: Richtig so, Mann!
Was die nur alle wollen. Spätestens seit der Antidrogenkampagne aus den frühen Neunzigern, bei der ein vor Gesundheit und schwäbischem Eifer strotzender Spieler Jürgen den unschlagbaren Slogan „Bleib clean, Mann!“ verkaufte, ist doch wohl klar, was das für einer ist: ein ganz Sauberer. Ein Fleißiger. Ein Ehrlicher. So wie Bruce Springsteen. Und wie Gustav Heinemann. Der ja mal gesagt hat, er liebe seine Frau, nicht den Staat.
Und Klinsmann, mit seiner ländletypischen Stetigkeit, der liebt eben auch seine Familie, nicht die elf Freunde, die er wacker aufgebaut und fast fehlerfrei bis kurz vor den WM-Sieg getriezt hat. Selbst wenn Deutschland den blöden Pokal erkämpft hätte, wäre er vermutlich nicht geblieben: Der Mann lebt in Kalifornien, hat dort zwei Kinder mit einem ehemaligen Model, und Weltmeister war er eh schon – was soll ihm das kalte Land, in dem Fußball-Antichristen wie Beckenbauer Erfolg haben, denn bieten? Ein Haus am Starnberger See und eine Liebelei mit Jenny Elvers-Elbertzhagen?
Außerdem hat Klinsmann ein Elefantengedächtnis. Das haben alle Bäcker. Das kommt vom frühen Aufstehen. Der weiß noch genau, dass er nicht erste Wahl für den Trainerposten war, der erinnert sich an jede Spöttelei über seine Trainingsmethoden, jede Schelte. Es passt zu ihm, dass er die Genugtuung, die ihm momentan widerfährt, nur im Stillen auslebt. Vielleicht sitzt er bald schon wieder mit einem Strawberry Daiquiri am Pool seines Hauses in Newport Beach, im Hintergrund brabbelt der Fernseher von Baseball, und er kichert mit seiner schönen Frau über die verrückten Monate im kleinen Deutschland, das ein paar Wochen lang Flaggen aus aller Welt in die Kneipen hing und sich einbildete, das würde schon reichen, um in großem Stil auf weltoffen zu machen. Viel Spaß, Jürgen, und – bleib clean, Mann! JENNI ZYLKA