Reformkandidaten vor Iran-Wahl: 99 Prozent disqualifiziert
Für Reformer sind die Chancen bei der Parlamentswahl nun geringer. Von ihren 3.000 Kandidaten wurde nur ein Bruchteil vom Kontrollgremium bestätigt.
Im Iran muss der sogenannte Wächterrat die ideologische Qualifikation der Kandidaten vor Wahlen bestätigen. Die Kriterien der zwölf erzkonservativen Mitglieder dieses Gremiums für die Auswahl der Kandidaten wurden in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert. Als Kontrollgremium ist der Rat jedoch verfassungskonform.
Mit der Umsetzung des Atomabkommens und der guten Stimmung im Land wegen der Aufhebung der Wirtschaftssanktionen wurden den pro-Rohani Reformern gute Chancen auf einen Wahlsieg am 26. Februar eingeräumt. Obwohl mit den Disqualifikationen ihre Chancen nun geringer sind, hoffen die Reformer dennoch, dass sie durch eine Koalition mit dem moderaten Flügel der Konservativen einen Sieg gegen die Hardliner erzielen können.
Die Hardliner, die seit drei Legislaturperioden das Parlament dominieren, sehen ihre politische Existenz gefährdet. Bei einem Wahlsieg dieser Koalition – und der dann sicheren Wiederwahl Ruhanis – wären sie zumindest bis 2021 weg von der politischen Szene.
Das iranische Parlament hat 290 Sitze, aber politisch wichtig sind die Sitze aus den Großstädten, besonders die 30 für die Hauptstadt Teheran. Die Reformer hoffen daher, dass ihre gemeinsame Liste mit den moderaten Konservativen zumindest die Wahl in Teheran gewinnen wird. Damit könnten sie dann auch politischen Einfluss auf parlamentarische Entscheidungen ausüben.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!