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Rentabler ÖkostromWindstrom oft billiger als Atomstrom

Windkraft dämpft den Strompreis: Schon heute kostet der Strom von Windrädern teils weniger als konventioneller Strom. Bald sind die meisten Anlagen ohne Förderung konkurrenzfähig.

Windkraft: kein Zuschussgeschäft mehr. Bild: dpa

In der politischen Diskussion gelten erneuerbare Energien noch immer als umweltfreundlich, aber teuer. Zumindest bei der Windkraft gehört die preistreibende Wirkung aber mittlerweile der Vergangenheit an: Durch steigende konventionelle Strompreise und sinkende Vergütung für Windstrom nähern sich die Preise immer weiter an. Und ältere Windräder an guten Standorten produzieren schon heute zu niedrigeren Preisen als dem an der Strombörse gebildeten Durchschnittswert, der etwa für Kohle- und Atomstrom gilt. Das geht aus einer Analyse im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion hervor.

"Atomstrom ist tagsüber teurer als Windstrom", sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bärbel Höhn. "Die Windenergie ist kein Zuschussgeschäft mehr für die Verbraucher, sondern die steigenden Preise werden aktiv gedämpft."

An Werktagen zwischen 8 und 20 Uhr, wenn der Strom in Deutschland am teuersten ist - im Fachjargon Peakload genannt -, produzieren schon heute alle deutschen Windanlagen billiger als der durchschnittliche Börsenpreis, so die Analyse der Beratungsgesellschaft LBD. Im Vergleich zum Börsenmittelwert aller Zeiten (dem sogenannten Baseload) produzieren Windkraftwerke im Durchschnitt jede Kilowattstunde noch rund 2,5 Cent teurer. Bis 2013, das zeigen die schon heute feststehenden Preise für künftig verkauften Strom, wird dieser Abstand auf unter 1 Cent sinken. Der Bundesverband Windenergie verweist zudem darauf, dass Windkraft allein schon durch das erhöhte Stromangebot dämpfend auf die Preise an der Börse wirkt.

14,2 Prozent des Stroms in Deutschland wurde 2007 mit erneuerbaren Energien erzeugt; knapp die Hälfte davon mit Windkraft. Gemäß dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz, dessen Kosten auf alle Stromkunden umgelegt werden, erhalten Windstromproduzenten für ihren eingespeisten Strom 20 Jahre lang einen garantierten Preis - je nach Standort und Baujahr der Anlage zwischen 6,2 und 9,1 Cent pro Kilowattstunde. Der Durchschnittswert liegt derzeit bei 8,83 Cent. An der Leipziger Strombörse steigt der Durchschnittspreis von derzeit 7 Cent auf über 8 Cent im Jahr 2014, der Peakload-Preis klettert von 10 auf über 11 Cent.

Für die Betreiber von Windkraftanlagen könnte es sich daher in Zukunft lohnen, ihren Strom nicht mehr über das Erneuerbare-Energien-Gesetz zu verkaufen, sondern zum Marktpreis an der Börse. Allgemein dürfte das ab 2015 der Fall sein, so der Autor der Studie, Björn Drechsler, bei niedrig geförderten Anlagen aber schon jetzt.

Die Grünen sehen die Kritiker erneuerbarer Energien durch die neuen Zahlen endgültig widerlegt. "Gestern wurden die Erneuerbaren als zu teuer belächelt, heute werden sie wettbewerbsfähig, und morgen sind sie konkurrenzlos billig", sagt Energieexperte Hans-Josef Fell. Als Konsequenz, so die Forderung von Fraktionsvize Höhn, müssten Bundesländer wie Bayern oder Nordrhein-Westfalen "endlich ihre Blockadehaltung bei neuen Windenergieanlagen aufgeben".

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10 Kommentare

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  • A
    Anne

    @ T. F. nun, ein gewisser Markus Retzlaw verteidigt auf der von Ihnen verlinkten Seite die Sache der Vernunft recht gut gegen die Leute, die mit Scheuklappen ausgestattet und kurzsichtig sind, wenn es darum geht, die tatsächlichen (langfristigen und weltweiten) Kosten und andere Nachteile von Kohle- und Atomkraftwerken zu erkennen und sie in Relation zu den Erneuerbaren Energien zu setzen

     

    auch wenn die eine oder andere Kritik auch am Freiburger Öko-Institut u.a. berechtigt ist - z. B. hat dieses Institut schon viel zu atomkraftfreundliche Statistiken publiziert, die z. B. diese viel klimafreundlicher darstellen, als sie ist, z. B. wg. Vernachlässigung der Flusswassererwärmung und des emittierten Wasserdampfes, sowie der 1 Mio Jahre Atommülllagerung, die ja auch bis heute unwägbare Maßnahmen erfordern kann, welche sich auch negativ auf die "Klimabilanz" auswirken können.

  • T
    T.F.

    Aua, es ist purer Unsinn, daß Windstrom so billig sei und Windstrom den Strompreis senken würde. Natürlich ist der Preis an der Strombörse nahe null, wenn der Markt bei starkem Wind mit Unmengen Windstrom überschwemmt wird. ABER: davon haben die Netzbetreiber nichts, zumindest solange es das EEG gibt. Die Netzbetreiber müssen den Windradbetreibern ja nach EEG zwangsweise einen bestimmten Preis zahlen, auch wenn der Börsenpreis praktisch null ist. Wird viel Windstrom eingespeist und hat der Netzbetreiber viel mehr Strom als er braucht, wird er die überzählige Menge verkaufen. Da viel Windstrom gleichzeitig auf den Markt geworfen wird, sinkt der Preis aber stark und er bekommt kaum etwas dafür, gleichzeitig muß er den WKA-Betreiber aber trotzdem die Einspeisevergütungen zahlen. So entsteht ein Verlust, den letztlich die Endverbraucher zahlen. Profitieren tun vom niedrigen Börsenpreis nur Ausländer, der deutsche Stromkunde aber zahlt garantiert drauf.

     

    Eine ausführlichere Erklärung gibt es hier:

    http://www.readers-edition.de/2008/07/21/oeko-institut-beweist-laufzeitverlaengerungen-der-kkw-sinnlos

     

     

    Daß sich Windräder unsubventioniert nie rechnen, ist offensichtlich. Weht kaum Wind, verdient der Betreiber nichts, weil er eben nichts produziert. Weht viel Wind, stürzt der Marktpreis ab und der Betreiber verdient deshalb wieder kaum etwas. Wer es nicht glaubt, muß sich nurmal ansehen, wie viele Windräder z.B. in Holland oder Österreich stehen: praktisch gar keine.

  • TG
    Thorste Gundelach

    Die Zahlen halte ich sogar für Unterschätzt. Folgekosten der Endlagerung (wenn sie denn vorhanden wäre) können gar nicht richtig eingerechnet werden. Es sollte auch jedem klar sein dass ein AKW nicht Haftplichtversichert ist. Die Kosten eines Gaus hätte das Volk zu tragen.

  • AS
    A. Schwarz

    Verehrter Leser (...), würden Sie sich für einen Stromlieferanten entscheiden, der Ihnen den Strom nicht jederzeit zu liefern vermag? Und dessen Strom auch noch mehrfach so teuer ist, wie der von anderen Stromlieferanten? Das würden Sie doch sicher nicht...

  • BW
    bernhard wagner

    @ A Schwarz: Zum letzten Satz des Artikels in Ihrem Link:

     

    Leider planen Bulgarien und andere Länder von deutschen Unternehmen 'überredet' (ich vermeide hier mal das Wort "gekauft", denn Korruption ist ja nicht das einzige Mittel der Überredung, z.B. Desinformation auf der anderen Seite gehört auch dazu ...) auch neue Uranreaktoren (vgl. dazu z.B. das letzte Greenpeace Magazin).

     

    Aber z.B. die baltischen Staaten könnten mit moderner offshore Windenergie einen

    Ü b e r s c h u s s an elektrischer Energie erzeugen. Ebenso z.B. Bulgarien mit Solarenergie.

  • A
    Anne

    Bürger G.: auch wenn Sie Zahlen benutzen, um sich selbst und anderen dadurch den Anschein größerer Objektivität zu geben: Ihre Märchen sind trotzdem falsch.

  • AS
    A. Schwarz

    Im folgenden Artikel kann der geschätzte Leser erfahren, warum Windstrom billig ist.

    http://www.readers-edition.de/2008/06/16/warum-ist-oeko-strom-eigentlich-so-billig

  • BG
    Bürger G.

    ....und jeder fällt auf die Grüne Augenwischerei rein!

     

    Strom aus Kernkraftwerken ist GRUNDLASTSTROM (Baseload), Windenergie ist nur dann konkurenzfähig, wenn er als SPITZENLAST (Peakload) verkauft wird und ist eben NICHT grundlastfähig!

     

    Grüne und "Malte" vergleichen also mal wieder Äpfel mit Birnen!

     

    Des Weiteren werden noch andere "Äpfel mit Birnen" verglichen, die tatsächlichen Kosten und die Preise an der StromBÖRSE! Windstrom wird mit ca. 9 ct/kWh vergütet und Kernkraftwerksstrom kostet (inkl. Herstellung, Versicherung, Endlagerung etc) 2,5 ct/kWh, somit ist WINDKRAFTSTROM fast 4 MAL SO TEUER! DAS IST EIN FAKT! Denn dieser Fehlbetrag muss von einer Volkswirtschaft erwirtschaftet werden! Können wir uns das angesichts der Finanzkrise und der schwächelnden Konjungtur leisten? ...oder sollten wir endlich für Laufzeitverlängerungen sorgen, die den EE und den Bürgern dieses Landes hilft!?

     

    Wie sich Politiker wieder Sachen schön rechnen und die taz, die ja sonst eher kritisch ist, die Dinge einfach nachbrappelt ist unglaublich: Weil der Börsenpreis steigt sind EE jetzt wirtschaftlich! Meine Güte, das ist Volkswirtschaftlicher Blödsinn!

  • V
    vic

    Hier steht Vernunft und Wirtschaftlichkeit gegen politischen Einfluss.

    Und bei dieser Regierung hat ökologische Vernunft in Verbindung mit Wirtschaftlichkeit keine Chance gegen den politischen Einfluss der Dreckstrom-Großkonzerne und deren Lobbyisten.

  • BW
    bernhard wagner

    N o c h billiger kann der Windstrom werden, wenn sie zusätzlich in Polen und den baltischen Staaten gebaut und in dortigen Ostseeküstengewässern errichtet werden.

     

    n.b: Wegen des tendenziell stetigeren Windes auf See wird auch der Nachteil der Windkraft, der v.a. durch die größeren Wind-Schwankungen an Land entsteht, reduziert.

     

    Zusätzlich können die Kosten durch Effizienssteigerung gesenkt werden, aktuell bereits bei Repowering, wenn Windräder ohne Getriebe (mit Magnetresonanztechnik) laufen, und hoffentlich auch bald wenn die Anlagen die Energie, welche im Grid System aktuell gerade überschüssig ist, noch vor der Umwandlung in elektrische Energie speichern

     

    (z.B. in Druckluftspeichern im Turm oder am Sockel der Anlagen), um auf diese Weise die Effizienz sehr deutlich zu erhöhen (weil Verluste durch jeweilige Umwandlung auf diese Weise verringert werden - im Vgl. zu den bisherigen Modellen).

     

    Die Forschung dahingehend sollte deutlich forciert werden, damit nicht erst in einigen Jahren allzuviele dann schon stehenden Windräder nachträglich damit ausgestattet werden müssen (falls sich das dann überhaupt lohnt).

     

    Das wäre einen gzielten Milliardenkredit wert.