piwik no script img

Ricky Martin hat sich geoutetBesser spät als nie

Gerüchte gab es seit langem, jetzt hat Ricky Martin sich offiziell geoutet: Der Latino-Popstar ist schwul. Offenbar hatten ihm seine Berater lange Zeit geraten, seiner Karriere zuliebe zu schweigen.

Ricky Martin mit seinen Zwillingen Matteo und Valentino am Strand von Miami. Bild: ap

NEW YORK/LOS ANGELES apn/afp | Der Latino-Popstar Ricky Martin hat sich offen zu seiner Homosexualität bekannt. "Ich bin stolz, sagen zu können, dass ich ein homosexueller Mann bin", schrieb Martin am Montag auf seiner Internetseite. "So, wie ich bin, bin ich sehr gesegnet." Der 38-Jährige schrieb an seine Fans, die Entscheidung zu seinem Coming-Out sei ein "unglaublicher Wendepunkt in meinem Leben" gewesen.

Dass Martin schwul sein könnte, wurde schon länger spekuliert, der Sänger hatte das Thema selbst aber nie angesprochen. Der gebürtige Puerto-Ricaner, der mit Liedern wie "Livin' La Vida Loca" und heißen Salsa-Tanzschritten Ende der 90er Jahre die Herzen vor allem weiblicher Fans eroberte, offenbarte nun, dass die Geheimhaltung seiner Homosexualität ihn immer mehr belastet habe. Seine Berater hätten ihm jedoch geraten, mit Blick auf seine Fangemeinde und seine Karriere zu diesem Thema zu schweigen.

Und je länger er geschwiegen habe, desto schwieriger sei es geworden, mit der Wahrheit herauszurücken. "Nachdem ich zugelassen hatte, mich von Angst und Unsicherheit verleiten zu lassen, wurde dies zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung." Heute übernehme er die volle Verantwortung für seine Entscheidungen und sein Handeln.

Martin sagte, er habe sich vor einigen Monaten dennoch zum Coming-Out durchgerungen, als er mit dem Schreiben seiner Memoiren begonnen habe: "Von dem Moment an, als ich den ersten Satz schrieb, war ich mir sicher, dass das Buch ein hilfreiches Instrument sein würde, um mich von Sachen zu befreien, die ich lange mit mir herumgetragen habe." Das Bekenntnis zu seiner Homosexualität erfülle ihn "mit Stärke und Mut". "Heute ist mein Tag, das ist meine Zeit und das ist mein Moment", schrieb der Popstar.

Auch die Geburt seiner beiden Söhne habe ihn zum Umdenken gezwungen, erklärte Ricky Martin. Die Zwillinge wurden im Sommer 2008 von einer Leihmutter zur Welt gebracht. Ihm sei klargeworden, dass er als Vater seine sexuelle Orientierung auf Dauer nicht verbergen könne, erklärte Martin.

Der Sänger startete seine Karriere in der Teenband Menudo, solo wurde er mit Hits wie "Livin' La Vida Loca", "She Bangs!" und "Shake Your Bon-Bon" bekannt und 1998 mit einem Grammy ausgezeichnet. Neben seiner musikalischen Karriere hat der 38-Jährige eine Stiftung für Kinderrechte gegründet und engagiert sich als Unicef-Botschafter.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

12 Kommentare

 / 
  • JJ
    Jochen Joch

    ....ein schöner Mann!

  • Y
    Yasin

    Ricky Martin ist doch voll schwul ey!

  • D
    DiversityAndEquality

    @Nigredo:

     

    Danke, dass du meinen Eindruck bestätigst und leider offenbarst, dass du - wie die allermeisten - noch nicht einmal auf dem sexualwissenschaftlichen Stand der grauen 50er angekommen, geschweige denn diesen verarbeitet hast.

     

    Spätestens seit Kinsey sollten wir (wieder) wissen, dass die Mehrheit, nicht die Minderheit, der Menschen homosexuelle Gefühle hat.

