: Reporter observiert
Niedersachsens Innenminister der Lüge überführt ■ Aus Hannover Jürgen Voges
Der niedersächsische Verfassungsschutz hat am 12. Januar eine Reise des Stern-Journalisten Rudolf Müller und seines Kollegen Stefan Aust sowie deren Treffen mit einem dpa-Korrespondenten am Flughafen Hannover Langenhagen observiert. Mit der Bespitzelung der beiden Journalisten hat sich am Donnerstag die Parlamentarische Kontrollkommission des niedersächsischen Landtages befaßt. Vom Sprecher des Innenministeriums wurde gestern nur noch dementiert, daß auch niedersächsische Polizeibeamte an der Observation beteiligt waren. Genau drei Tage nach der Observation, am 15. Januar, hatten Innenminister Wilfried Hasselmann und sein Verfassungsschutz-Chef Joachim Bautsch der Landespressekonferenz in Hannover versichert, daß „Journalisten bei der Ausübung ihres Berufes nicht Beobachtungsobjekt des Verfassungsschutzes sind“.
Ausgeführt wurde die Bespitzelung von einer Gruppe von Verfassungsschützern, d Stellungnahme ab. Der Stern war durch Hinweise mehrerer Personen über die Observation informiert worden und hatte bei der Parlamentarischen Kontrollkommission des Landtages (PKK) gegen die Behinderung der journalistischen Arbeit protestiert. Ministeriumssprecher Volker Benke dementierte, daß es Ziel der Observation gewesen sei, Interessen des Agenten Werner Mauss wahrzunehmen. Es sei aber davon auszugehen, daß zumindest der Leiter des Verfassungsschutzes, Joachim Bautsch, über die Observation informiert gewesen sei. Drei Tage nach der Bespitzelung bei der Pressekonferenz von Hasselmann und Bautsch zum Thema „Journalisten im Dienste des Verfassungsschutzes“ hatte der Innenminister noch erklärt: „Jeder Satz von Herrn Bautsch ist hier so gut wie ein Satz des Ministers.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen