: Revolutionär mit hellen Locken
KLASSIKER Aufregende Überraschung: Eine weitere Zeichnung von Georg Büchner entdeckt
Sensationsfund auf dem Dachboden. Von Georg Büchners Aussehen hatten wir bislang nur zwei eilig in ein Tagebuch gekritzelte, vier Zentimeter große Federzeichnungen: wilder Haarschopf, hohe Stirn, tiefe Augen – etwas vom feurigen Geist dieses Klassikers vermitteln sie immerhin. Und es gab noch eine Zeichnung durch den Theatermaler August Hoffmann, die Büchner im dunklen, Polenrock genannten Mantel zeigt: frisiert, ernster Blick. Diese Zeichnung, sorgsam gehegt durch die Familie Büchner, verbrannte 1944 bei einem Luftangriff. Erhalten blieb nur eine Fotografie von ihr.
Und nun wurde eine weitere Zeichnung von Büchner gefunden, bei den Nachfahren von August Hoffmann, in einer Mappe voller Genre- und Landschaftsszenen aus den 1830er Jahren. Man mag es zunächst kaum glauben, aber so renommierte Literaturwissenschaftler und Büchner-Kenner wie Günter Oesterle und Burghard Dedner sind sich der Authentizität des Fundes sicher. Es zeigt einen helleren, unvergrübelten Büchner, der ein Notenblatt in der Hand hält. Das Institut Mathildenhöhe Darmstadt wird es in die große Ausstellung „Georg Büchner. Revolutionär mit Feder und Skalpell“ integrieren, die am 1. Oktober 2013 eröffnet wird. Wie es sich fügt, wird ja am 17. Oktober Büchners 200. Geburtstag gefeiert.
Über die Umstände der Entstehung der Zeichnung streiten sich die Experten noch. Als wahrscheinlichstes Szenario erscheint, dass Büchner sie im Jahr 1833 bei August Hoffmann für seine Geliebte Wilhelmine Jaeglé (mit der er, in heutigen Begriffen, eine Fernbeziehung führte) in Auftrag gab – und Hoffmann, eventuell auf der Vorlage dieser Zeichnung, dann noch die Zeichnung mit Büchner im Polenrock für die Familie anfertigte. Genaue Papieranalysen müssen abgewartet werden.
Was für eine aufregende Überraschung! drk