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Reiche sorgen sich um MateriellesDas Schickedanz-Syndrom

Auch Reiche sind nicht sorgenfrei - viele haben Angst vor dem sozialen Abstieg, obwohl sie immer wohlhabender werden. Woher kommen also diese Befürchtungen?

Hat Angst um ihr Geld: Die ehemalige Milliardärin Madeleine Schickedanz. Bild: dpa

Es ist ein extremer Fall, deswegen war der Aufschrei auch so groß: Als die Karstadt-Erbin Madeleine Schickedanz in einem Interview kundtat, sie würde nur noch von 500 bis 600 Euro leben, wurde sie stark kritisiert. Denn bisher sind ihr diverse Villen geblieben, dennoch macht sich die einstige Milliardärin Sorgen, sie könnte "alles verlieren", wenn Arcandor liquidiert wird.

Nun ist die Geschichte der Madeleine Schickedanz besonders dramatisch, da sie noch vor wenigen Jahren glaubte, sie würde 3 Milliarden Euro besitzen. Doch ist sie kein Einzelfall, denn fast alle Reichen in Deutschland scheinen an einem "Schickedanz-Syndrom" zu leiden. Jedenfalls ist ein seltsames Phänomen zu beobachten: Objektiv nimmt der Reichtum zu, doch subjektiv sorgen sich immer mehr Reiche um ihre materielle Zukunft.

Dieses "Schickedanz-Syndrom" hat nun das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) näher untersucht. Als reich wurde dabei eingestuft, wer mehr als das Doppelte des mittleren Nettoeinkommens verdient. Im vergangenen Jahr waren dies 2.600 Euro monatlich für einen Single; bei Familien steigt das notwendige Einkommen natürlich, um noch als reich zu gelten. Nach dieser Definition zählen inzwischen 7 Prozent der Deutschen als reich - doch nur 1 Prozent sei "sorgenfrei reich". Die meisten Spitzenverdiener hingegen waren in den vergangenen fünf Jahren zumindest zeitweise beunruhigt, sobald sie an ihre wirtschaftliche Zukunft dachten.

Offenbar hat der soziale Stress enorm zugenommen, wenn selbst Reiche Abstiegsängste haben, obwohl sie immer wohlhabender werden. Diese Unruhe lässt sich auch daran ablesen, wo sich die wenigen Reichen noch sammeln, die nie unter materiellen Sorgen leiden: Es handelt sich vor allem um Beamte oder pensionierte Beamte in sehr hohen Positionen.

Der typische Steckbrief dieser "sorgenfreien Reichen" im Staatsdienst liest sich wie folgt: Sie sind hochgebildet, knapp 55 Jahre alt, wohnen in Westdeutschland, besitzen ein Eigenheim und leben als Paar zusammen. Die Kinder sind schon aus dem Haus. Ihr Vermögen liegt im Durchschnitt bei fast 400.000 Euro, während der gesamtdeutsche Mittelwert nur rund 60.000 Euro beträgt.

Bei der Vergleichsgruppe der "besorgten Reichen", wie sie das DIW nennt, fällt der Steckbrief zunächst ähnlich aus. Auch sie verfügen über eine hervorragende Bildung und große Vermögen, aber sie arbeiten nur selten beim Staat. Unter den Ängstlichen sind ganze 6 Prozent Beamte und insgesamt 26 Prozent im öffentlichen Dienst tätig. Stattdessen werden vor allem Selbstständige und mittlere Angestellte von Abstiegssorgen geplagt.

Beamte selbst neigen gern dazu, sich als chronisch unterbezahlt zu empfinden. Tatsächlich gehören sie zu den absolut Privilegierten dieser Nation, denn sie werden nicht nur materiell, sondern auch psychisch abgesichert.

Dies zeigt sich auch, wenn man als Vergleichsgruppe die "nichtreichen Sorgenfreien" heranzieht. Denn das gibt es ja auch: Menschen, die keine Abstiegsängste haben, obwohl sie nicht zu den Spitzenverdienern gehören. Auch hier dominieren die Staatsdiener.

Wer sich keine Sorgen machen muss, ist psychisch gesünder. Das würde schon der Alltagsverstand erwarten, wurde aber vom DIW nochmals bestätigt. Die "sorglosen Reichen" seien besonders kreativ und deutlich weniger neurotisch als die Gesamtbevölkerung. Die "besorgten Reichen" hingegen seien zwar auch sehr kreativ, aber würden schon genauso oft neurotische Züge aufweisen wie der Normalbürger - und seien noch weniger sozial verträglich.

Die DIW-Studie übt einen eigenartigen Sog aus: Je länger man liest, desto größer wird das Mitleid mit den "besorgten Reichen". Dem Autor scheint es ähnlich ergangen zu sein. Denn im Fazit steht ein Satz, der sich nur denken lässt, wenn man sich vorher große Sorgen um seine reichen Mitbürger gemacht hat: Beruhigend wird dort festgestellt, für den Staat bestehe "sicherlich kein sozialpolitischer Handlungsbedarf".

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21 Kommentare

 / 
  • N
    Nordwind

    Tja, da werden die Reichen immer reicher und entwickeln gleichzeitig immer mehr Ängste vor dem sozialen Abstieg.

     

    Nun, der Homo Öconomicus ist doch nur mit einer schweren narzistischen Persönlichkeitsstörung denkbar welche ihn zu Angst und Reichtum treibt.

     

    Die Krise verstärkt doch nur das Erleben dieser Ängste über kognitive Dissonanz. Innere Weltsicht und reales Erleben lassen sich immer weniger miteinander vereinbaren.

     

    Resultat: Typisches Krankheitsbild der Neolibs / Neocons.

     

    Das Luxusmäuschen fängt an zu jammern, der Herr Manager radikalisiert sich weiter und wird noch eine Spur überheblicher.

     

    Und so mancher verehrt diese gestörten Characktere auch noch als Leistungsträger.

     

    Is schon drollig.

  • S
    Siegfried

    @Jürgen K.: Leider falsch gedacht. Im Altenheim landen nicht die Reichen. Die landen in der Villa im Tessin und lassen sich von gut bezahlten Leuten pflegen. Ins Altenheim kommen nur die Armen. Und leider werden dann genau da und genau an Denen solche wirtschaftlichen Entscheidungen exerziert.

     

    Siehe auch: http://www.rorkvell.de/news/2009/Das_Schickedanz-Syndrom.html.de

  • N
    Nanu

    Meiner Ansicht nach war dieses Interview eine reine PR-Masche. Wenn ich richtig informiert bin, hat besagte Dame a) einen recht betuchten Gatten und b) dafür Sorge getragen, dass das wertvollste von KQ, nämlich die Immobilien, ausgelagert wurde und man an diesen ...Fonds oder whatever... seine Anteile hält. Nene, die Masche war von langer Hand geplant. Die Wertsachen abspalten und wegschaffen und den Rest gegen die Wand fahren lassen. Und dann rumheulen a la "ich hab doch nichts und ich bin doch auch nur eine von Euch". Damit die Leute Mitleid bekommen, wieder bei KQ einkaufen und am Ende keiner sagen kann, dass das ein abgekartertes Spiel gewesen ist und sie in der öffentlichen Meinung das unschuldige Opfer spielen kann.

    Diese Frau braucht sich absolut keine Sorgen machen und ich bin mir fast sicher: das macht sie auch nicht.

     

    Zur Studie:

    (Zitat)

    Objektiv nimmt der Reichtum zu, doch subjektiv sorgen sich immer mehr Reiche um ihre materielle Zukunft.

    (Zitatende)

    ... nennt man umgangssprachlich auch "Gier".

     

    (Zitat)

    ...für den Staat bestehe "sicherlich kein sozialpolitischer Handlungsbedarf".

    (Zitatende)

    Im Gegenteil! Die Schulen verrotten, die Krankenhäuser fallen auseinander, die Straßen haben Löcher und für die Jugend ist schon seit Jahrzehnten kaum noch Geld da. Ich bin der Ansicht, dass der Staat ganz dringenden sozialpolitischen Handlungsbedarf hat, wenn es noch einen Hauch von sozialpolitischem Gestaltungsspielraum geben soll. Ja, die Leute haben Angst um ihre Kohle, aber das zeigt doch nur, dass sie keine Ahnung haben, wie die Welt da draussen ist (oder eben ein schlechtes Gewissen...). Das erklärt den Begriff der Neurose doch in aller Deutlichkeit.

     

    Eins noch: Ich finde, die taz hat innerhalb der letzten Wochen einen derartigen Qualitätsschwund erlebt, dass es schon auf keine Kuhhaut mehr geht: Unreflektiertes, nachgeplappertes Gelaber, keine Hintergrundinformationen, kein kritisches Hinterfragen, dafür aber endlose rechte (aber von der taz unkommentierte) Leserkommentare, wenn das Thema Ausländer i r g e n d w o auftaucht.

