Regierungsbildung in Spanien: Rajoy verliert erneut im Parlament
Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy konnte sich auch bei der zweiten Abstimmung nicht durchsetzen. Eine Neuwahl wird wahrscheinlicher.
Das Parlament hat noch bis zum 31. Oktober Zeit, eine Regierung zu finden. Der seit 2011 im Amt befindliche Rajoy hat gelobt, weiter um Unterstützung werben zu wollen. Andere Parteichefs wie der Anführer der Sozialisten, Pedro Sánchez, könnten sich ebenfalls an der Bildung einer Regierung versuchen. Hat keiner von ihnen Erfolg, werden erneut Neuwahlen ausgerufen, die voraussichtlich am 25. Dezember stattfinden würden.
Rajoys konservative Volkspartei PP führt kommissarisch die Regierungsgeschäfte weiter, nachdem weder die Parlamentswahl im Dezember 2015 noch die nach gescheiterten Koalitionsverhandlungen erfolgte Neuwahl im Juni aus dem politischen Patt herausgeführt hatten. Die Abstimmungen bedeuteten das Ende des Zweiparteiensystems in Spanien, in dem sich Konservative und Sozialisten an der Regierung abgewechselt hatten. Zwei neue Parteien etablierten sich bei den Wahlen: die linke Unidos Podemos und die liberale Partei Ciudadanos.
Die Ciudadanos waren nach Zugeständnissen der PP zu einem Regierungsbündnis bereit. Doch beide Parteien haben zusammen noch keine Mehrheit im Parlament.
Unerreichte einfache Mehrheit
Wie am Mittwoch erhielt Rajoy am Freitagabend die Unterstützung der 137 Abgeordneten seiner Partei sowie die 32 Stimmen des Bündnispartners Ciudadanos und eines Abgeordneten von den Kanaren, mit denen er eine Minderheitsregierung bilden wollte. Die Sozialisten und Podemos stimmten gegen ihn, ebenso wie Abgeordnete kleiner Regionalparteien.
Nachdem am Mittwoch die absolute Mehrheit für Rajoy notwendig gewesen war, hätte diesmal die einfache Mehrheit gereicht. Deshalb hatte der kommissarische Regierungschef die Sozialisten gebeten, sich zumindest zu enthalten und so den Weg für eine Minderheitsregierung frei zu machen. Sánchez erklärte jedoch, dass seine Partei wie andere niemals einen Politiker unterstützen könnten, den sie für eine hohe Arbeitslosenquote, politische Korruption und schmerzhafte Einstriche im Gesundheitswesen und bei der Bildung verantwortlich machen.
Meinungsumfragen weisen darauf hin, dass auch eine dritte Parlamentswahl kein entschieden anderes Wahlergebnis zutage fördern würde. Sie zeigen auch, dass die meisten Spanier keine Lust haben, nochmals wählen zu gehen. Stattdessen setzt die Mehrheit von ihnen darauf, dass die Parteien sich zu einer Lösung durchringen.
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