piwik no script img

Repression hilft niemandemFrontal-Angriff auf Frauen

Kommentar von Kai von Appen

Eine Abschaffung des Prostitutionsgesetz führt Sexarbeiterinnen zurück in die Illegalität.

E s gibt sie natürlich: die Fälle, in denen Frauen unter falschen Voraussetzungen angelockt werden und erst am Ziel merken, dass sie einer Schlepperbande zum Opfer gefallen sind. Viele von ihnen sind dann sexualisierter Gewalt ausgesetzt – was ja gerne als Zwangsprostitution bezeichnet wird. Dass sowas passiert, soll nicht geleugnet werden.

Es gibt aber auch noch die EU-Osterweiterung: Ihr sei Dank, werden Frauen in Rumänien oder Bulgarien von skrupellosen Organisationen in Transporter gesetzt und gen Westen gekarrt. Müssen nirgends ihre Pässe zeigen und werden dann in Deutschland gezwungen, einige Monate lang der Prostitution nachzugehen. Ihre Familien, manchmal auch nur die Kinder, bleiben zurück in der Heimat – als Faustpfand, damit die Frauen auch wiederkommen und das Geld abliefern.

Alles empörend, alles verdammenswert – aber kein Resultat des von Rot-Grün im Jahr 2002 verabschiedeten Prostitutionsgesetzes. Daher ist die Forderung nach der Abschaffung des Gesetzes, so dass Prostitution wieder illegal wäre, ein Frontal-Angriff auf die Frauen, die Sexarbeit leisten – ob freiwillig oder aus blanker wirtschaftlicher Not.

Ob seit 2002 oder davor: Repression und Illegalisierung haben noch nie irgendwem weitergeholfen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Hamburg-Redakteur
Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!