    Mag Euch alles egal sein, aber lange schaue ich mir diesen Mist nicht mehr mit an.

  • W
    Werner

    Auch manche Milliardäre vergessen, dass Geld nur Druckerschwärze auf dem Kontoauszug ist.

     

    Zumindest dann ist Geld nur ein dubioser Wert, wenn keine Substanz und keine regelmäßige produktive Arbeit dahinter steht.

     

    Grete Schickedanz hat Quelle aufgebaut, wobei sie bis ins hohe Alter fleißig war und wenig Zeit gehabt haben dürfte, um ihr Geld auszugeben.

     

    Madelaine Schickedanz hat sich von Heuschrecken bezirpen lassen. Unter anderem hat sie ihnen die Immobilien von Karstadt geschenkt, so dass Karstadt sie zum fast doppelten marktüblichen Preis zurückmieten musste.

     

    Ein Kaufhaus ohne Haus ist ein Flohmarkt. Madelaine Schickedanz hat es etwas spät kapiert.

     

    Und der völlig aus der Luft gegriffene Name "Arcandor" hat bewirkt, dass man Karstadt und Quelle in der Öffentlichkeit vergisst, während zuvor die vertraute "Karstadt-Quelle AG" in Zeitungen und Fernsehen gratis Reklame dank Aktienkursveröffentlichung erhalten hat.

  • AD
    Axel Dörken

    ????

     

    Ich kann es kaum glauben. Ist die Autorin tatsächlich so borniert, zu glauben, dass das Schickedanz-Syndrom sich nur auf "die Reichen" bezieht und nicht auch für "die Armen" gilt?

     

    Das so genannte "Schickedanz-Syndrom", Angst vor dem Abstieg, ist die Umkehrung des Prinzips, wieso diese Welt existiert. Zu dem gewroden, was sie ist, ist sie faktisch auch wegen des so genannten "Schuckedanz-Syndroms". aber eben wegen des Schickedanz-Syndroms der meißten Menschen!

     

    Da diese Gruppe, die meißten Menschen, lieber zusieht und andere sogar notfalls sogar verrecken (15.Millionen Hungertote im Jahr) lässt, ist diese Not innerhalb der Menschheit noch vorhanden, obwohl wir schon lange die Möglichkeit haben sie abzuwenden.

     

    Doch was schrieb ich. so begreifst du nicht, dass auch bdu gemeint bist. Also:

     

    Gehörst du zu den Menchen, die sich, wenigstens manchmal, nicht für andere einsetzen, aus Angst den eigenen Status zu riskieren?

     

    Ich erlebe so viele Menschen, die aus allen Vermögensschichten kommen und sich exakt deswegen taub, blind und stumm, wenn nicht gar tot stellen.

     

    Seit 40 Jahren werden panzerbrechende Geschosse verwendet, die radioaktiv verseuchend wirken. Seit Jahren ist der Nachweis erbracht, dass in Kriegsgebieten, wie dem Irak, fehlentwickelte Kinder geboren werden (http://www.nuoviso.tv/krieg-und-frieden/kriegsversprechen.html). Jeder Soldat in Afghanistan, auch der Deutsche, hat die radioaktive Strahlung mitbekommen! Viele von ihnen in einem Ausmaß, dass auch ihre Gene geschädigt sind. Auch sie werden Kinder bekommen. Vielleicht ist es dann endlich so weit, dass das Schickedanz-Syndrom überwunden wird und solche Aspekte von den Mainstream-Medien und der taz thematisiert werden.

     

    Schickedanz-Syndrom, Dienstwagen-Affäre, Guttenberg-Papier...

    Nee. schon klar: Es gibt wahrlich nichts Wichtigeres als solch einen, von den wahren Aufgaben ablenkenden, Journalismus.

     

    Doch wird eben auch dieser Journalismus nur dadurch ermöglicht, dass solche Beiträge wunderbar geeignet sind vom eigenen Problem und Defizit des Lesers abzulenken.

     

    Wieso sich mit dem eigenen Selbstbewusstsein, der eigenen Denke, der eigenen Meinung, der eigenen Handlungsweise befassen und dabei möglicherweise das Sabotierende darin aufdecken, wenn ich mich mit solch „wichtigen“ Dingen befassen kann, wie andere zu verurteilen, damit ich selber besser dastehe?

     

     

    Schickedanz-Syndrom...

