Rechter PR-Manager Moritz Hunzinger: Schillernd, windig, stramm rechts
Über Moritz Hunzingers Dienste stolperten schon Politiker. Nun ist der Berater groß im Fotoagenturgeschäft unterwegs.
M oritz Hunzinger ist zurück. Der umstrittene PR-Manager sammelt Ehrennadeln wie die des deutschen PR-Rats, die Ehrenmedaille der Bundeswehr oder den Orden des Ruhmes und der Ehre der Ukrainischen Volksbotschaft. Nun sammelt Hunzinger auch Fotoagenturen. In den letzten zwölf Monaten hat er sich eines der größten Fotoalben im deutschen Markt zusammengekauft.
Jetzt könnte diese Geschichte ganz lässig erzählt werden. Hunzinger? Genau, Hunzinger. Der schillernde PR-Berater, über den in der Ära Schröder 2002 Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) stolperte. Scharping hatte von Hunzinger hohe Honorare für unklare Leistungen bekommen. Damals stand der Verdacht im Raum, es ginge auch um Kontaktanbahnung in der Rüstungsindustrie.
Weil Hunzinger Cem Özdemir wie vielen anderen günstige Privatkredite einräumte, war auch der Grünen-Politiker schnell weg vom Fenster. Hunzingers Glanzleistung war, Prominente vor schlechter Presse zu bewahren. Vor allem, wenn da gar nichts im Busch war. Üppige Honorare flossen trotzdem.
„Ah, das typische Prinzip von Risikoversicherungen“, sagt die Mitbewohnerin: „Immense Kosten, kaum Effekt.“ Hunzingers Chuzpe ging damals selbst dem Deutschen Rat für Public Relations zu weit. Die Selbstaufsicht der PR-Branche rügte Hunzinger scharf, Nadel hin oder her. Und die PR-Karriere war somit vorbei.
Da wird's einem mulmig
Jetzt ist er plötzlich Medienunternehmer und sammelt im Markt der Pressefotos ein. Er war schon mal Großaktionär bei Action Press, die über rund 50 Millionen Bilder im Bestand hat. Im letzten August übernahm er die Firma ein zweites Mal und ist jetzt Vorstandschef. Letzten Donnerstag übernahm Action Press wiederum die Bildagenturgruppe ddp. In deren Portfolio finden sich auch Picture Press und die bekannte Foto- und Reportageagentur laif. Wer jetzt mal die gedruckte taz durchblättert, wird in so ziemlich jeder Ausgabe fündig.
Mit Moritz Hunzinger als CEO wird’s einem mulmig. Der Mensch ist nämlich nicht nur schillernd und windig, sondern auch stramm rechts. Auf Facebook schreibt er von der „scheußlichen Masseneinwanderung von Wilden“. Außerdem mischt er beim Verein Bürgerlich-Freiheitlicher Aufbruch (BFA) mit. Der wettert gegen die angebliche „Diktatur der Minderheit über die Mehrheit“, halt das übliche neurechte Gewäsch. Der BFA wehrt sich lustigerweise auch gegen jedes „Framing“. Dabei hat er mit Hunzinger einen Meister dieses Fachs im Vorstand. Auch mit Bildern lässt sich prima framen und manipulieren. Was den Fotoalbenbesitzer Hunzinger eher mal problematisch macht.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Trump, Putin und Europa
Dies ist unser Krieg
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Bundestagswahl für Deutsche im Ausland
Die Wahl muss wohl nicht wiederholt werden
Bundesregierung und Trump
Transatlantische Freundschaft adé
Gedenken an Hanau-Anschlag
SPD, CDU und FDP schikanieren Terror-Betroffene
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab