Regionalliga: Zurück zum Aufstieg
Der Trainer des VfB Lübeck, Hans-Peter Schubert, kämpft gegen misstrauische Fans und den Konkurs. Der DFB-Pokal füllt endlich die leere Kasse auf
Wie ein Bumerang holt Hans-Peter Schubert die Fußballvergangenheit ein. Als junger Mann spielte er in einem abgestiegenen Verein - nun will der 43-Jährige in Lübeck einen solchen trainieren. Als Schubert für den VfR Heilbronn kickte, war Heilbronn noch in der obersten Amateurliga, der dritten Liga. Danach gings bergab.
Schubert merkte, dass es weder für den VfB Stuttgart noch für die Stuttgarter Kickers reicht. Also entschloss er sich, etwas anderes zu machen. Er wurde Sportlehrer, später sogar selbst Trainer. Seine erste Station: Bezirksliga. Wer kein Profi-Fußballer ist, hat es hier schwer.
"Ich habe mich hoch geschafft", sagt Schubert. Von Liga zu Liga. Im Jahr 2002 holte ihn sogar der österreichische Club Sturm Graz, als Trainer für den Nachwuchs. Bis 2005 blieb er und ging für ein Jahr zum Grazer AK. "Dort wurde ich das erste Mal mit dem Thema Insolvenz konfrontiert", sagt Schubert. Im Frühjahr 2008 meldete der Grazer Athletiksport-Klub Konkurs an. Schubert machte eine Ausbildung zum Fußballlehrer, hospitierte bei Arsenal London und traf Uwe Fuchs. Als der Trainer des VfB Lübeck wurde, holte er Schubert als Co-Trainer zu sich.
Doch auch dort kriselte es. Anfang April 2008 meldete der VfB Lübeck Insolvenz an, Trainer Fuchs wurde am 30. Juni entlassen. Schubert rückte nach und wurde Chef bei Lübeck. "Der Insolvenzverwalter sagt: Das ist das Budget, schaut, was ihr damit anfangen könnt", sagt Schubert, der vermutet, die billigste Mannschaft in der Regionalliga zu trainieren. Der Gesamtverein VfB Lübeck, mit allen Abteilungen, hat einen Etat von gerade mal 1,2 Millionen Euro.
Außer Schubert arbeiten alle nebenher. Aber die Lübecker glauben an ihr Projekt. Es lautet: "Den VfB Lübeck dorthin zurück bringen, wo er mal war." Der Verein war mal in der zweiten Bundesliga. Schubert setzt auf junge Spieler. "Dem Nachwuchs wurden jahrelang Versprechungen gemacht, die nie eingehalten wurden", sagt der Trainer. Lübeck hat, mit Wilhelmshaven, die jüngste Mannschaft der Regionalliga Nord. Nun nieselt der DFB-Pokal einen warmen Regen in die Kasse. Beim Sieg gegen Bundesliga-Aufsteiger FSV Mainz etwa 100.000 Euro. Nun kommt der der VfB Stuttgart. "Wirtschaftlich sehr wichtig", sagt Schubert, "sportlich herausragend." Der VfB Stuttgart sei Schaulaufen, "da können wir völlig befreit aufspielen".
Die Fans sind misstrauisch. Nach dem Sieg gegen Mainz, 7.800 Zuschauer, kamen zum Spiel gegen Magdeburg nur 3.800. "Da hatte die Mannschaft mehr verdient, da ist in der Vergangenheit was kaputt gegangen und wir müssen sehen, dass es wieder heil wird", meint Schubert.
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