    Ja, der Mensch beging den tragischen Fehler, dies Prinzip des "Gemeinsam erreichen wir mehr“, dem modernen Gott der Menschen zu opfern.

     

    Anstatt sich gemeinsam für das Fortbestehen der Art und der Welt, wie auch der Reduktion von Hunger und Not, Kriegen und ungewollter Menschenarbeit einzusetzen, geht es für die Meißten von uns nur noch um Macht und Möglichkeiten, durch welche die eigene Unfähigkeit mit Geld kompensiert werden soll.

     

    Was dabei nicht begriffen, wohl aber mehrfach Gegenstand von Studien war:

    „Ein gesundes Selbstbewusstsein braucht keine Macht und kein Geld um zum Ausdruck zu kommen.“ und „Das Maß der Zufriedenheit nimmt mit dem Maß an Wohlstand überproportional ab.“.

     

    Will heißen: Das erste Auto, die erste Wohnung erzielt so viel Wohlgefühl, dass es von keinem weiteren Auto und keiner weiteren Wohnung getoppt werden kann.

     

    Und irgendwann sind wir emotional abhängig von dem Wunsch nach mehr. So abhängig, dass wir nicht mehr erkennen (wollen), dass alles auf dieser Welt einer Begrenzung unterliegt. Also auch unser Wohlstand und unser Wirtschaftswachstum. Und dann kommt es zum Schickedanz-Syndrom. Aber:

     

    Schickedanz ist jeder von uns. Der eine mehr und der andere weniger. Die wahrlich Blinden und Ängstlichen unter uns, vermögen dies nicht zu erkennen.

     

    Liebe Grüße

    Axel Dörken

  • JL
    Judit Lichtenberg

    Könnte es sein, dass die Ängste der ängstlichen Reichen irgendwie am Rande etwas mit der Erkenntnis zu tun haben könnten, dass der von ihnen ausgeplünderte und vom mündigen Bürger erfolgreich zu Pack und Pöbel zurückevolutionierte Hartzi vielleicht doch irgendwann aus seinem Unterschichtsfernsehverursachtemdusel aufwacht und sich umschaut und beschließt er mag nicht mehr?

     

    Und wer weiß schon, was dann passiert?

  • T
    Tony

    "It is easier to get rich than to stay rich"

     

    "Shirt-sleeve to shirt-sleeve in three generations"

     

    Dass das kapitalistischen Wirtschaftssystem keine stabilen Dynastien hervorbringt, bedingt durch den stetigen Wandel der Produktionsmöglichkeiten empfinde ich als eher positive Eigenschaft.

    Dass sich so mancher Erbe durch grobe Fahrlässigkeit selbst um sein Geld bringt...

     

    Generell bedeutet materieller Besitz immer einen Vorteil, aber dass der automatisch zum Tragen kommt ist halt nicht zwingend, verlieren geht halt immer.

    Grund sich Sorgen zu machen sind da dann doch die anderen Einkommensgruppen und damit die Mehrheit der Gesellschaft.

     

    PS: Durch die Einführung einer hohen Reichensteuer wäre wenigstens verbrieft dass die Reichen ihr Geld verlieren... es gäbe dann für sie Planungssicherheit und keine Sorge über eine ungewisse Zukunft mehr. You're going down, enjoy.

  • L
    likewise

    Die Ursache dieses Syndroms ist, um es ganz einfach auszudrücken, in der Volksweisheit zu finden, wonach die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln ernten...

    Die Betonung liegt auf "dümmsten". Alles andere wird sich den anderen von selbst erschließen.

  • T
    tom

    Den lieben Reichen würde ich gerne einmal zeigen, wieviele Menschen man mit dem ganzen Geld, was sie noch haben, glücklich machen kann.

    Vielleicht wären sie dann deutlich glücklicher als jetzt.

    Manchmal sollte man diese enteigenen, um das Glück im Lande vernünftiger zu verteilen.

  • A
    Amos

    Die Armen schaffen nicht die Armut. Und wenn die sich eines Tages etwas vom Kuchen zurückholen, dann

    ist das nur gerecht. Die Grausamkeit der Reichen rechtfertigt die Wut der Armen. Von nichts kommt nichts!

  • M
    Magda

    ist es nicht eigenartig, wie verschieden der wert für geld sein kann?

    eigentlich das medium, dass einen klaren wert haben sollte, aber in wahrheit ganz verschieden bewertet ist.

    die armen dieses landes wären in zB malawi reich. und im süden deutschlands kann man sich von 359euro weniger leisten als im norden.

    damit will ich nicht sagen, dass sich die armen nicht so anstellen sollen!

