Reingehört: Töne aus Schlamm
■ Der Schlammpeitz(i)ger macht Furore
In Bremen ist der Schlammpeitzger längst ein Star: Lebensversicherung für das Hollerland, Lachergarant in Bürgermeisterreden – die Grüne Anja Stahmann hat den putzigen Fisch sogar als Bildschirmschoner ins Internet gestellt (www.schlammpeitzger.de). Jetzt greift „misgamus fossilis“ aus den Tiefen des Modders überregional an: Allabendlich auf Viva hatte er seinen Auftritt mit dem Video „Zwischenzischbericht“ – passend für ein Tier, das auch als „Quietschaal“ firmiert. Agitiert der Musiksender Teenager für den Naturschutz?
Tatsächlich verbirgt sich hinter dem musizierenden Bachbewohner ein Vertreter der Gegenseite: „Schlammpeitziger“ (zur Unterscheidung hat er ein „i“ eingefügt) Jo Zimmermann ist passionierter Angler und mit dem gründelnden Kleinfisch bestens vertraut, der ihm den Namen für sein Solo-Projekt leiht. Schließlich gehört die Lo-Fidelity des Elektronik-Alleinunterhalters aus alten Synthesizern sozusagen in die Schlamm-Ecke der Szene. Nebenbei hat der Name allegorische Qualität: Der Schlammpeitzger kann auf Darmatmung umstellen, wenn die Kiemen mal dicht sind. Falls die Luft im Musikbusiness zu dünn wird, würde der Kölner Musiker gern dasselbe tun. Momentan sieht es aber nicht so aus: Von seinem vierten Album „Augenwischwaldmoppgeflöte“ (A-Musik) sind fast 3.000 Exemplare verkauft – erstmals genug, um davon zu leben. Und die europaweite Popularisierung des bedrohten Fisches hat begonnen: Mit einem Konzert im Pariser Centre Pompidou. jank
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