: Rechte(r) für Kirch
■ Rupert Murdoch steigt bei Kirchs Digital-TV ein, dessen Zukunft nun von einem Duopol bestimmt wird
Wenige Tage vor dem Sendestart seines Digital-TVs am 28. Juli hat sich der Kirch-Konzern deutlich verstärkt. Neuer Partner von DF1 wird der britische Fernsehvermarkter British Sky Broadcasting (BSkyB), der von dem australischen Medienmulti Rupert Murdoch beherrscht wird. Damit ist nach der jüngst vereinbarten Fusion der luxemburgischen CLT und dem Bertelsmann-Tochterunternehmen Ufa das zweite bedeutende Anbieterkonsortium für den künftigen digitalen Fernsehmarkt entstanden.
BSkyB wird sich mit maximal 49 Prozent an DF1 beteiligen. Die Mehrheit der Anteile bleibt bei Kirch. Dies dürfte sich auch nicht ändern, wenn sich weitere Fernsehunternehmen DF1 anschließen. Dafür sind beide Partner einer Stellungnahme des Kirch-Konzerns nach offen. Möglich erscheint eine Teilhaberschaft des italienischen Fernsehgiganten Berlusconi, mit dem der Kirch- Konzern unter anderem beim Deutschen Sportfernsehen (DSF) kooperiert. Auch das DSF soll in die neue Partnerschaft einbezogen werden. Offiziell hält Kirch am DSF nur eine Beteiligung von unter 25 Prozent und will nun die Absicht von BSkyB „unterstützen, eine maßgebliche Beteiligung am Sport-Kanal von wenigstens 25 Prozent zu erwerben“.
Schon dieser zweite Punkt der Absprache zwischen den beiden neuen Partnern zeigt, daß es sich bei dem Deal um eine umfassende strategische Allianz handelt, in die schon bald weitere Beteiligungen einbezogen werden dürften. Bei Kirch macht man keinen Hehl daraus, sich nun umgekehrt auch an BSkyB zu beteiligen. Damit wird die multinationale Partnerschaft der beiden Konzerne deutlich. Da der Kirch-Konzern auch im italienischen und spanischen Fernsehmarkt Beteiligungen hält, dürften auch diese Länder in die strategische Allianz einbezogen werden. Für den deutschen Markt ist dieses Bündnis von erheblicher Bedeutung. BSkyB bietet in Großbritannien schon seit Jahren ein umfangreiches Programmpaket an, das von fünf Millionen Haushalten abonniert wird. Eine solche Marktdurchdringung hat in Europa kein anderes Unternehmen erreicht. Zudem verfügen die Briten über das wichtigste Gut für den digitalen Fernsehmarkt, über Rechte an zahlreichen Filmen und Serien. Dabei spielt Murdoch mit seinem Hollywood-Studio 20th Century eine wichtige Rolle. Hinzu kommen Murdochs Partner bei BSkyB: die englischen Medienkonzerne Pearson und Granada-TV sowie die französische Chargeurs- Gruppe, die allesamt über eigene Fernsehproduktionen verfügen. So hat Kirch mit BSkyB also nicht nur einen Mitfinanzier für das milliardenschwere Abenteuer digitales Fernsehen in Deutschland gefunden, sondern zugleich auch einen Partner mit üppig sprudelnden Programmquellen. Wichtigster Verbündeter dabei ist der Mediengigant Murdoch, der über erhebliche finanzielle Möglichkeiten verfügt, seit Jahren zu den expansionsfreudigsten Unternehmen zählt und inzwischen mit einer kaum überschaubaren Zahl von Medienunternehmen weltweit agiert. Nur im deutschen Medienmarkt war Murdoch bislang kaum vertreten. Nun ist ihm nach langen Jahren des Wartens und Taktierens auch hierzulande der Marktzutritt gelungen.
Bislang beschränkten sich Murdochs Aktivitäten in Deutschland im wesentlichen auf den kleinen TV-Sender Vox. Vox wurde hauptsächlich vom Bertelsmann- Konzern aufgebaut, doch durfte der Konzern aus konzentrationsrechtlichen Gründen nur eine untergeordnete Rolle spielen; Murdoch übernahm die Führung. Nun dürften sich die Beteiligungsverhältnisse bei Vox erneut ändern, denn ein Miteinander von Bertelsmann und Murdoch scheint kaum mehr möglich.
Noch vor wenigen Wochen hatte dies ganz anders ausgesehen. Damals hatten Murdoch, Bertelsmann und die französischen Unternehmen Havas und Canal plus eine weitreichende Allianz verkündet. Als Murdoch sah, daß er hier nur eine untergeordnete Rolle spielte, zog er sich zurück und wechselte nun mit fliegenden Fahnen zu Kirch. Damit entsteht auf dem digitalen Fernsehmarkt ein Duopol: Auf der einen Seite Bertelsmann und die CLT sowie Canal plus, auf der anderen Kirch und Murdoch in Verbindung mit weiteren Partnern. Dieses Bündnis verspricht mehr Dauerhaftigkeit, denn die Partner Kirch und Murdoch eint auch ein stramm konservatives Weltbild. Horst Röper
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