: Religionsunterricht vor Gericht
Die Islamische Föderation klagt gegen Schulverwaltung. Gericht muss über einstweilige Anordnung entscheiden
Der Streit um den Islam-Unterricht an Berliner Schulen geht in die nächste Runde. Wie das Verwaltungsgericht gestern bestätigte, hat die Islamische Föderation Klage gegen die Ablehnung ihrer Lehrpläne durch die Senatsschulverwaltung eingereicht und eine einstweilige Anordnung unter Androhung eines Zwangsgeldes von 200.000 Mark beantragt.
Damit wolle die Organisation das Recht auf Unterrichtserteilung im neuen Schuljahr erwirken, sagte der Rechtsanwalt der Föderation, Abdurrahin Vural. Er gehe davon aus, dass die Föderation im Oktober mit den Stunden beginnen könne.
Die Sprecherin der Senatsschulverwaltung, Rita Hermanns, reagierte mit Unverständnis auf die erneute Klage der Organisation. Die Schulverwaltung sei allen Auflagen der Gerichte nachgekommen. Es sei Aufgabe der Behörde, die Rahmenpläne auf ihre Verfassungsmäßigkeit zu überprüfen. Grundsätzlich sei der Wunsch nach einem islamischen Religionsunterricht an Schulen „voll berechtigt“, betonte Hermanns.
Schulsenator Klaus Böger (SPD) hatte die von der Föderation vorgelegten Rahmenpläne mit der Begründung zurückgewiesen, dass „wesentliche Verfassungsprinzipien“ darin nicht umgesetzt seien. Das betreffe die Befähigung zur eigenen Entscheidung und zur freien Entwicklung des Gewissens sowie die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Trotz mehrfacher Aufforderung zur Überarbeitung seien diese Mängel nicht behoben worden, hieß es.
Die Islamische Föderation als Zusammenschluss von rund 25 Vereinigungen und Initiativen besteht seit 1980. Die Organisation wird als extremistisch eingestuft und vom Verfassungsschutz beobachtet. EPD
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen