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Requiem für ein Lagerhaus

Die Schau „There is a place“ im Kaispeicher A vereint mäßig provokative Exponate Hamburger Künstler

Es ist die Tragik des „Daniel-Libeskind-Effekts“, dass die Architektur eines Ausstellungsraums die gezeigten Kunstwerke manchmal erdrückt und schließlich der Raum selbst zum Event wird. Diese Gefahr unterläuft derzeit auch There is a place im Kaispeicher A, wo in der Betonsäulen-Kulisse des ehemaligen Kakao- und Kaffeelagers „Hamburger Positionen zum Thema RAUM“ versammelt sind.

Dabei erweist sich der Kaispeicher A als ausgezeichnete Alternative zum White Cube und als abwechslungsreiche Location für die zwanzig KünstlerInnen. Sabine Siegfried etwa stellt ihre kontemplative Reisebibliothek über Madagaskar in den Lastenfahrstuhl. Baldur Burwitz installiert einen zwölf Meter langen Regenkorridor. Und im Wald aus Betonsäulen schießt ein Bogenschütze auf ein unsichtbares Ziel, das kurzzeitig in einem Videobild aufblitzt. Nur die Videoinstallation von Wolfgang Oelzes im Keller verfehlt ihre schockierende Wirkung.

Hell erleuchtet sind zwei Räume mit den architektonischen Raumauffassungen von Markus Lohmanns, Michael Pfisterer, Arne Klaskala und Monika Grzymala. Jan Köchelmann fordert die Besucher mit seinem Restschacht, der hoch über dem Wasser des Sandtorhafens aus dem Gebäude ragt, heraus, den Schacht zu betreten, um am Abgrund zum Stehen zu kommen.

Alle gezeigten Arbeiten beziehen sich mehr oder weniger auf den Raum als architektonischens Abstraktum oder als Erfahrungsraum. Dabei erlaubt der Kaispeicher A politische und historische Bezüge, die Kurator Mathias Güntner und den KünstlerInnen unter den Nägeln hätten brennen müssen: Der Kaispeicher bildet das westliche Ende der HafenCity, die nach der Zwangsumsiedlung des Grasbrooks in den 1880ern wieder ein lebendiges Viertel am Wasser schaffen soll. Das 1965 von Werner Kallmorgen entworfene Gebäude soll dazu (nächstes Jahr) einem „MediaCityPort“ weichen.

Konkrete Bezüge darauf finden sich nur in der Kollektivarbeit von Rieve-Urbschat-Wehrmann, die in einem Gotcha-Spiel mit einer Eventagentur den Kampf zwischen Kunst und Kommerz bzw. die Kontrolle über den Speicherkeller – ergo den öffentlichen Raum der HafenCity – nachzeichneten.

Kurator Mathias Güntner will mit der Ausstellung vor allem den Ort Kaispeicher A vor seiner Auslöschung noch einmal in das Bewusstsein der Stadt holen: There is a place, da gibt es Leben!

Trotz der exponierten Lage haben sich allerdings nicht genug Sponsoren finden lassen. Das finanzielle Risiko der Ausstellung trägt der Galerist Mathias Güntner (von einigen Kleinspenden abgesehen) vorerst allein. Bei der Eröffnung bot sich daher ein seltener Anblick: vor dem Eingang stand eine Spendenbox. Zeichen Hamburger Kulturförderung.

Christian T. Schön

Bis 13. Oktober, Do-So 14-20 Uhr, Kaispeicher A, Am Dalmannkai. Information unter www.artfinder.de

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