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Resist@nce: große Gegner lahm legen

■ Der Web-Aktivist Florian Schneider kommt ins Kioto und erzählt vom Widerstand

InternetResist@nce – das Netz als Schauplatz gesellschaftlicher Konflikte, über dieses Thema spricht Florian Schneider, Münchner Journalist, Filmemacher, Internet-Aktivist und Mitbegründer der Aktion „Kein Mensch ist illegal“ am Dienstag, 13. Februar, um 19.30 Uhr im Kioto. Veranstalter ist das Antirassismus-Büro Bremen. Die taz fragte, um was es geht.

taz: Was sind das für gesellschaftliche Konflikte, die im Internet zu verfolgen sind?

Florian Schneider: Alle. Man kann das Internet ja nicht als ein alternatives Territorium zur wirklichen Welt sehen, sondern ganz banale wie hochgeistige, soziale wie sonstige Konflikte wie in der normalen Offline-Welt tauchen natürlich auch in der Online-Welt auf.

Um was geht es Netz-Aktivisten?

Meist geht es darum, das, was einem großen Gegner ungeheure Schwierigkeiten bereiten soll, durch eine Reihe taktischer Handgriffe hinzukriegen – im Prinzip also die Machtverhältnisse zumindest vorübergehend umzudrehen. Dafür ist das Netz jetzt noch ein sehr spannendes, aufschlussreiches Terrain.

„Noch“ heißt also: Das kann sich ändern?

Das kann sich ändern. Es ändert sich auch permanent. Das Internet ist ein Terrain, auf dem sich permanente Verschiebungen, permanente Machtkämpfe und Auseinandersetzungen abspielen. Bestes Beispiel ist die Anwendung des Markenrechts auf den Bereich von Domainnamen. Da sind wir heute mit einer völlig anderen Situation konfrontiert als noch vor Jahren. Aktionen von Widerstand finden hier statt wie in der Offline-Welt – nur viel gleichzeitiger und komplexer.

Ein Beispiel bitte.

Die Deportation Class Kampagne von „Kein Mensch ist illegal“, die mit den verschiedensten Methoden die Praxis der Lufthansa, ihre Flüge für Abschiebungen zur Verfügung zu stellen, angreift. Die Kampagne begann mit Gegeninformation, möglichst unter griffigen Domainnamen wie deportation-alliance.com und kann bis hin zu virtuellen Sit-ins reichen – das Lahmlegen eines Servers durch unzählige Anfragen – oder Online-Blockaden. Dafür gibt es auch schon ausgefeilte Software, die eine solche Demonstration so justiert, dass nicht alles abstürzt, sondern die Zugriffszeiten sich extrem verlangsamen. Ein weiterer wichtiger Aspekt wäre dann Image-Verschmutzung. Bestes Beispiel für die unglaubliche Tragweite von Image-Verschmutzung ist ein Prozess von McDonalds gegen zwei Gegner Anfang der 90er. Die ganze Beweisführung der Verteidigung wurde auf einer Webseite dokumentiert – das war lange Zeit eine der am meisten besuchten Seiten im Netz und ein totales PR-Desaster für McDonalds.

Das lässt sich ja nachvollziehen. Aber Streiks im Netz?

Streiks in traditioneller Art sind heute in manchen Betrieben ohne Chance – wenn sich Gewerkschafter outen, fliegen sie raus, oder ganze Callcenter werden binnen Stunden aufgelöst. Insofern muss bezüglich der Formen immaterieller Arbeit diskutiert werden, wie Formen immateriellen Widerstands möglich sind. Das wird sehr spannend, wie sich die Gewerkschaften darauf einrichten werden.

Sind Internet-Kämpfer die besseren 68er? Kommen Sie zum Ziel?

Ich würde die Frage tatsächlich mit Ja beantworten. Weil es um temporäre Ziele geht. Es geht nicht mehr um große Finalitäten wie die Weltrevolution, sondern es geht um temporäre, autonome Zonen – darum, das Internet für bestimmte Zwecke zu nutzen ohne zu glauben, dass es das allein selig machende Medium ist.

Fragen: Susanne Gieffers

Die Ausstellung „deportation.class“ zum Thema Lufthansa und Abschiebungen ist noch bis zum 6. Februar im AStA-Foyer der Uni zu sehen, vom 7. bis 12. Februar im Kulturzentrum Paradox.

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