Regierungstruppen gegen Rebellen: Verlustreiche Kämpfe in Sri Lanka
Im Norden der Insel versucht die Regierungsarmee die tamilischen Tiger-Rebellen (LTTE) mit einer Großoffensive militärisch zu besiegen - gegen erbitterten Widerstand.
DELHI taz Heftige verlustreiche Kämpfe toben im Norden Sri Lankas. Kampfflugzeuge der Luftwaffe griffen am Freitag Ziele in der Nähe von Kilinochi an, der Hochburg der Tamil Tigers (LTTE), an. Zugleich zerstörten Kampfhubschrauber LTTE-Boote, erklärte die Armee. Offenbar geraten die tamilischen Rebellen immer mehr in Bedrängnis: Kampfjets der Regierung kontrollieren mittlerweile den Luftraum.
Im Osten der Insel rücken Regierungstruppen vor und bringen immer mehr Küstenabschnitte unter ihre Kontrolle. Erst kürzlich nahm die Armee nach eigenen Angaben die gesamte Westküste ein. Die Nachschubverbindung über den Seeweg für aus Indien geschmuggelte Waffen ist für die LTTE damit so gut wie abgeschnitten. Die Tigers sind in ihren Gebieten nahezu eingeschlossen.
Doch die Regierung zahlt einen hohen Preis für ihr Ziel, die LTTE militärisch zu besiegen. Bereits vor Wochen hatte die Armeeführung erklärt, die Eroberung Kilinochis stehe "unmittelbar bevor". Seitdem schlugen die Rebellen die Regierungstruppen in mehreren Gegenangriffen zurück. Die oft unerfahrenen und jungen Regierungssoldaten geraten dabei von einer Verteidigungslinie in die nächste. Viele sterben. Angaben zu getöteten und verletzten Soldaten und Kämpfern weichen in Regierungs- und LTTE-Erklärungen wie immer stark voneinander ab. Westliche Journalisten lässt Colombo nicht ins Kampfgebiet. Doch dürfte die Schlacht um Kilinochi bereits jetzt tausende Menschenleben gekostet haben.
Die Regierung geriet wegen ihres Kriegskurses immer wieder in die Kritik. Colombos Aufforderung vor drei Monaten, humanitäre Organisationen sollten sich aus den Rebellengebieten zurückziehen, folgte ein internationaler Aufschrei. Darüber hinaus mehren sich Berichte über schwere Menschenrechtsverstöße durch Sicherheitskräfte: Seit einigen Monaten werden vor allem in der Hauptstadt Colombo immer häufiger Tamilen von der Polizei oder von Paramilitärs festgenommen und verschwinden spurlos.
Auch die LTTE wird immer stärker kritisiert. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch erklärte, die Rebellen hielten hunderttausende Zivilisten in der besonders gefährlichen Kampfzone fest, führten Zwangsrekrutierungen durch und schickten immer häufiger Kinder in den Krieg. In der Rebellenregion Vanni sei Zwangsarbeit verbreitet. Zu befürchten sei, dass viele Zwangsarbeiter bei Artillerie- und Luftangriffen getötet werden. "Die LTTE behauptet, für das tamilische Volk zu kämpfen", so Brad Adams von Human Rights Watch. Doch sei sie "für den Großteil der Leiden der Zivilisten in Vanni verantwortlich".
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