunde, nur die Umwelt nicht. Bild: ap

BERLIN taz | Für Klopapier fällt kein Urwaldriese - solche Versprechen gibt Deutschlands umsatzstärkster Discounter Aldi den Käufern seiner Marke "Zartess". Auch auf den Packungen seiner Küchentücher "Saugwunder", der Taschentücher "Talent" und der "Kokett"-Servietten steht unter anderem: "Das Holz für die Herstellung dieses Produktes stammt garantiert nicht aus umstrittenen Quellen wie: Gebieten, in denen Bürgerrechte verletzt werden, schützenswerten Wäldern bzw. Urwäldern, genetisch veränderten Bäumen, illegal geschlagenen Bäumen". Doch die Umweltorganisation Robin Wood hält diese Garantie für unglaubwürdig.

Denn trotz eines 20 Seiten langen Schriftwechsels hätten die beiden Schwesteruntenehmen Aldi Nord und Aldi Süd keine glaubwürdigen Belege dafür vorgelegt, wo das Holz herkommt, sagt Robin Woods Waldexperte Rudolf Fenner.

Zwar ähnelt das runde Label mit seiner Baumsilhouette etablierten Siegeln unabhängiger Organisationen, die eine nachhaltige Forstwirtschaft bescheinigen. Doch Aldi Nord schreibt an Robin Wood in einem Fax, das der taz vorliegt: "Wir weisen […] darauf hin, dass unser Siegel nicht an eine Beurteilung unabhängiger Dritter gebunden ist." Das Unternehmen räumt ein, dass neutrale Gutachter nicht bei allen Lieferanten geprüft haben, ob diese umwelt- und sozial verträglich wirtschaften. "Der Discounter begnügt sich schon mit Behauptungen, dass sie so arbeiten", kritisiert Fenner.

Auch die Regeln, die Aldi nach eigenen Angaben einfordert, hält er teilweise für ziemlich lax. Zum Beispiel die Vorschriften der Organisation PEFC. "Die von Aldi genannten Garantieaussagen werden nach diesem System nicht oder nur zum Teil geprüft", sagt Fenner. PEFC sei von der Holzindustrie dominiert, gebe nur vage Regeln vor und habe schon sehr umstrittene Firmen zertifiziert.

Auch beim Discounter Lidl fanden die Umweltschützer ein gleichlautendes Garantieversprechen auf Papiertaschentüchern und Toilettenpapier. Nach Kritik von Robin Wood hat Lidl aber Produkte mit dem Umweltlogo aus seinen Läden genommen oder verkauft laut Angaben einer Firmensprecherin nur noch Restbestände.

Aldi dagegen blieb hart. Auf dem Markt gebe es nicht genügend Holz, das nach den relativ strengen FSC-Regeln zertifiziert wurde, teilt der Konzern mit. Beide Aldi-Unternehmen versprechen lediglich, ihre Anforderungen an Lieferanten "zu überarbeiten", die sich bisher nicht von unabhängigen Experten überprüfen lassen.

Umweltbewusste Konsumenten sollten sich auf jeden Fall weiterhin etwa für Küchentücher aus Recyclingpapier entscheiden, rät Fenner. "Diese Einwegpapiere müssen nicht aus frischen Fasern sein."

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