Referendum in Guinea: Der Präsident bittet zur Urne
Proteste und Gewalt stören das Verfassungsreferendum in Guinea. Es wurde mehrfach verschoben und fällt nun mit dem Coronavirus zusammen.
Seit Monaten wird Guinea von Gewalt erschüttert, weil oppositionelle Jugendliche, die gegen Condés Amtsverbleib demonstrieren, sich regelmäßig Straßenschlachten mit Sicherheitskräften liefern. Mindestens 31 Menschen sind dabei seit Oktober ums Leben gekommen. Das Verfassungsreferendum war deswegen mehrfach verschoben worden – zuletzt vom 1. auf den 15. und dann auf den 22. März.
Die Opposition wirft Condé nicht nur seine Verfassungspläne vor, sondern auch Manipulation bei den Wählerlisten. Anfang März bestätigte eine Prüfmission der westafrikanischen Regionalorganisation Ecowas (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft), dass 2,438 Millionen der 7,764 Millionen Namen auf den Wählerlisten fiktiv seien und gestrichen gehörten; 38.000 reale Wähler seien zudem mehrfach eingetragen.
Die Wahlkommission behauptet, sie habe diese Fehler umgehend korrigiert, bestätigt ist das aber nicht. Eine Guinea-Reise mehrerer Ecowas-Staatschefs, unter anderem aus Nigeria und der Elfenbeinküste, zur Beruhigung der Lage wurde Anfang vergangener Woche ohne Begründung abgesagt.
Dazu kommt die Ankunft des Coronavirus in Guinea, das als Ausgangsland der größten Ebola-Epidemie der Weltgeschichte vor fünf Jahren in solchen Angelegenheiten besonders sensibel ist. Am 13. März wurde das Coronavirus bei einer wenige Tage zuvor eingereisten belgischen Mitarbeiterin der EU-Botschaft in Guinea festgestellt.
Noch am gleichen Abend erließ der Gouverneur der Hauptstadt Conakry ein Verbot aller öffentlichen Ansammlungen von mehr als 100 Menschen. Das hinderte die Regierungspartei allerdings nicht an einer rauschenden Abschlusskundgebung ihres Wahlkampfs am Samstag.
Am sonntäglichen Wahltag meldeten lokale Medien zahlreiche gewaltsame Zusammenstöße quer durch das Land. Protestierende Jugendliche riegelten einige Ortschaften komplett ab und bezogen andernorts vor Wahllokalen Stellung, damit niemand hineingeht. In mehreren Orten wurden Wahlmaterialien zerstört. Condé erklärte nach seiner Stimmabgabe, er hoffe auf „Frieden und Ruhe“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja