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Regisseur Roger Corman wird 90 JahreZuerst wusch er die Wäsche

Mit Mitte 20 gründete der B-Movie-Gott seine erste Filmfirma. Seither hat sich die Kinowelt stark verändert, Roger Corman aber nicht.

393 Filme hat Roger Corman in den letzten 50 Jahren produziert und bei 56 Regie geführt Foto: imago/ZUMA Press

Western und Horror: Zunächst waren es in den Fünfzigern Filme aus diesen Genres, die der US-amerikanische Regisseur und Produzent Roger Corman drehte. Die Gattungen änderten sich später, die ökonomische Innovationsfreude, mit der er die Filme realisierte, blieb.

Ursprünglich wollte der am 5. April 1926 in kleinbürgerlichen Verhältnissen geborene Corman Ingenieur werden, fand stattdessen aber Beschäftigung in einer Filmfirma, in der er sich das notwendige filmische Handwerkszeug abschaute. Sofort verstand er die Seele dieser Industrie: Nur der Geldverwalter verfügt in ihr über Macht. Daraufhin gründete Corman mit Mitte 20 seine erste Filmproduktionsfirma.

Kostengünstig drehte er einen Film nach dem anderen. Für ihn mussten Geschichten handlungsreich erzählt werden, jedes Bild musste sich rechnen und im Handlungsablauf funktionieren: „Ich habe keine Zeit, positive Helden zu entwickeln, ich setze auf Action!“, so sein Credo. Es war Corman, der damals unbekannten Filmschaffenden wie Francis Coppola oder Martin Scorsese ihre erste Chance gab.

Gerne bezog Corman aktuelle gesellschaftliche Trends in sein Filmschaffen ein. Mitte der 60er Jahre entstanden deshalb ungewöhnliche Filme über Drogen und Rockergangs, die einen Boom ähnlich gemachter, äußerst erfolgreicher Filme nach sich zogen. Genauso wenig hatte Corman ein Problem damit, Fremdmaterial aufzukaufen und in etwas vollkommen anderes zu verwandeln, wenn er dafür einen Markt sah.

„Seither habe ich kaum was dazugelernt“

Mitte der sechziger Jahre kaufte er beispielsweise die Verleih-Rechte an dem aufwändig gemachten sowjetischen Weltraumfilm “Planeta Bur“ von Pawel Kluschanzew, schnitt einige neue Szenen ein und brachte ihn als “Reise zum Planeten der prähistorischen Frauen“ in die US-amerikanischen Kinos. Sein Zögling Peter Bogdanovich erinnert sich, wie er in nächtelanger Kleinarbeit Bild für Bild die sowjetischen Kennzeichnungen auf den Raumschiffen entfernen und mit US-amerikanischen übermalen musste.

Bogdanovich über seinen Lehrmeister: „Ich fing bei ihm an, kümmerte mich um die Wäsche und hatte drei Wochen später meine erste Filmregie. In 22 Wochen lernte ich Vorproduktion, Drehen, zweite Kamera, Schnitt, Nachvertonung – seither habe ich kaum was dazugelernt.“

Die mehr als 100 Filme, die Roger Corman in seinem bisherigen Leben produzierte, changieren wild zwischen den Bilderwelten des Fernsehens und der Kinoindustrie. Bis heute sitzt deren Macher tagtäglich in seinem Büro, um Drehbücher zu diskutieren und Kalkulationen abzusegnen. Nur sind seine neuen Filme nicht mehr fürs Kino, sondern für den DVD- und Onlinemarkt gedacht. Die Kinowelt hat sich verändert. Roger Corman nicht.

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