Regierungskritische Demos im Kongo: Mindestens acht Tote bei Protesten
Katholische Kirchen und Aktivisten hatten zu friedlichen Demos nach der Sonntagsmesse aufgerufen. Dabei wurden sieben Demonstranten und ein Polizist getötet.
Kongolesische Sicherheitskräfte hätten zwei Männer vor einer Kirche im Bezirk Matete in der Hauptstadt Kinshasa erschossen, teilte die Zentralafrika-Direktorin der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Ida Sawyer, mit. Mwanamputu gab an, dass die beiden nach einer Auseinandersetzung mit der Polizei getötet worden seien.
Laut der Sprecherin einer der für die Demonstrationen verantwortlichen Gruppen, Leonie Kandolo, kamen mehr als zehn Menschen ums Leben. Mehrere seien verletzt worden. Dutzende Personen, darunter einige Priester, seien festgenommen worden.
Mehr als 1000 Menschen demonstrierten in Kinshasa gegen die Weigerung Kabilas, sein Amt zu räumen. Katholische Kirchen und Aktivisten hatten zu friedlichen Demonstrationen nach der Sonntagsmesse aufgerufen. Vor einem Jahr hatte die Katholische Kirche die Unterzeichnung eines Abkommens betreut, das einen neuen Wahltermin festlegte, um Spannungen im Kongo zu reduzieren. Kabilas Mandat ging im Dezember 2016 zu Ende. Er willigte ein, bis Ende 2017 eine Wahl abzuhalten. Die kongolesische Wahlkommission schließt eine Abstimmung vor Dezember 2018 aus. Kritiker werfen Kabila vor, die Wahl zu verschieben, um sich an der Macht zu halten. Seit Ende 2016 hat es in dem Land tödliche Straßendemonstrationen gegeben.
160 Kirchen rufen zu Protest auf
Die Regierung hatte eine Genehmigung der Demonstrationen am Sonntag verweigert und stellte Internet- und SMS-Dienste landesweit vorab ein. Mehr als 160 Kirchen nahmen am Protestaufruf teil. Die Polizei griff in einigen Gebieten von Kinshasa zu Tränengas. Bis Sonntagmittag hatte sich die Lage beruhigt. Vor den Silvesterfeierlichkeiten blieben Barrikaden errichtet.
Die kongolesische Wahlkommission hat für den 23. Dezember 2018 neue Präsidentschafts- und Parlamentswahlen angesetzt. Die Opposition ist aber nur bereit, die Abstimmung bis Juni 2018 zu verschieben. Kabila kann bis zur nächsten Wahl im Amt bleiben. Er darf aber laut Verfassung keine weitere Amtszeit in Angriff nehmen.
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