Rezession kommt: Die Aufträge brechen weg
Die Lage der deutschen Wirtschaft verschlechtert sich zusehends. Daran ändert auch der Erfolg eines Puppenherstellers nichts.
BERLIN taz Man kann noch fündig werden, wenn man gute Nachrichten aus der Welt der Wirtschaft sucht: Der Puppenhersteller Zapf Creation hofft für das Gesamtjahr 2008 wieder auf einen Gewinn. Bis September hat er seine Verluste mit rund 900.000 Euro im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres schon mal um 80 Prozent reduziert. Hauptgrund, so Vorstandschef Stephan Brune, war die große Nachfrage nach Produkten aus der Baby-Born-Serie.
Obwohl für die heile Welt im Kinderzimmer also noch Geld da ist, kam Brune nicht drumherum, für 2009 "eine massive und anhaltende Verunsicherung der Verbraucher" vorherzusagen. In anderen Branchen schlägt diese längst durch - ebenso wie andere Effekte der globalen Finanzkrise.
So gab es am Freitag wieder vor allem schlechte Nachrichten aus Unternehmen und Verbänden. Der Autokonzern BMW verzeichnete im Oktober den zweiten Absatzeinbruch in Folge. Er verkaufte 113.005 Autos, 8,3 Prozent weniger als im September. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl geht für 2008 nur noch von einer Produktion von 47,5 Millionen Tonnen aus, eine Million weniger als 2007. Die Münchner Rück verringerte ihren Vorjahresgewinn im dritten Quartal um fast 100 Prozent.
Dass es sich bei diesen Ansagen nicht um Einzelfälle handelt, zeigen die aktuellsten Zahlen aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Danach brechen der deutschen Industrie die Aufträge im Rekordtempo weg: Im September waren es acht Prozent weniger als im August. Und das Produzierende Gewerbe - also Industrie, Bauhauptgewerbe und Energiewirtschaft - hat seine Produktion bereits um 3,6 Prozent gebremst.
"Die Daten passen in das Bild einer Rezession", sagte Andreas Scheuerle, Analyst bei der Deka-Bank. Am Donnerstag hatte der Internationale Währungsfonds eine weltweite Rezession vorhergesagt. Die deutsche Wirtschaft werde um 0,8 Prozent schrumpfen. Damit bestätigte er das Negativszenario, das die Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Herbstgutachten beschrieben hatten.
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