Reformpläne im deutschen Fußball: Schwergewichtiger Aufbruch

Weil der kriselnde DFB nicht weiterweiß, gründet er gleich zwei Arbeitskreise. Verbandschef Neuendorf setzt auf prominente Männer.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf auf dem Podium vor einem DFB-Logo

Unter Reformdruck: DFB-Präsident Bernd Neuendorf Foto: Heiko Becker/reuters

Huhu, I bin’s, der DFB. Gibt mich auch noch, hallo, wir machen gerade ganz viel Reform, schaut doch mal nach Frankfurt, nicht immer nach Doha! HALLO! Am Tag des WM-Halbfinals zwischen Argentinien und Kroatien meldete sich also der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes zu Wort, Bernd Neuendorf. Vielleicht nicht das optimale Timing, aber egal: Wenn es darum geht, das frühe Scheitern bürokratisch aufzuarbeiten, darf die Öffentlichkeit nicht hingehalten werden. Neuendorf wollte „Ergebnisse“ vorstellen, „und so weit sind wir jetzt“. Punkt eins: Neuendorf will eine Arbeitsgemeinschaft bilden, eine „DFB-interne AG“ mit zum Beispiel Phi­lipp Lahm, Celia Sasic und „Vertretern aus den Gremien“.

Punkt zwei: Eine Beratergruppe (BG) mit externen Fußballfachkräften soll den sportlichen Bereich beackern. Karl-Heinz Rummenigge, Rudi Völler, Oliver Kahn, Matthias Sammer und Oliver Mintzlaff möchten den deutschen Fußball retten. BG und AG werden noch vor Weihnachten zusammenkommen. „Die kennen sich sehr gut aus im Bereich Männerfußball“, sagte Neuendorf über die Schwergewichte aus der Ballzunft – und sprach kurze Zeit später sehr ausführlich über die DFB-Erfolge im Frauenfußball. „Da sind wir auf einem tollen Weg.“ Steiniger ist der des Männerfußballs nach dem frühen WM-Aus, dem Rücktritt von DFB-Direktor Oliver Bierhoff und einem Fußballbund, der sein Bilanzjahr mit einem Minus von 30 Millionen Euro abgeschlossen hat.

Auf die Frage, ob der Beraterkreis nicht Partikularinteressen, etwa des FC Bayern München oder von Red Bull, voranstellen würde, sagte Neuendorf: „Es geht allen zutiefst ehrlich darum, den deutschen Fußball wieder in die Spur zu führen.“ Dabei dürfe man nichts überstürzen, und einen kühlen Kopf müsse man „in diesem Prozess“ natürlich auch behalten, warb der ehemalige SPD-Politiker.

Kein Hüftschuss

Einen neuen Nachfolger für Bierhoff, der zuletzt als Geschäftsführer der DFB GmbH und Co. KG sowie als Verantwortlicher für das DFB-Campus-Projekt ein riesiges Aufgabenfeld verantwortete, präsentierte Neuendorf noch nicht, gleichwohl kündigte er an, „nichts schleifen zu lassen. Wir haben für die EM 2024 jetzt diesen einen Schuss: Der muss treffen, und deswegen können wir nicht aus der Hüfte schießen.“

Bernd Neuendorf hat in den vergangenen zwei Wochen nicht nur sehr viele Telefonate geführt, er hat auch gegrübelt. „Über die Binde“ zum Beispiel. „War es die richtige Entscheidung, die Binde vom Arm zu nehmen?“, hat sich der 61-Jährige täglich gefragt. Offenbar, denn der DFB-Präsident, der in der Pressekonferenz am Dienstagmittag nun den sportlichen (und nicht den politischen) Auftrag der Nationalelf in Katar betonte, räumte persönliche Fehler im Umgang mit der „One-Love“-Kapitänsbinde ein.

So hätten die Verbandspräsidenten der europäischen Protestler noch einmal die Nähe von Fifa-Präsident Gianni Infantino suchen sollen: „Ein direkter Draht wäre wichtig gewesen“, räumte Neuendorf ein und kündigte an, den DFB noch näher an die Politik zu führen. „Wir brauchen jetzt den Schulterschluss, wir müssen die Kräfte bündeln“, forderte er. Immer-noch-Bundestrainer Hansi Flick („Er ist über jeden Zweifel erhaben“) wird sich bestimmt freuen über die Unterstützung durch die Altvorderen. Das wird noch lustig mit AG und BG.

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