Reisen für Jugendliche: Auf jeden Fall anspruchsvoll
Betreute Reisen für Jugendliche jenseits des Partytourismus sind im Angebot der Veranstalter nicht leicht zu finden. Aber es gibt sie.
Zu große Camps, zu wenig Arbeitskräfte. „Die Betreuer sitzen dann im Büro und haben keine Zeit mehr, sich um die Jugendlichen zu kümmern“, sagt Helge Maul vom Vorstand von Reisenetz e. V. Ob die eskalative oder die pädagogische – beide Seiten des Reisens für Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren sind nicht besonders attraktiv. Aber da gibt es auch etwas dazwischen.
Aktivreisen nennt sich die Sparte. Für eine Woche soll durch gemeinsame sportliche Aktivitäten ein Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt entstehen. Aktivreisen zielen auf ein Erlebnis ab, denn Jugendliche wollen mehr als nur Sightseeing und Sex on the Beach. „Solche Reisen sind für die Jugendlichen Erinnerungswerte“, sagt Jessica Quander von Herolé Reisen, einem Anbieter für besondere Klassenfahrten. Erinnerungswerte, mit denen man in der heutigen Zeit gerne prahlt, besonders auf dem Netzwerk Instagram.
Achtundsechzig Prozent der Jugendlichen auf Reisen nutzen das Fotoportal. Besonders der Hashtag #surfing mit über vier Millionen Beiträgen hat es der Community angetan. Das haben nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die Reiseveranstalter mitbekommen und ihr Angebot angepasst.
Abwechslung, aber bitte mit Komfort
RUF Reisen bietet seit Anfang des Jahres eine Fernreise nach Sri Lanka an. Dort können die Jugendlichen mit Begleitung zweier Reiseleiter nicht nur Elefanten-, sondern auch Wellenreiten. Das RUF-Angebot „USA Traumreise“ von der West- bis zur Ostküste und die Fernreise nach Japan in eine Welt voller Mangas sind, neben den zahlreichen Angeboten der Städtetrips innerhalb von Europa, sehr gefragt.
Ein breites Spektrum an Aktivreisen bietet GO Jugendreisen an, wie Kajaking in Italien, Klettern in den Pyrenäen und Schnorcheln in Kroatien. Besonders beliebt sind die Surfcamps an der Atlantikküste. „Es reicht allerdings nicht mehr, nur ein Zelt hinzustellen und eine Isomatte auszurollen. Es muss Komfort da sein, Abwechslung geboten werden“, sagt Jörg Daase von GO Jugendreisen.
Aber auch die deutschen Jugendherbergen sind voll im Trend, sagt Helge Maul. Eine Jugendherberge sei schon lange nicht mehr bloße Übernachtungsmöglichkeit. Es wird dort mit Erlebnis- und Tourguides zusammengearbeitet. Die Jugendherberge Breisach im Elsass zum Beispiel bietet eine siebentägige Fahrradtour rund um den Schwarzwald an.
Party machen bis zum Morgengrauen war gestern. Heute wird das Morgengrauen fotografiert, mit Instagramfilter versteht sich. So können auch die Eltern die Reise mitverfolgen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund