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Archiv-Artikel

Ritterschlag

Shakespeare Company gibt „Much Ado About Nothing“ einmal statt mit Lärm mit Rundharfen-Begleitung

Eine Kritik der Aussprache käme einer Majestätsbeleidigunggleich

William Shakespeare hat nun mal kein Deutsch geschrieben. Und das ist ein ewiger Stachel im Fleisch der hiesigen Schauspielergruppe, die so anglophil ist, dass sie sich selbst „Company“ nennt. „Viel Lärm um nichts“ – da ist schon der Titel ein fauler Kompromiss. Bei den wahren Shakespearians reicht schon das Kürzel „MAAN“, und jeder weiß: Es geht um die amourösen Rededuelle von Beatrice und Benedick. Immerhin hatte die Shakespeare Company vor acht Jahren eine viel gerühmte Inszenierung von „Much Ado About Nothing“ gezeigt. Doch erst jetzt kommt der wahre Ritterschlag: Die Intendantin des Shakespeare Festivals in Bath, Deborah Shaw, lud die Bremer ein, das Stück dort im März zu spielen. In English of course.

Diese Produktion hatte nun in Bremen Premiere. Besetzt mit, neben zwei deutschen, three British actors: Ian Shaw, Will Throp und Ricky Fearon spielen ihren Shakespeare auf höchstem britischem Niveau. Natürlich können die beiden deutschen Schauspielerinnen ihnen sprachlich nur hinterher hinken: Sehr deutlich spürt man das leider bei Annette Ziellenbach. Es gab Patzer; schlimmer aber ist, dass sie stets verkniffen wirkt, während die anderen ausgelassen herumzualbern scheinen. Gerade als Beatrice hätte sie Benedick mit lässiger Arroganz Paroli bieten müssen. Geschickter löst Susanne Höhne das Sprachproblem. Sie verpasst einfach dem komischen Schurken Borachio einen schweren bayrischen Akzent. Und als Fürstin Leonata gibt sie sich dann so hoheitsvoll, dass eine Kritik der Aussprache wie Majestätsbeleidigung klänge.

Mit dieser Figur weicht Regisseur Peter Lüchinger am meisten vom Original ab: Shakespeare erwähnt nur einen Fürst Leonato. Durch den Geschlechterwechsel gibt es mit Don Pedro und Leonata noch ein weiteres turtelndes Paar, das dann, in Ermangelung von Originaltexten, wie Katze und Katerliebestoll miaut und im Gebüsch „Do me the Camel“ stöhnt, was man bei Shakespeare kaum wird nachschlagen können.

Als sechste Akteurin muss man die kanadische Musikerin Lou Simard erwähnen, die, unter anderem auf einer von ihr selbst entworfenen Rundharfe, eine verführerisch schöne Begleitung spielt: Schon dafür wäre der deutsche Titel unangemessen gewesen. Enthusiastischer Applaus für, what a pity, die einzige Aufführung. Wilfried Hippen