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Rheinmetall will zur See fahren

Der an der Börse boomende Panzer- und Munitionshersteller erwägt, Lürssens Marine-Sparte zu kaufen

Von Gernot Knödler

Der Rüstungskonzern Rheinmetall plant offenbar, die Lürssen-Marinewerften zu kaufen. Medienberichten zufolge würde sich die Lürssen-Familie damit von den militärischen Werften in Hamburg, Wilhelmshaven und Wolgast trennen und sich in Zukunft auf das Geschäft mit Luxusyachten konzentrieren.

Mit dem Kauf würde der für die Herstellung von Panzern und Munition bekannte Rheinmetall-Konzern sein Angebot deutlich erweitern und Synergieeffekte erzeugen. Rheinmetall hat seit dem Beginn des Ukrainekrieges seinen Börsenwert vervielfacht und macht mit knapp zehn Milliarden Euro fast zehnmal so viel Jahresumsatz wie die Marinewerften von Lürssen.

Die beteiligten Unternehmen kommentierten die Spekulationen offiziell nicht. Allerdings gab Rheinmetall-Chef Armin Pappenberger mehrfach Hinweise, dass er den Konzern gern breiter aufstellen würde. Dem Online-Magazin „Hartpunkt“ zufolge sagte er Anfang des Monats gegenüber Analysten, Rheinmetall befinde sich im Bereich Marine derzeit in Verhandlungen mit Partnern. „Wir glauben, dass wir auch im Marinebreicht ein wirklich großes Geschäft aufbauen können“, zitiert „Hartpunkt“ den Rheinmetall-Chef.

Am Rande der Einweihung einer neuen Munitionsfabrik im niedersächsischen Unterlüss gab er dem NDR zufolge einen indirekten Hinweis: „Wir sind immer interessiert, unser Produktportfolio zu erweitern.“ Mehr könne er dazu nicht sagen.

Laut Deutscher Presse-Agentur hat sich die Geschäftsleitung von Naval Vessels Lürssen in einem Schreiben an die Beschäftigten gewandt: Die Industrie sei aufgefordert worden, sich Gedanken zu machen, „was unsere Marine und unser Land jetzt brauchen, um seine Wehrhaftigkeit zu erhöhen, und zwar schnell“. Vor diesem Hintergrund habe der Konzern entschieden, „Konsolidierungsgespräche mit möglichen Partnern zu intensivieren“.

Eine Entscheidung soll offenbar in den nächsten Wochen ­fallen.

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