Rede zum Unabhängigkeitstag: Mugabe beschwört die Vergangenheit
In Simbabwe wirft Präsident Robert Mugabe der demokratischen Opposition mal wieder vor, von den Briten gelenkt zu sein. Am Samstag werden 20 Wahlkreise ganz neu ausgezählt.
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m Gwanzura-Stadion in Highfield, einem der zahlreichen Armenviertel am Rand von Simbabwes Hauptstadt Harare, wurde am Freitag ausgelassen gefeiert. Tausende Anhänger von Präsident Robert Mugabe waren gekommen, um ihren Helden zu feiern. Und der 84-jährige Präsident, der am Freitag vor 28 Jahren das damalige Rhodesien in die Unabhängigkeit geführt hatte, ließ sich nicht lumpen. "Nieder mit den Briten, nieder mit den Dieben, die unser Land stehlen wollen", rief er der johlenden Menge in seiner ersten Rede seit den Wahlen am 29. März zu. Früher hätten die Briten sich auf brutale Gewalt verlassen, um die Simbabwer zu unterdrücken und die Ressourcen des Landes zu plündern. "Heute kaufen sie einige von uns, damit sie sich gegen die Regierung wenden, sich politisch manipulieren lassen und ihre Rechte aufgeben."
Mit Sätzen wie diesen hetzte Mugabe gegen die Opposition und ihren Anführer Morgan Tsvangirai von der Bewegung für demokratischen Wandel (MDC), die die Wahl laut offiziellen Ergebnissen gewonnen hat. Beobachter sehen Tsvangirai auch bei den Präsidentenwahlen vorn, doch drei Wochen nach der Stimmabgabe gibt es immer noch kein offizielles Ergebnis. Deutlich trat am Freitag die Brutalität zutage, mit der sich Mugabe und seine Zanu-PF-Partei die Macht im Staate sichern wollen. Unmittelbar vor der Rede Mugabes fuhren Soldaten in einem Armenviertel von Haus zu Haus, um mutmaßliche Oppositionsanhänger zu verprügeln. Der südafrikanische Rundfunksender SABC berichtete, zwei Lastwagen mit gut 40 Soldaten auf der Ladefläche hätten so die Vorstadt Glenview durchkämmt und hätten nur Frauen verschont. Die Opposition hatte ihre Anhänger immer wieder gewarnt, Mugabe wolle Gewalt schüren, um dann den Ausnahmezustand zu verhängen. Regierungssprecher Bright Matonga bestätigte unterdessen am Freitag, dass in der südafrikanischen Hafenstadt Durban eine chinesische Waffenlieferung für Simbabwe angekommen sei. "Aber wir schießen natürlich nicht auf unsere Bevölkerung", gab sich Matonga scheinheilig. Aufgeflogen war der Waffentransport, weil Hafenarbeiter sich am Freitag weigerten, die Ladung zu löschen. "Wir stimmen nicht mit der Regierung überein, die will, dass wir das Schiff normal entladen", sagte der Generalsekretär der Transportgewerkschaft Satawu, Randall Howard. "Unsere Mitglieder werden weder die Ladung löschen noch sie irgendwo hinfahren." Der Frachter "An Yue Jiang" soll 1.500 Raketen, 2.500 Mörsergranaten, fast 100 Granatwerfer und 3,5 Millionen Schuss Munition an Bord haben.
Simbabwes Oppositionsführer Tsvangirai rief Südafrikas Präsident Tabor Mbeki unterdessen auf, seine Rolle als Vermittler in Simbabwe im Auftrag der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft abzugeben. Tsvangirai zufolge ist kurz nach der Wahl die Chance verpasst worden, eine Koalition aus Zanu-PF und MDC zu bilden. "Diese Gespräche sind nach einigen Tagen zusammengebrochen, als klar wurde, dass es Kräfte in Regierungskreisen gibt, die keine Koalition akzeptieren würden." Zwar hatte Südafrikas Regierung am Donnerstag zähneknirschend eine Erklärung veröffentlicht, in der sie Simbabwes Wahlkommission zu einer baldigen Veröffentlichung der Ergebnisse aufruft. Doch Mbekis Schweigen zur Lage in Simbabwe machen viele selbst in seiner Regierung für die Durchsetzung der Hardliner verantwortlich. Am Samstag sollen mehr als 20 Wahlkreise in Simbabwe neu ausgezählt werden. Oppositionsanhänger befürchten, dass Mugabe sich dann endgültig seinen Sieg herbeifälschen könnte.
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