    15mio euro abpfindung für den 6-monatigen leiter von karstadt sind unverstämdlich gegenüber 43.000 angestellten die ein monatsgehalt abfindung haben.

    so sind die dimensionen bei geld gigantische weiten.

    einmal mehr die frage, wie das bewährte zahlungsmittel zu werten ist.

  • S
    Student

    Es wird wohl kaum daran liegen, dass Reiche ebenso wie Mittelständler am Maximum ihrer Kapazität leben, so wie es ein Vorposter hier schreibt. Abgesehen davon zielen Werbemacher für Konsum- und Prestigeobjekte immer mehr auf die Unterschicht ab, die eben NICHT in der Lage ist zu sparen. Ich will damit jetzt nicht sagen, dass die "Unterschicht" nicht mit Geld umgehen kann, aber das Bedürfnis sich durch Prestigegegenstände (Handys, Autos, Markenkleidung, Elektroniksachen) etwas hervorzuheben ist durchaus eher hier vorhanden, als bei Reichen die sich sowieso alles leisten können. Was meiner Meinung nach viel gravierender ist, ist der Verlust vor Macht und Einfluss, der mit dem Sozialen Abstieg für die Oberklasse einhergeht. Da gibts dann halt keine Einladungen mehr zum Opernball, keinen kostenlosen Werkstattthermin fürs Auto, keine Gratisproben mehr und keine Einladungen zum teuren Abendessen.

  • F
    Frage

    Kann es sein, dass die Ängste gar nicht so sehr direkt am Geld festzumachen sind, sondern an dem befürchteten Verlust der sozialen Rahmenbedingungen und der drohenden Anforderung, eigenes Wissen und Wertvorstellungen hinterfragen zu müssen? Oder daran, nachdenken zu müssen, ob die bisherige Stellung überhaupt auf berechtigtem Verdienst beruhte? Vielleicht auch an dem Horror, den vielen bisher aus dem Blickfeld gescheuchten Kreaturen bald auf Augenhöhe begegnen zu müssen?

     

    Beantwortet die Studie auch solche Fragen? Nach Ihrem Artikel zu urteilen, ist dort sehr materialistisch an das Thema herangegangen worden.

  • V
    vic

    Den besorgten Reichen gönne ich ihre Neurosen von Herzen. Mögen sie jede Nacht Albträume haben.

    Wozu das, liebe taz? soll ich jetzt mit denen Mitleid haben?

  • M
    Muse

    Niemand zwingt reiche Menschen sich "Prestigeobjekte" zu kaufen und gerade in Zeiten der Krise, wenn sie denn nun so von Angst befallen sind, werden sie es wohl schaffen etwas zur Seite zu legen.Selbst Manager, die Mitschuld an der Krise tragen und ihren Ruf verlieren, bekommen noch eine dicke Abfindung.

    Die einzige Sorge ist doch auf den bisherigen Luxus verzichten zu müssen. Und selbstverständlich wäre selbst dann die Lebensqualität überdurchschnittlich hoch.

     

    Meiner Meinung nach haben diese Leute absolut den Bezug zur Realität verloren, das ist Jammern auf ganz hohem Niveau.

    Natürlich, sie haben ein anderes Maß, aber wie verblendet muss man sein um nicht zu erkennen, wie lächerlich das ist?

     

    Vergleiche mit Armen in Deutschland und Armen in Entwicklungsländern sind meiner Meinung nach nicht angebracht.

    Es beschönigt die Zustände hierzulande, die einige wohl nicht wahrhaben wollen

    "Seht doch her, euch geht es eigentlich ganz prima"

  • L
    Lope

    Geld allein macht eben nur Reich und sonst nix.

  • P
    Primetime

    @Juergen K.

     

    Ich frage mich auch schob seit Jahren, warum diese Werbesendung "Böse im Ersten" zur besten Primetime läuft?

    Und was wohl in den Köpfen der Harz IV Empfänger so an plagenden Fragen hinzukommt, wenn Sie ein bisschen früher zu den Tagesthemen schalten?

  • S
    sunstreet

    Ach ja, das DIW - einer der Lobbyverbände der Industrie. Natürlich sind die Privilegierten hauptsächlich im öffentlichen Dienst - und dort natürlich bei den Beamten zu suchen.

    Das eigene Klientel hat zum Jammern und Geld ausgeben ja keine Zeit. Die müssen dafür sorgen, dass dieses Land weiter läuft wie geschmiert !

    Warum werden die so leicht durchschaubaren Lügen dieser Lobbyisten eigentlich so gern von den Medien als Fakten und kostenlose Werbung im ganzen Land verbreitet ? Hier würde ich mir viel mehr nachfragen, nachdenken und nachfassen unserer Journalisten wünschen !

  • KD
    Kann das nachvollziehen

    Das das so ist, ist ganz logisch, denn wahrscheinlich leben die Reichen, genauso wie die Normalen oder Armen, nahe an ihrem Maximum. Es wird wahrscheinlich wenig Geld zurück gelegt, da der gesellschaftliche Druck diese Leute dazu zwingt Prestigeobjekte zu kaufen.

    Dann gibt es einen starken Inflationsdruck, welcher besonders die jenigen trifft, welche Geld auf der hohen Kante haben.

    Viel Geld steckt zudem in Aktien. Der Wert dieser Papiere ist unabhängig von einer Krise schlecht zu beurteilen. Gerade wenn man sehr viele Aktien einer Firma (seiner Eigenen) hat, lassen sie sich schlecht abstoßen, da man dann den Wert des gesamten Unternehmens beeinflusst und sie sich damit sehr schnell selbst vernichten können.

    Desweiteren kommen, wahrscheinlich als Hauptgrund, auch bei den Reichen die Angst vor der Arbeitslosigkeit hinzu. Wer nimmt denn eine Frau Schickedanz? Ein Ackermann oder Mehdorn wird sicher was finden, aber auch zur gleichen Bezahlung? Was macht Piech jetzt?

    Es kommt darauf an, ob man sein Level halten oder sogar ausbauen kann. Ist man ganz oben, geht es zwangsläufig nur noch bergab, außer man ist Beamter und leistet sich keine enormen Schnitzer.

    Objektiv gesehen haben all diese Personen sehr viel Geld, nur haben sie selbst ein anderes Maß, dass sie Unzufrieden macht.

    Das kennen die Unzufriedenen der normalen Gesellschaft aber auch, ein Hartz IV Empfänger ist um einiges Besser dran, als viele Leute in armen Ländern. Trotzdem sind viele nicht zufrieden. Einfach, weil sie fast am unteren Ende der deutschen Gesellschaft stehen und sich mich der umgebenden Gesellschaft auseinander setzen müssen, nicht mit den Unberührbaren der indischen Gesellschaft zum Beispiel.

    Da es aber immer jemanden gibt, dem es besser geht, oder es so zu sein scheint, sind sehr viele Leute unzufrieden, unabhängig von ihrem Geld.

  • JK
    Juergen K.

    Was wohl einer denkt, der 359 Euro im Monat bekommt, davon Telefon und Strom abziehen muss,

    täglich in der Tafel und im Sozialkaufhaus in der Schlange steht,

     

    und dem die 10 000 euro Politiker mit unzählicgen Nebenjobs,

    insbesondere auch die "Wirtschaftker" dauern erzählen, dass man davon gut leben kann.

     

    Wie es denen wohl geht !

     

    Die nicht einmal die abgetragenen Nerzmäntel der schickedanze ansehen dürfen,

    die Geburtstagseinladungen ins Kanzleramt bekommen,

    keine Abwrackprämie,

    keine Schuhe und Obst für die Kinder!

     

    Die gerade noch ausreichen, das Wohlbefinden der Ein-Mal-Im-Jahr-Spendende-Mitbürger,

    aufrecht zu erhalten.

     

    Wie es denen wohl geht !

     

    Dem gesellschaftlichen Abschaum, das zahnlos kein Bewerbungsverfahren mehr durchsteht, weil er arbeitslos ist arbeitslos bleibt.

     

    Weil er oder sie nicht einmal unterdurchschnittliche Teilhabe an Arbeit und Einkommen hat.

     

    Wenn er durch Gesetz zum Hilfebedürftigen degradiert wurde!

     

    Der wünsccht sich vor allem eines:

    Das soll alles so bleiben!

     

     

    Er freut sich darauf Euch Alle im Altenheim zu pflegen ... und dann selbst wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen.

     

    Ganz im Sinne der Sozialen Marktwirtschaft.

  • A
    Andrea

    Interessant wäre es noch, zu erfahren, wie 'neurotisch' in diesem Fall definiert wird.

    Seltsame Studie. Nich' Fisch, nich' Fleisch, wa!