Reverend Jeremiah Wright: Obamas schädlicher Freund

Der Pastoren-Pensionär empörte mit seinem provokanten Wettern gegen das weißes Establishment viele weiße Wähler. Warum Obama über den spirtuellen Ziehvater stolpern könnte.

Schreckgespenst für weiße US-Mittelschichtler: der provokationsfreudige Reverend Wright. Bild: ap

Der Mann hat einige verrückte Ideen, einen Freund, der sich gerade um die US-Präsidentschaft bewirbt, und offenbar großen Rededrang. Reverend Jeremiah Wright, der schwarze Pastor der Chicagoer Trinity Church, füllt seit Tagen die Schlagzeilen der US-Medien. Der 66-jährige pensionierte Geistliche hatte nach 36 Jahren als Pastor der schwarzen Megakirche in der Chicagoer Südstadt sein Amt zwar im Februar niedergelegt, doch sorgten kurz danach Videomitschnitte einiger früherer Predigten für helles Entsetzen - vor allem unter weißen US-Wählenden. Wright wetterte darin gegen eine rassistische US-Regierung, die angeblich dafür gesorgt habe, dass die Schwarzen an Aids sterben und an Alkohol. Er bezeichnete die Terrorattacken des 11. September als gerechte Strafe für ein Amerika, das selbst auf der Welt Terrorismus verübe, und schimpfte auf das weiße Establishment.

Seitdem diese Mitschnitte tagelang auf allen TV-Kanälen der USA herumgeisterten, hat der Freund des Pastors, Präsidentschaftskandidat Barack Obama, ein entscheidendes Problem. Mit einer historischen Rede über die Rassenbeziehungen in den USA erwiderte Obama Mitte März auf den Skandal um Rev. Wright. Dabei kritisierte er seinen Mentor und Pastor auf eine Weise, die das weiße Amerika als zu nett empfand - und der prominente Reverend als Kriegserklärung. Nach einer kurzen Weile des Schweigens holte der Geistliche in den letzten Tagen zum großen Gegenschlag aus. Bei mehreren medienwirksamen Auftritten diffamierte er Obama am Montag als doppelzüngigen Politdarsteller und wiederholte mit sichtlichem Vergnügen seine hirnrissigen Behauptungen zum Thema Aids. Daraufhin zeigte sich Obama erstmals mäßig erzürnt und kündigte Wright per Interview die Freundschaft. Für Obama offensichtlich ein schmerzhafter Schritt, denn in Wright sieht er so etwas wie eine spirituelle Vaterfigur, die ihm auch das Motto seiner Kampagne schenkte: "Der Mut der Hoffnung". Statt für Hoffnung sorgt Wright nun systematisch für jede Menge schlechter Gefühle.

Viele befürchten, dass der charismatische Pastor vor lauter verletztem Ego nun den aussichtsreichsten schwarzen Präsidentschaftsbewerber zu Fall bringen könnte, den die USA je hatten. Nicht so sehr damit, was er von sich gibt, sondern mit der Herausforderung, die sich daraus für Obama ergibt. Nämlich die Frage, wie umgehen mit dem gegenseitigen Misstrauen zwischen Weiß und Schwarz und wie die Schwäche verkaufen, die Obamas Hautfarbe immer noch darstellt. All das hat der provokationsfreudige Rentner mit wenigen Sätzen zum Kochen gebracht.

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