     

    Insofern handelt es sich bei der von dir zitierten Hetero-Norm eben nicht um eine "natürliche", sondern um eine sozial konstruierte. Und das ist ja auch historisch in der Entwicklung von der griechischen Antike hin zum christlichen Mittelalter mehr als deutlich nachvollziehbar.

  • R
    Rand

    @imation: die taz berichtet wie viele andere medien nicht, dass es gerüchte über ricky martins homosexualität gibt, sonder dass er sich nun offiziell geoutet hat, was meiner meinung nach auch berechtigt ist.

    @nigredo: natürlich ist es schade, dass wir nicht in einer utopie leben, wo gleichheit herrscht und es tatsächlich egal ist welcher rasse, klasse, sexuellen orientierung man zugeordnet wird, aber solange ist es naiv zu sagen, es ist egal ob jemand weiblich, schwul, schwarz oder muslim ist, denn das ist es in unserer hetronormativen gesellschaft nicht! ich verweise mal auf die gays against guido kampagne.

    dein verständnis von popmusik solltest du nochmal überdenken, das ist höchstesn der zweig mainstreammusik, wo musik bloßes produkt ist. popmusik ist mehr als das.

    @ DiversityAndEquality: ich kann nur allem zustimmen, was du scheibst.

    @andi:neo-individualliberalismus anyone?

  • N
    Nigredo

    @DiversityAndEquality

     

    ""Heteros", die es hinter dem Rücken mit Männern treiben"

    Hihihi! *kicher*

    Spaß beiseite.

     

    Ich glaube, du siehst das ein bischen zu fanatisch. DAs Coming-out ist doch deshalb da, weil Homosexualität eben nicht "normal" ist (völlig wertfrei!, so wie ein abgeschlossenes Universitätsstudium nicht "normal" ist) also eben nur für eine Minderheit zutrifft. Heteros sind und werden immer die Mehrheit stellen und wer von dieser statistischen Norm abweicht, muss eben davon ausgehen, dass zunächst einmal die Norm auf ihn angewendet wird. Ziel muss es sein, zu verhindern, dass daraus emotionaler Stress entsteht. Anderes Beispiel: Man geht als Mann in einen ausgewiesenen "Frauen-Chat" (oder andersrum): Hier wird man auch als Frau (Mann) gelten, solange man kein "Coming-out" hat. Trotzdem fühlt man sich ja nicht unbedingt davon diskriminiert.

     

    Insofern wird es immer statistische Normen geben, es muss aber darum gehen, daraus resultierende moralische Normierungen (ergo Diskriminierungen) abzubauen.

     

    Das höhere Suizidrisiko bei Homos liegt ja nicht daran, dass sie homosexuell und damit einer Minderheit angehören, sondern, dass sie deswegen noch immer diskrimiert werden. So entsteht emotionaler Stress, den zum Beispiel auch viele Frauen verspühren, die sich zwischen den Ansprüchen einer guten Mutter und einer emanzipierten Karrierefrau zerrissen sehen oder bei Kindern, die sich aus ganz anderen Gründen diskriminiert/missbraucht fühlen.

  • D
    DiversityAndEquality

    Die Kommentare hier bestätigen, dass die meisten hier schwule Männer am besten wieder in den dunklen Keller verbannen wollen.

     

    Es soll also weiterhin das Privileg von Heterosexuellen bleiben, ihre Sexualität offen und selbstbewusst (obgleich wir da bei vielen "Heteros", die es hinter dem Rücken mit Männern treiben, Zweifel haben sollten) zu leben!

     

    Und man will anscheinend auch nicht darüber reden, weshalb in dieser Gesellschaft ein Coming-out überhaupt erforderlich ist (nämlich weil jedem Menschen vom ersten Atemzug eine heterosexuelle Identität unterstellt und aufgeherrscht wird!) oder weshalb ein schwuler Mann in der ach so liberalen und (hetero!)pornographisierten Pop-Branche um seine Existenz fürchten muss, wenn er sich "zu früh" outet.

     

    Und warum sind homosexuelle Jugendliche eigentlich einem vier- bis fünfmal höheren Suizidrisiko ausgesetzt (sogar Frau von der Leyen musste dies eingestehen, um im gleichen Atemzug verkünden zu lassen, "keinen Handlungsbedarf" zu sehen), wenn das alles überhaupt "kein Thema" mehr ist?!

  • N
    Nigredo

    @DiversityAndEquality

     

    Genau darauf wollte ich hinaus: Solange es eine Meldung wert ist, dass irgendwer schwul (oder heterosexuell) ist, hängen wir meilenweit hinter Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zurück, wobei man hier bei der "Popkultur" anders denken muss, insofern stimmt der Verweis auf die Berater im Artikel zynischerweise: Popmusik ist im westnlichen kleine-Mädchen-Musik und schon allein dadurch total verlogen; die Umsätze werden gemacht unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Der Homo muss ebenso seine Sexualität verstecken wie der Hetero, nur das der eine eben nicht dazu stehen, dass er auf Jungs steht, der andere, dass er nur auf eine steht i.e. er ne Freundin hat. Erfolg gibt es zwar auch außerhalb dieser Grenzen, aber man muss härter dafür arbeiten...

  • D
    DiversityAndEquality

    Ja klar, @Nigredo,

     

    seltsamerweise ist die Sexualität immer nur dann "egal" (im Sinne von: "braucht man doch nicht darüber zu reden"), wenn es um schwule Männer geht.

     

    Heterosexuelle setzen sich hingegen in dieser Gesellschaft rund um die Uhr auf allen Kanälen und an allen Orten mit ihrer Sexualität in Szene und kämen niemals auf die Idee, diese auch nur einen Millimeter zu verbergen. Weshalb sollten sie auch??? Und weshalb sollen schwule Jungs und Männer das dann tun???

     

    Diese durch und durch verlogene Pseudo-"Liberalität", die Homosexualität weiterhin oder schon wieder ins Private bzw. ins Schlafzimmer verbannen will, ist der größte Angriff auf Freiheit und Gleichberechtigung und eine der schlimmsten Formen der Homophobie.

     

    Ganz im Gegenteil ist das Private vor allem auch im Sexuellen politisch, wenn wir eines Tages tatsächlich in einer Gesellschaft leben wollen, in der nicht jedem Menschen eine mittelalterliche Zwangsheterosexualität aufgedrückt wird, sondern alle Menschen frei sind, IHREN Weg ohne jede gewalttätige Normierung von außen zu entdecken und zu leben!

     

    Heteronormativität ist ein Verbrechen, das weiterhin für ein vier- bis fünfmal höheres Selbstmordrisiko bei homosexuellen Jugendlichen verantwortlich ist! Und deshalb brauchen wir gerade in der so genannten Pop-Industrie, aber auch im Profi-Sport endlich viel mehr schwule Männer, die sich nicht selbst erniedrigen und verleugnen, sondern stolz auf das sind, was sie sind!

  • A
    Andi

    Ich frag mich, ob der Sack Reis, der in China gerade umgefallen ist, auch schwul ist.

  • H
    hessebub

    Und jetzt wo die Karriere im Keller ist, verhilft so ein Outing noch mal zu ein paar Schlagzeilen, gell? Vielleicht kauft dann auch jemand die Autobiographie.

  • I
    imation

    Was Ricky Martin ist schwul!?

    Also das hätte ich jetzt nicht gedacht, da währe ich nie im Leben selbst drauf gekommen.

    Danke liebe TAZ das ihr das endlich klarstellen konntet.

  • N
    Nigredo

    Irgebdwie ist sie ja traurig, diese Meldung - da ist es tatsächlich bedeutsam, ob jemand homo- oder heterosexuell ist?

    Oder geht es vielleicht eher darum, dass sich mit Martin ein (früheres?) heterosexuelles Sexsymbol als schwul geoutet hat? Dürfte ja für den ein oder anderen Machismo eine Sinnkrise auslösen...

    Dass Berater ihm vom Outing abgeraten haben, ist verständlich, Berater haben aber auch zum Kauf von US-Schrottimmobilien geraten, man muss eben wissen, wessen Rat man wirklich trauen kann - und denen, die sich Berater nennen, sollte man dabei das größte Misstrauen entgegen bringen.