Rechtsextreme in Spanien: Feindbild Presse
Die Partei Vox geht rüde mit kritischen Medien um. Diese werden ignoriert, beschimpft oder aus WhatsApp-Gruppen gelöscht.
Alles begann mit einer Verwechslung in der Gruppe, die die Partei für Journalisten im Messenger WhatsApp eingerichtet hatte. Dort hatte der stellvertretende Vox-Pressechef Manuel Mariscal aus Versehen eine Nachricht gepostet, die Aufschluss über die Kommunikationsstrategie gibt. Vox war kurz zuvor nicht zu einer Fernsehdebatte zugelassen worden, da dort nur Parteien teilnehmen, die bereits im Parlament sitzen.
„Wenn die Presse uns fragt, werden wir unseren Ärger kundtun, weil wir die Debatte gewonnen hätten. Wir sollten kein Wort darüber verlieren, dass uns das alles sehr gelegen kommt“, heißt es dort. Zwei Journalisten veröffentlichten dies in ihren Medien, einem Radio und einer online-Zeitung. Wenig später wurden sie aus der WhatsApp-Gruppe entfernt.
Das gleiche Schicksal ereilte kurz danach diejenigen, die über eben diese Repressalie berichteten. Auf Nachfrage der größten spanischen Tageszeitung El País bei Vos wurde mitgeteilt, die El País-Autoren seien „Manipulatoren“ und El País ein „Medium, das Fakenews verbreitet“. Das gewerkschaftsnahe online-Blatt El Plural wurde kurzerhand zur „extremen Linken“ erklärt.
Kopie der Strategie Trumps
Auch die Lokalzeitung Diario de Mallorca, die aufdeckte, dass eine von Vox verbreitete Nachricht über eine Aggression von „Feminazis“ – so nennt die Partei die Feministinnen – gegen ein Mädchen, frei erfunden war, wurde gesperrt.
Vox kopiert die Strategie des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Die Partei, deren Gründer alle aus der konservativen Partido Popular (PP) ausgestiegen sind, werden wie Trump vom rechten Kommunikationsspezialisten Steve Bannon beraten.
Vox-Parteichef Santiago Abascal wettert auf seinen Wahlkampfveranstaltungen gerne gegen die „linke Mediendiktatur“. Er schimpft auf La Sexta, einen Privat-TV-Sender, der gerne die linksalternative Unidas Podemos zu Wort kommen lässt und Vox scharf kritisiert. Jetzt verspricht er gar, im Falle eines Wahlsieges den Sender zu schließen.
Doch längst legt sich Abascal, der so gut wie keine Interviews gibt, nicht nur mit fortschrittlichen Medien an. Auch die konservative Tageszeitung ABC wurde zum Feind erklärt. Sie hatte es gewagt, Kritik Abascals zu kritisieren, der freien Waffenbesitz fordert. Als „Medium der feigen Rechten“ beschimpft Vox das Blatt seither.
Auch das öffentliche Fernsehen in Katalonien, TV3, würde Abascal gerne schließen. Der Sender müsse zum Schutz der spanischen Einheit aufgelöst werden, argumentiert er. „Mit dem Geld, das wir nicht an TV3 zahlen, können wir Geld eine Mauer bauen“, erklärt die Nummer zwei der Partei, Javier Ortega Smith.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Mangelnde Wirtschaftlichkeit
Pumpspeicher kommt doch nicht
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung