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Religiös korrekter SpeiseplanHalal in der Schulkantine

Wie lassen sich die Ernährungsvorschriften der großen Religionen in der Schulkantine umsetzen? Osnabrücker Forscherinnen haben da einen Vorschlag.

Stellt alle Religionen zufrieden: Rohkost. Bild: dpa

HAMBURG taz | Wie lassen sich die Ernährungsvorschriften der großen Religionen in den Speiseplan der Schulkantinen integrieren? Eine Antwort auf diese Frage gibt ein Forschungsprojekt der Hochschule Osnabrück, dessen Ergebnis am Mittwoch vorgestellt worden ist. Eine Wissenschaftlerin der Hochschule hat einen Speiseplan entwickelt, der den Regeln der Religionen in verschiedenen Kombinationen gerecht wird. Ein Gericht ist immer vegetarisch. Damit können alle leben.

Die Deutschen sind zwar weniger religiös, aber dafür religiös vielfältiger geworden. Allein fünf Prozent der Bevölkerung bekennt sich zum Islam. Aber nicht nur hier, sondern auch im Judentum, im Hinduismus und für manche Formen des Buddhismus gelten besondere Speisevorschriften. Rund 1.500 von 2.900 allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen sind Ganztagsschulen, in denen ein Mittagessen angeboten werden muss. „Die Akzeptanz des Essens bei Schülern und Eltern ist das größte Problem“, sagt Diana Reif von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Niedersachsen.

Der Grund dafür könnte auch darin liegen, dass das Schulessen nicht den religiösen Regeln entspricht, vermutet Johanna-Elisabeth Giesenkamp von der Hochschule Osnabrück. Die Forscherin hat für das Projekt „Inklusion durch Schulverpflegung“ die Ernährungsvorschriften der Christen, Moslems, Juden, Hindus und Buddhisten verglichen. In der Praxis sei es durchaus möglich, diesen in der Schulverpflegung gerecht zu werden, sagt sie.

Dabei steckt der Teufel im Detail: Für das koschere Essen der Juden darf Fleischiges und Milchiges nicht nur nicht vermischt werden, sondern es muss auch in eigenen Gefäßen zubereitet werden. Juden und Moslems dürfen kein Schweinefleisch und kein Blut verzehren. Für Moslems gilt ein strenges Alkoholverbot, was sich auch auf Reinigungsmittel und Aromen bezieht.

Für die Praxis schlägt Giesenkamp vor, in der Hauptsache vegetarisch zu kochen und dabei die Regeln aller Religionen einzuhalten. Für die Besonderheiten, insbesondere beim Fleisch, müssten getrennte Küchenbereiche eingerichtet werden.

Die Catering-Branche scheint sich darauf eingestellt zu haben. „Es ist für uns schon lange selbstverständlich, verschiedene religiöse Besonderheiten zu beachten, aber auch Unverträglichkeiten und Allergien“, sagt Michaela Mehls von der Firma Dussmann. Der Kunde müsse diesen Bedarf aber artikulieren.

Auch der Freidenker-Verband als Vertretung der Konfessionsfreien hat kein Problem mit dem Angebot. „Die Vielfalt der Ansprüche sollte berücksichtigt werden“, findet Vorstandsmitglied Eberhard Schinck.

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14 Kommentare

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  • H
    Halil

    Ein Christ darf Halal Fleisch nicht Essen,Muslime dürfen dagegegen sogar Fleisch das anderen Göttern geopfert wurde Essen solange sie es nicht wissen-sie sollen aber nicht danach fragen,so steht es geschrieben.

     

    Und würde die TAZ mal der Frage nachgehen wie es sein kann das die grössten Fleischbetriebe Deutschlands alles nach Halal Zertifikaten(ich schreibe extra nach I. Zertifikaten da HALAL nur ERLAUBT heisst und Moslems ALLES Essen dürfen was nicht AUSDRÜCKLICH verboten ist_die ZErtifikate sprechen gegen den Koran-so steht es auch in der ISlamischen Zeitung) schlachten obwohl es im Gesetz heisst das es nur Ausnahmen gibt.Und ich frage mich wie es da mit der Hygiene aussieht denn diese Zertifiakt Islamisten erlauben keinen Alkohol zum reinigen!

  • F
    frutarier

    @ von killyourtelevision aber nicht für mich: ich bin Frutarier!

  • JM
    J. Murat

    Vegan kochen oder Rohkost anbieten,

    da kann die Mensa gleich dicht machen. Wer bezahlt denn dafür auch noch Geld?

    Im übrigen wehre ich mich ganz entschieden dagegen, dass an öffentlichen Schulen Schüler gezwungen werden, sich irgend welchen "religiösen" Essensvorschriften zu unterwerfen.

    Diese Essensdiskussion erinnert an eine Fabel:

    http://www.hekaya.de/txt.hx/der-esel-der-zum-markt-gefuehrt-wird--fabel--fabel_europa_27

    Die Schulbehörde macht sich da nur lächerlich.

  • G
    golm

    Es soll ja Menschen geben, die in der Lage sind selber zu entscheiden, ob und wie weit sie den Speisevorschriften ihrer selbstgewählten Religion folgen.

  • S
    simona

    Dieser eigiöse Schwachsinn ist doch nur noch krank. Stoppt den Wahnsinn und die völlige Verblödung!!

  • D
    D.J.

    @Lehmann,

     

    nicht ganz richtig - zahlreiche Muslime akzeptieren auch die Betäubung. Das Problem ist aber, dass ich mir nicht sicher sein kann, ob bei halal-Fleich betäubungslos geschlachtet wurde (Ausnahmegenehmigungen hierfür sind in D möglich).

     

    @killyourtelevision,

     

    wobei Leute mit Ihrem Sendungsbewusssein - der dem von "Offenbarungs"religionen in nichts nachsteht, völlig wurscht ist, was die Kinder selbst essen wollen.

  • P
    Pazuzu

    Bin zwar carnivore, schließe mich aber killyourtelevision an. Vegan oder vegetarisch ist bei "Massenverpflegung" immer noch am Einfachsten und vor allem auch am Günstigsten.

  • U
    Uve

    Welche Ernährungsvorschriften gibt es denn für Christen ? Wer mit den Speisen nicht klarkommt, soll seinen Kindern eben etwas koscheres oder halales mitgeben.

  • D
    Dieter

    Was hat das mit (linkem) Denken zu tun? Religion ist Opium fürs Volk. Wenn es um gesundheitliche Risiken geht, kann das genau so gesagt und durchgesetzt werden. Religion ist überflüssig und gefährlich.

  • Z
    zugesundfürdich?

    Gott ist natürlich auch in jedem guten Essen zu finden.

     

    Frischkost in fester oder flüssiger Form ist nachweislich multireligionskompatibel, am meisten gesundheitsfördernd und kostet am wenigsten Energie in der Zubereitung, braucht nicht erhitzt bereitgehalten zu werden. Achtet man jetzt noch bei Obst und Gemüse auf Sorten mit niedrigem glykämischem Index und geringem Histamingehalt, hat man schon alles richtig gemacht. Ach ja, und eine frische klare Gemüsesuppe mit ein paar frisch gehackten Kräutern, streichelt den Magen, Guten Appetit !

  • H
    hans

    Zurück ins Mittelalter. Es gibt hier eine Trennung von Staat und Kirche. Durch die Beachtung von "Speisevorschriften" räumt man einem gefährlich rückschrittlichen Denken Raum ein, das gefährliche Auswirkungen auf die Vernunft haben kann.

  • K
    killyourtelevision

    Is doch ganz einfach:

     

    Vegan kochen, dann passt es für alle!

  • EL
    Ernst Lehmann

    Frau Knödler, wie verträgt sich das eigentlich mit dem Tierschutz? Damit Fleisch koscher bzw halal ist, muss das Tier ohne Betäubung geschächtet werden.

    In Frankreich wird laut wikipedia bereits 32% der Fleischproduktion durch betäubungsloses Schächten erzeugt, wobei dort nur 7% der Menschen nach halal Produkten nachfragen.

    Ausserdem bezweifle ich, dass eine Schulkantine geeignet ist, wirklich koscheres Essen herzustellen, lediglich ein bisschen koscher oder halal reicht eben vielleicht noch taz-RedakteurInnen aus, nicht aber denjenigen, die wirklich nach koscheren oder halal Regeln leben wollen...

  • D
    D.J.

    Man sollte die Relevanz solcher Speisevorschriften nicht unterschätzen. Manche von ihnen bewahrten den bronzezeitlichen Menschen durchaus vor gesundheitlichen Risiken. Andere dienten der Abgrenzung der eigenen Gemeinschaft von der als unrein deklassierten Nachbargemeinschaft und festigten so deren Zusammenhalt. Was sind dagegen die albernen Problemchen das 21. Jahrhunderts?